Ein kleines Pochen

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Bin jetzt erst fertig geworden, wollte es dann doch morgen posten aber dann ist mir eingefallen, dass ja Ferien sind und eventuell einige von euch noch sein könntet. 🫠

Viel Spaß ❤️

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                                Barış' POV

Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, war das Erste, was ich spürte, ihr Körper an meinem. Sie lag mit dem Rücken an meine Brust gelehnt, mein Arm schützend um sie geschlungen. Für einen Moment blieb ich still liegen, den Atem angehalten, um das Gefühl ihrer Nähe in mich aufzunehmen.
Es hat mich gestern Abend eine Menge Kraft gekostet, sie nicht in meine Arme zuziehen und so einzuschlafen. Jetzt lag sie dennoch in meinen Armen, ihr Atem war ruhig und gleichmäßig, als ob sie tief schlief, doch ich konnte spüren, dass sie in der Nacht nach mir gesucht hatte, so wie ich nach ihr.

Ihr Kopf ruhte sanft an meiner Schulter und mein Herzschlag beruhigte sich allmählich. In diesem Moment fühlte ich keine Reue mehr, nur Erleichterung.
Ich ließ meine Hand leicht über ihren Arm gleiten, behutsam, fast als wollte ich testen, ob sie das auch wollte, ob sie mich auch nach all dem noch in ihrer Nähe ertrug. Und dann, fast unmerklich, bewegte sie sich ein wenig, schmiegte sich enger an mich. Es war eine kleine, aber deutliche Geste und in ihr lag mehr Vergebung als in allen Worten, die wir hätten sagen können.

Es war, als hätte die Dunkelheit der Nacht unsere scharfen Kanten abgeschliffen, als hätten wir im Schlaf die Nähe zueinander wiedergefunden, die wir gestern zwischen uns gestellt hatten. Ihr Körper fühlte sich so vertraut an und dennoch war dieser Moment neu. Langsam spürte ich, wie sie sich ganz leicht bewegte, ihre Hand suchte nach meiner und als sie meine Finger umschloss, war es, als wäre ein unsichtbarer Knoten gelöst worden.

Noch im Halbschlaf drehte sie sich zu mir, schmiegte sich an meine Brust und ich spürte ihren Atem an meinem Hals, ruhig und gleichmäßig. Allmählich ließ ich meinen eigenen Atem synchron mit ihrem fließen, als ob wir so unsere Herzen wieder auf eine Linie bringen könnten.

Es war nicht das erste Mal, dass wir uns nach einem Streit so gefunden hatten, aber etwas an diesem Moment fühlte sich anders an. Vielleicht war es die Art, wie sie mich im Schlaf gesucht hatte, oder die Art, wie sie sich an mich schmiegte.
Langsam legte ich meinen Kopf sanft gegen ihren, und ein leises, zufriedenes Seufzen entwich ihr, als ob sie spürte, dass auch ich den Frieden suchte.
So blieben wir eine Weile liegen, beide still, aber mit dem Wissen, dass wir, obwohl wir verletzt waren, nicht gebrochen waren.

Die Minuten vergingen in dieser stillen Eintracht, als würden wir beide die Zerbrechlichkeit des Augenblicks erkennen und ihn nicht stören wollen.
Alles, was zählte, war die Frau in meinen Armen und das Gefühl, dass sie, trotz allem, immer noch hier war.

Vorsichtig hob ich meinen Kopf und schaute auf ihr Gesicht. Ihre Augen waren noch geschlossen, aber ich wusste, dass sie noch im Halbschlaf war, oder vielleicht genauso in Gedanken versunken wie ich. Ihre Stirn war entspannt, die Sorgenfalten geglättet und ich konnte die Ruhe in ihrem Gesicht sehen, die sich allmählich auch in mir ausbreitete.

Plötzlich öffnete sie ihre Augen und unsere Blicke trafen sich. Es war ein Moment der Stille, in dem die Luft zwischen uns fast greifbar war, voller unausgesprochener Gefühle und Gedanken. Ihre Augen waren weich, aber auch nachdenklich, als ob sie sich genauso fragte, wie wir in dieser Position gelandet waren.

„Es tut mir leid güzelim", flüsterte ich schließlich, obwohl ich wusste, dass es nicht viel ändern würde. Ihre Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln, das nur einen Hauch von Müdigkeit trug, als hätte auch sie in der Nacht gerungen, mit sich, mit uns.
Eigentlich hätte ich erwartet, dass sie mich wegschubsen würde, sobald sie vollständig wach wurde aber sie ließ meine Nähe zu.

Benim evim || Barış Alper YılmazWo Geschichten leben. Entdecke jetzt