Kapitel 31

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Pov. Tim

Als ich aufwachte war es bereits 3 Stunden später. Wie konnte ich nur so lange schlafen? Mona hörte Musik und schaute stumm aus dem Fenster. Stegi lag mittlerweile mit seinem Oberkörper komplett auf mir. Doch es störte mich nicht, im Gegenteil. Er schlief seelenruhig und ich strich ihm vorsichtig und zurückhaltend über die Seite. Wie er es geschafft hatte mich so zu verändern wusste ich nicht genau, aber es war mir auch egal, solange ich Sturrkopf endlich meine Fehler eingesehen hatte. Womit hatte ich seine Nähe verdient?

Pov. Stegi

Langsam wurde ich von Tim aus meinem Schlaf gerissen. "Wir sind da, kleiner.", sagte er und öffnete die Tür. Mona und ich stiegen ebenfalls aus und holten unsere Koffer aus dem Kofferraum. Kurz darauf drückte ich die Klingel. Was ich sah als meine Mutter die Tür öffnete ließ mich erschaudern und mein Herz in tausend Teile zertrümmern. Meine Mutter hatte ihren Schlafanzug an und stand mit tränenüberströmten Gesicht und Augenränder bis zum Boden im Türrahmen. Ihre Haare waren zu einem verstrubbelten Zopf gebunden und ihre Hautfarbe war blasser als sonst.

Ich ließ meine Tasche fallen und zog sie in eine Umarmung. Mona kam ebenfalls dazu und legte einen Arm um meinen Rücken.

Nach einer Weile löste ich mich von ihr und wischte meine Tränen weg. Ich schaute zu Tim, der neben mir stand und mir kurz sanft über meinen Handrücken strich. "Mama das ist Tim. Jemand aus dem Internat. Mona kennst du ja schon.", stellte ich meiner Mutter Tim vor. Sie musterte ihn und Tim reichte ihr die Hand und begrüßte sie: "Hi freut mich sie kennenzulernen, auch wenn die Umstände weniger erfreulich sind. Es tut mir leid." "Nenn mich einfach Melanie. Freut mich auch dich kennenzulernen Tim.", meine Mutter ergriff Tims Hand und zwang sich ein mattes lächeln auf. Er überragte meine Mutter, genauso wie auch mich mindestens um einen Kopf. Von wem ich meine Körpergröße geerbt hatte war offensichtlich.

"Kommt erstmal rein und packt eure Sachen aus. Danach fahren wir dann ins Krankenhaus.", ihre Stimme war brüchig und leise.

"Jungs ich beziehe freiwillig das Gästezimmer.", sagte Mona, zwinkerte uns zu und lief direkt die Treppe hinauf. Ich wurde leicht rot, nahm aber daraufhin Tims Hand und zog ihn mit in mein Zimmer. Dort legte er seine Tasche auf meine Couch ab und ich betrachtete mein altes Kinderzimmer. Alles war noch genauso wie damals als ich es verlassen hatte. Mein Bett stand an der einen Wand unter einer Schräge. Darüber war ein Kippfenster. An der Wand gegenüber stand ein Regal mit einem Fernseher und meheren Spielkonsolen. Davor war die Couchgarnitur aufgebaut. Ansonsten war in meinem Zimmer noch ein älterer Schrank und ein Schreibtisch. Außerdem zierte die Wand immernoch meine alte Dino-Tapete und in meinem Regal standen alle Teile von Jurassic-park plus die Dinofiguren.

Tim stand mit einem Blick auf mich gerichtet in meinem Zimmer herum und musterte mich. "Was?", fragte ich ihn nach einer Zeit, in der er mich nur ansah. "Nichts. Wollen wir runter gehen?", murmelte er leise und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

Als wir die Treppe herunter gegangen waren, roch es bereits verfüherisch gut aus der Küche und wir schlenderten hinein. Mona half gerade meiner Mutter beim Kochen und lächelte uns flüchtig zu.

Während des Essens war die Stimmung gedrückt. Niemand traute sich so richtig etwas zu erzählen aus Angst etwas Falsches zu sagen. Tims besorgter Blick lag oft auf mir, doch ich ignorierte das. "Und wie läuft es so im Internat?", fragte uns meine Mutter nach einer Weile um die Stimmung zu lockern. Es interessierte sie wahrscheinlich in Wirklichkeit nichtmal, da sie im Moment ganz andere Sorgen hatte, jedoch antwortete ich trotzdem. "Ganz gut. Eine zeitlang ging es mir eher schlecht dort und ich hatte in der Phase ziemlich viel Heimweh, aber ich habe ja Mona und... und jetzt habe ich auch noch Tim.", sagte ich und blickte in seine Richtung. Er erwiederte meinen Blick flüchtig, bevor er auf seine Hände guckte. Er wusste das er der Grund für die Zeit in der es mir schlecht ging war. Um ihm zu zeigen, dass ich ihm verziehen hatte griff ich unter dem Tisch nach seiner Hand. Er blickte immernoch auf seine Hände, die nun meine umklammerten.

"Lass uns den Tisch abräumen und ins Krankenhaus fahren.", holte mich meine Mutter aus meinen Gedanken. Ich ließ Tims Hand los und stand auf um meinen Teller in die Spülmaschiene zu räumen.

Stexpert - You Are The ReasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt