Der Nachmittag rückte heran und die erste Therapiesitzung stand bevor. Ich hatte mir so lange eingeredet, dass ich das alleine schaffen könnte, dass ich stark genug sein müsste. Jetzt fühlte es sich an, als würde ich all meine Risse und Brüche offen vor jemanden legen müssen, als ob das, was ich die letzten Wochen verzweifelt, zusammenzuhalten versucht hatte, nun vor einem Fremden in tausend Scherben fallen würde.
Barış fuhr mich hin. Während der Fahrt lag seine Hand beruhigend auf meiner und obwohl er kaum ein Wort sagte, war seine Nähe beruhigend. Aber je näher wir der Praxis kamen, desto mehr wuchs die Unruhe in mir.
„Ich warte hier", sagte er sanft, als wir vor dem Gebäude ankamen.
Bedrückt nickte ich, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen. Gezwungenermaßen stieg ich aus und betrat das Gebäude, mein Herzschlag laut in meinen Ohren. Die Wände wirkten plötzlich bedrohlich eng und jeder Schritt auf dem kühlen Boden verstärkte die Nervosität. Die Empfangsdame lächelte freundlich und zeigte mir den Weg zum Behandlungsraum.
Ein Mann mittleren Alters bat mich herein, unsicher trat ich herein und nahm auf den Sessel Platz, worauf er hinzeigte. Er stellte sich vor, Dr. Kaya, er fragte behutsam nach meinem Befinden, ohne Druck und ich versuchte, ruhig zu bleiben, die Kontrolle über meine Stimme zu bewahren, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Das Gewicht der letzten Tage, das ich so lange in mir eingeschlossen hatte, begann sich in mir zu drehen.
„Es tut mir leid, ich.. ich weiß nicht, wie ich anfangen soll", murmelte ich schließlich und ein Kloß bildete sich in meinem Hals.
Er nickte verständnisvoll.
„Das ist völlig in Ordnung. Wir fangen so an, wie es für Sie am angenehmsten ist. Sie müssen nicht sofort alles erzählen. Schritt für Schritt."Diese Worte ~ „Schritt für Schritt" ~ erinnerten mich an das, was Barış immer gesagt hatte. Ein kleiner Teil von mir begann sich zu öffnen, ganz langsam. Schließlich begann ich zu sprechen, zuerst vorsichtig, fast flüsternd. Ich sprach über die Ereignisse der letzten Tage, über den Verlust, über die Leere, die mich nun wie ein endloses Loch in mir verfolgte.
Es war schmerzhaft, all das laut auszusprechen. Es fühlte sich an, als würde ich eine Mauer einreißen, die ich die ganze Zeit fest verteidigt hatte. Aber während ich sprach, merkte ich, dass die Last in mir leichter wurde, als ob ich ein wenig Luft schöpfen konnte. Er stellte nur wenige Fragen, aber sie waren präzise, durchdacht und führten mich zu Gedanken, denen ich zuvor ausgewichen war.
„Es fühlt sich so an, als hätte ich ein Teil von mir verloren, einen wichtigen Teil.. dessen Platz nie wieder vollständig zuwachsen oder ersetzt werden kann", ich atmete tief durch, um die Tränen zu unterdrücken, die sich bemerkbar machten.
„Wir hatten die Herzschläge gehört.. manchmal habe ich das Gefühl, dass sich das ständig in meinem Kopf abspielt", trotz der Tränen in meinen Augen, hatte ich ein leichtes Lächeln auf den Lippen als ich daran dachte.
„Er war unsere Hoffnung, in der Zeit, wo wir dachten, dass es unmöglich wäre Eltern zu werden, kam diese Schwangerschaft, wie ein Licht in unsere dunkele Welt, indem ich Angst hatte, wir würden uns darin irgendwann verlieren..", ich spielte nervös mit meinen Fingern, meine Blicke in die Ferne gerichtet.
„Und jetzt.. jetzt ist die Angst noch größer", flüsterte ich verzweifelt.
Dr. Kaya nickte verständnisvoll, überlegte einige Sekunden, bevor er antwortete.
„Es tut mir so leid, was Sie erleben mussten. Ein Verlust, gerade in der frühen Schwangerschaft, ist tief schmerzhaft, auch wenn das oft von außen nicht immer verstanden wird. Die Verbindung zu Ihrem Kind war echt und bedeutsam und es ist ganz natürlich, dass der Schmerz und die Trauer jetzt Raum in Ihrem Leben einnehmen..", er legte eine kleine Pause ein und ich richtete meine Blicke auf ihn.
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Benim evim || Barış Alper Yılmaz
FanfictionEr schaute mir tief in die Augen und strich mir die einzelnen Strähnen hinter mein Ohr. „Ich weiß du bist rechtlich immer noch verheiratet aber.." Aber was? Worauf möchte er hinaus? Bin ich bereit es zu hören? Ich schaute ihn Neugierig an. „Aber.. s...