Kapitel 64

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Pov. Tim

Wir liefen die Gänge des Gebäudes entlang, doch weit und breit war keine Spur von Stegi. Während wir in Richtung Ausgang gingen sagte meine Mutter: "Ich rufe jetzt die Polizei." Ich nickte und schaute mich um. Und da entdeckte ich sie. Die blonden verwuschelten Haare. Er saß an der Wand, die Beine angewinkelt, das Gesicht zwischen den Armen versteckt, die auf seinen Knien ruhten. "Ist glaub ich nicht nötig. Ich hab ihn gefunden.", sagte ich und strahlte über beide Ohren. Ohne zu zögern ging ich auf ihn zu und tippte ihn an. "Stegi?", fragte ich vorsichtig. Er hob den Kopf und riss seine Augen auf. Plötzlich fing auch er an zu strahlen. "Tim.", rief er und sprang auf. Er schlung seine Arme um meinen Bauch und ich meine um seine Schultern. Er legte seinen Kopf gegen meinen Brustkorb, während er murmelte: "Zum Glück habt ihr mich gefunden. Ich dachte ich finde euch nie wieder."

"Stegi", rief meine Schwester in diesem Moment und er löste sich wiederwillig aus meinen Armen. Sie zog meinen Freund ruckartig zu sich und küsste ihn.

Pov. Marie

Während ich Stegi küsste durchflutete mich ein Wall an positiven Gefühlen. "Ich bin so glücklich dich zu sehen. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.", sagte ich und spielte meine Rolle vor meinen Eltern perfekt. Die Sache war nur, dass ich sie gar nicht spielen brauchte. Denn auch, wenn ich es mir nicht eingestehen wollte wusste ich, dass ich etwas für Stegi empfand. Ich liebte es ihm nah zu sein, ich liebte es ihn zu küssen. Aber ich wusste, dass mein Bruder dasselbe fühlt wie ich und dass seine Gefühle von Stegi erwiedert werden. Also musste ich die Sache totschweigen. Denn ich liebte meinen Bruder umd ich wollte nicht, dass er mich hasst.

Pov. Tim

"Was ist jetzt eigentlich mit den Tüten.", fragte mein Vater. "Ist doch egal. Hauptsache Stegi geht es gut.", antwortete meine Schwester. "Na gut, aber lass uns trotzdem nocheinmal dort hingehen und nachgucken. Vielleicht stehen sie ja noch dort."

Obwohl es ziemlich unwahrscheinlich war behielt mein Vater recht und meine Schwester hatte Glück. Die Tüten, mitsamt ihrem Inhalt hatten sich in den letzten vergangenen 2 Stunden nicht vom Fleck gerührt.

Für die nächsten Stunden wollte meine Schwester unbedingt Stegi bei ihrer Shoppingtour dabei haben, also ging ich alleine mit meinem Vater weiter. Als wir an dem Laden von vorhin vorbeikamen blieb ich stehen. "Ich möchte da kurz rein.", sagte ich und deutete auf das Geschäfft. Es war ein Gravurunternehmen. "Wieso das denn?", fragte mein Vater verwundert. Ich beantwortete ihm seine Frage nicht, sondern betrat das Geschäfft. Mein Vater folgte mir. Ich schaute mir die Vitrinen an. Man konnte alles mögliche Gravieren lassen: Ringe, Ketten, Armbänder, Kugelschreiber, Broschen, doch ich entschied mich für einen Ovalförmigen Schlüsselanhänger, da ich mir denken konnte, dass Stegi nicht auf Schmuck oder Kugelschreiber steht. Ich ging zu einer Angestellten und fragte auf Englisch, ob ich einen Anhänger gravieren lassen könnte. Daraufhin gab sie mir einen Zettel. Dort konnte ich die Schriftart ankreuzen und draufschreiben, was graviert werden soll. Ich füllte den Zettel aus und gab ihn wieder ab. Eine Weile später kam die Frau mit einer Box wieder und ich bezahlte. Ich wollte die Box gerade von der Kasse nehmen und gehen, doch eine Hand war schneller. Nämlich die meines Vaters. Er öffnete die Box und nahm den Schlüsselnanhänger heraus. "Für meinen Delfin - von Tim ❤", las er laut vor und hob fragend eine Augenbraue hoch, "für wen ist das?" Mein Puls stieg schlagartig. "Ehhm das ist für Jule.", log ich und riss ihm den Anhänger und die Box aus der Hand und packte sie ein. "Wieso Delfin?" "Naja Jule ist eben eine gute Schwimmerin und das ist ihr Spitzname.", begründete ich. "Aha", murmelte mein Vater misstrauisch und musterte mich, "und wieso schenkst du ihr keinen Schmuck? Sie ist doch ein Mädchen. Oder etwa nicht?" Langsam wurde ich wütend. Konnte er sich nicht um seinen eigenen Dreck kümmern. "Sie trägt halt nicht so häufig Schmuck, okay.", sagte ich genervt. Ich war ein Lügner. Ich lügte meinen eigenen Vater an und ich hoffte die Lügen würden eines Tages ein Ende finden. Fragt sich nur, ob mein Vater dann überhaupt noch ein einziges Wort mit mir wechseln würde.

Stexpert - You Are The ReasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt