Kapitel 32

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Pov. Tim

Die Autofahrt war mindestens so schweigsam wie das Essen. Stegi schaute ständig nervös in alle Richtungen, kaute auf den Fingernägeln und zitterte hibbelig mit seinem Bein. Ich legte meine Hand kurz auf seinen Oberschenkel und schaute ihn an. Er griff nach dieser und ließ seinen Oberschenkel für den Rest der Fahrt ruhen.

Als das Auto vor dem Krankenhaus hielt verkrampfte sich seine Hand in meiner und er schaute das Gebäude lange an, bevor er die Tür öffnete und ausstieg.

Als wir vor der Zimmertür zu Stegis Vater standen, griff er wieder nach meiner Hand und ich nickte ihm zu. Kurz darauf öffnete seine Mutter die Tür und wir vier traten ein in das weiße Zimmer. Es sah trostlos und leer aus. Es stand nur ein einziges Bett in dem Raum und mehere, laut piepsende Geräte. Und dann sahen wir Stegis Vater, der mit geschlossenen Augen und blasser Haut angeschlossen an den Geräten im Bett lag. Stegis Hand umklammerte meine fest. Er borte seine Finger in meinen Handrücken, sodass es beinahe schon wehtat. Es schien als würde er Halt suchen.

Nach kurzer Zeit des Schweigens betrat ein Artzt den Raum und durchbrach somit die Stille. Er reichte uns allen seine Hand und lehnte sich gegen das Bett.

"Ihr Mann, beziehungsweise Vater wurde von uns nach einer Notoperation in das künstliche Koma gelegt, da das Herz nach dem Infarkt so schwach war, dass es mit Medikamenten, sogenannten Katecholamine, unterstützt werden muss. Das ist nur möglich, wenn der Patient tief schläft. Außerdem ist das Ganze eine Maßnahme, die zur Genesung beitragen soll. Dadurch wird vermieden, dass die körperlichen Funktionen in Stress geraten und sich somit sein Zustand verschlechtert. Wir werden ihn jedoch wieder aus dem Koma holen. Ob und wann er wieder aufwacht hängt allerdings von ihm selbst ab. Außerdem ist es möglich, dass er nach dem Aufwachen ein komplett anderer Mensch und nicht richtig bei sich ist. Nach einer Reha allerdings kann sich das legen. Bleibende Schäden schließen wir aus, da er keinen längeren Sauerstoffmangel erlitten hat. Jedoch ist eine medikamentöse Behandlung, eine gesunde Ernährung und viel Sport wichtig um weitere Infarkte und Herzrhythmusstörungen vorzubeugen. Warten wir aber erst einmal auf das Aufwachen ihres Vaters.", erklärte der Arzt uns ausführlich und lächelte uns kurz mitleidig zu.

Ich musste schlucken. Ganz schön viele Informationen auf einen Schlag. Ich versuchte Stegi zu beruhigen, indem ich ihm sanft und gleichmäßig über den Rücken strich. Er war wohl in seinen Gedanken versunken, denn er schaute durchgängig auf den grauen, kalten Boden.

Zurück bei Stegis Haus gingen wir direkt in sein Zimmer. Er legte sich in sein Bett und Mona und ich setzten uns auf das Sofa. Ich holte meine Handy hervor und checkte meine Nachrichten und beantwortete einige. Plötzlich fing Stegis Handy mehrmals hintereinander an zu piepsen. Als Stegi sich nach Minuten immernoch nicht regte fragte ich ihn: "Ich glaub da will jemand was von dir. Willst du nicht antworten?" Er seufzte, setzte sich auf und guckte auf sein Handy, welches in diesem Moment wiedereinmal pipste. "Das ist Mika. Er schreibt mich schon den ganzen Tag voll." "Darfs ich lesen?", fragte ich neugierig. Stegi dachte kurz nach, warf mir aber im nächsten Moment sein Handy entgegen.

Stexpert - You Are The ReasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt