Kapitel 49

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Pov. Stegi

Ich erwiderte den Kuss und lächelte in ihn hinein. Glücksgefühle durchströmten meinen Körper und ein wohliges Kribbeln machte sich in mir breit. Wenn man eine Person verliert, dann bemerkt man erst wie sehr man sie geliebt hat. Umso glücklicher war ich dafür in diesem Moment.

Langsam löste sich Tim von mir und schaute mir tief in meine Augen. "Ich liebe dich Stegi.", sagte er mir ohne Vorwarnung ins Gesicht. Ich war unfähig zu antworten. So ganz realisiert hatte ich die Situation wohl doch noch nicht. Also stand ich einfach nur da und lächelte wie ein Honigkuchenpferd dümmlich vor mich her.

Bis auf einmal ein Klatschen die Stille durchbrach. "Wow Tim, echt.", sagte Rafi mit ironischem Unterton. "Will mir vielleicht noch jemand etwas beichten?" Er schaute sich um. Ich hatte in meinem Gefühlschaos überhaupt nicht gemerkt, dass sich eine Gruppe Schüler um uns herum versammelt hatte.

Plötzlich trat jemand aus der Gruppe hervor. Er murmelte ein leises "ich" und ging auf Rafi zu. Kurz vor ihm zögerte er, doch dann legte er seine Lippen auf die von Rafi. Derjenige war Tobi. Mit großen Augen beobachtete ich das Geschehen.

Nach dem Kuss zog Tobi seine Lippen wieder zurück, schaute Rafi kurz in die aufgerissen Augen und verschwand dann in Richtung seines Zimmers. Die Gruppe um uns fiel in ein getuschel. Ich beobachtete Rafi, der nachdenklich auf den Boden schaute und sich über seine Lippen strich. Tim Griff nach meiner Hand und zog mich mit sich. Wir ließen Rafi alleine zurück und auch die Gruppe löste sich auf.

"Danke.", murmelte ich leise. Tim schaute mich von der Seite an, während wir so nebeneinander her gingen. "Wofür.", fragte er stirnrunzelnd. "Na dafür, dass du zu deinen Gefühlen stehst. Das ist mutig von dir. Ich weiß, wie schwer es dir fällt. Und ich weiß, dass ich es dir vielleicht nicht wirklich leicht gemacht habe." Nun blieb Tim stehen und zog mich an meiner Hand so, dass ich vor ihm stand. "Hör auf damit dir Vorwürfe zu machen! Ich habe dich einfach viel zu sehr vermisst und eingesehen, dass ich nicht ohne dich Leben will. Naja die Sache mit Tobi hat dann meine Entscheidung mich zu outen natürlich auch noch einfacher gemacht, weil ich wusste, dass er mein Freund bleiben wird, aber der Hauptgrund warst du.", seine Worte umwickelten mein gebrochenes Herz und flickten alle Einzelteile wieder zusammen. Mit jedem Augenblick, den ich länger in seine Augen schaute, verliebte ich mich noch ein Stück mehr. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Es war ein ungewohntes Gefühl, aber ich könnte mich sehr gut dran gewöhnen Tim jetzt immer bei mir zu haben. Er war die Perfektion. Meine bessere Hälfte.

Plötzlich wurde unser Kuss durch jemanden unterbrochen. "Du bist Schwul?!", rief ein jüngerer Schüler entsetzt durch den Flur. Tim und ich sprangen förmlich auseinander. Tim schaute mich panisch an, doch aufeinmal stand Rafi neben uns und musterte den anderen Schüler. "Ja ist er. Aber mach dir keine Hoffnungen. Er ist vergeben.", rief Rafi als Antwort an Tims Stelle und drehte sich danach zu uns um. Er lächelte Tim und mich matt an. Dann sagte er: "Hey, ehhm, es tut mir Leid wie ich mich euch gegenüber verhalten habe. Das war falsch. Ich hatte nur so unendlich Angst dich als meinen Kumpel zu verlieren Tim und ... ach keine Ahnung ich habe mich einfach falsch verhalten.", er schaute schüchtern auf den Boden. Das war eine komplett andere Seite von ihm, die mir bisher immer verborgen geblieben war, "könnt ihr mir vielleicht verzeihen. Tim, Freunde? Und Stegi, Frieden?" Er hielt uns die Hand hin. Tim schaute auf sie. Dann lächelte er, schob Rafis Hand weg und zog diesen in eine brüderliche Umarmung. Auch Rafi fing nun an zu lächeln.

Nachdem sich die beiden wieder gelöst hatten, hielt Rafi mir ebenfalls die Hand hin und ich schlug ein. "Ich muss mich ja mit dem Kumpel von meinem Freund verstehen.", Sagte ich zwinkernd. Rafi lächelte. "Ja ich hab echt scheiße gebaut. Ist doch egal ob du schwul bist oder nicht.", sagte er überraschender Weise leise. Tim musterte ihn und fing an zu grinsen. "Na hat Tobis Kuss etwa was bewirkt?", fragte er und zog die Augenbrauen hoch. Rafi wurde aufeinmal extrem rot, doch überspielte das ganze gekonnt. "Hals Maul du Schwuchtel.", sagte er lachend. Wir stiegen in sein Lachen mit ein. Ich war glücklich.

Stexpert - You Are The ReasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt