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Barış fuhr stumm zu unserer Hütte, meine Gedanken kreisten ununterbrochen über die verletzenden Worte seiner Mutter.
Recht hatte sie ja aber muss man einen so angreifen?
Ja, ich kann ihm keine Kinder schenken aber ist man nur eine Familie, wenn man Kinder hat?
Kann man sich ohne Kinder nicht lieben?

„Barış halt an", murmelte ich und schnallte mich ab.

„Was? Wieso?", er schaute verwirrt zu mir, folgte aber meiner Bitte und hielt an der Seite an.
In derselben Sekunde stieg ich aus und atmete tief durch, ich hörte wie Barış ebenfalls ausstieg.
„Was dachte sie sich dabei? Wieso kann sie mich nicht einfach akzeptieren? Was habe ich ihr je getan, Barış?", verzweifelt sah ich an, in der Hoffnung, dass er mir die Antworten dazu geben kann, obwohl ich wusste, dass er genauso ahnungslos war, wie ich.

„Birtanem, güzelim benim", er kam zu mir und hielt mich an meinen Armen fest.
„Senin o gözlerinden dökülen yaşa kıyamam ben. Bilmiyorum güzelim, annem neden böyle Bilmiyorum.
Ama sana söz veriyorum, bir daha annem ile yüz yüze gelmeyeceğiz. Tamam mı, güzelim?
Kim ne derse desin, kimse ayıramaz bizi. Kimse bozamaz aramızı", er schloss mich in seine Arme.
Sobald ich seine Arme um mich spürte, ließ ich meine Gefühle frei laufen, ich weinte los.

Barış hielt mich so lange in den Armen, bis ich mich beruhigte.
Er strich mir immer wieder durch das Haar, seine Berührungen gaben mir Kraft, seine starken Arme beschützen mich, vor das böse in der Welt.
Mit jedem Atemzug, entspannte ich mich immer mehr, mein Schluchzen wurde immer weniger.
Langsam löste ich mich von ihm und blickte hoch, seine Hände legte er an meinen Wangen und gab mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.
„Lass uns gehen, hm?", meine Hände legte ich auf seine.
„Gidelim güzelim", er öffnete mir die Tür und ich stieg ein.
Einige Sekunden später rollte das Auto wieder los und ich schaute raus aus dem Fenster.
Die Dunkelheit zog an mir vorbei und ich konnte meine Augen kaum noch aufhalten.

__

Es sind heute zwei Tage vergangen, seitdem wir zurück aus Rize sind.
Als wir wieder zu Hause waren, versprach ich mir selber, dass ich alles Negative in Rize zurückgelassen und nie wieder daran denken werde.
Bis jetzt klappte es ganz gut.

Gerade verließ ich das Büro und stieg erschöpft in mein Auto ein.
Es war spät und ich war froh, dass ich endlich nach Hause konnte.
Ich ließ den Motor an und lehnte mich für einen Moment zurück, bevor ich losfuhr. Der Arbeitstag war lang gewesen, meine Gedanken waren noch immer bei den Aufgaben, die ich geschafft hatte und bei denen, die auf morgen warteten.
Sevgi war nach ihrem Urlaub aus gesundheitlichen Gründen immer noch abwesend, langsam musste ich eine Verstärkung einstellen, wenn es so weiter geht.

Als ich losfuhr, rollte das Auto fast lautlos durch die vollen Straßen. Der Verkehr war wie immer nicht auszuhalten. Im Radio lief leise Musik, doch ich hörte kaum hin.

Als ich auf die Auffahrt zu unserem Haus einbog, spürte ich, wie die Anspannung langsam von mir abfiel. Ich parkte das Auto und blieb für einen Moment sitzen. Der Motor verstummte und mit ihm auch die letzten Geräusche des Tages. Es war fast, als würde die Stille jetzt endlich vollständig Einzug halten.

Mit einem tiefen Atemzug stieg ich aus, schloss das Auto ab und machte mich auf den Weg zu der Haustür.
Vor der Tür lag ein Riesen Blumenstrauß und ich musste lächeln, Barış war für zwei Tage in Bodrum und hatte mir anscheinend Blumen schicken lassen.
Lächelnd nahm ich den Strauß in die Hand, schloss die Tür auf und ging rein.

Ich beschloss, mir einen Moment Zeit zu nehmen, um sie in eine Vase zu stellen.
Zuerst schickte ich Barış ein Selfie mit den Blumen.

A: Birtanem, die Blumen sind wunderschön. Teşekkür ederim ❤️

Benim evim || Barış Alper YılmazWo Geschichten leben. Entdecke jetzt