Kapitel 15

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Pov. Stegi

"Tadaaa...", rief Troye, als er den Raum als letzter betrat und hielt eine leere Wodka Flasche in die Luft. "Ich will anfangen! Ich will anfangen!", schrie Phillip daraufhin, riss ihm die Flasche aus der Hand und legte sie in die Mitte unseres Kreises auf den Boden. "Ich sag im vorraus was die Person machen muss. Und zwar muss sie für uns strippen.", kündigte er gut gelaunt an. Phillip drehte die Flasche, die schließlich bei Lara stehen blieb.

Während des Spiels betete ich durchgängig, dass ich ja nicht drankommen würde. Ich hatte kein starkes Selbstbewusstsein und hasste dieses Spiel. Hin und wieder schaute ich rechts neben mir, wo Tim die ganze Zeit mit einem ausdruckslosen Blick auf den Boden gerichtet saß. Bis die Flasche plötzlich auf ihn zeigte und ihn somit aus seiner Starre holte. Lena, die die Flasche gedreht hatte, stellte ihm daraufhin eine Frage, die mein Herz einen Satz machen ließ.

"Bist du in jemanden aus dieser Runde verliebt?", fragte sie Tim und schaute ihm dabei grinsend in die Augen. Tim guckte durch die Runde und als letztes blieb sein Blick an mir hängen. "Ja", antwortete er leise und senkte seinen Blick wieder zum Boden. Ich merkte wie Jule anfing zu lächeln, leicht rot wurde und Tim ansah. Marie, ihre beste Freundin, stieß ihr mit dem Ellenbogen in die Seite und grinste sie verschwörerisch an. Was die beiden, und auch alle anderen außer Mona und mir nicht wussten war, dass Tims Gefühle nicht Jule galten. Sie galten mir und bei diesem Gedanken musste ich leicht lächeln.

Tim ergriff die Flasche und sagte: "Der nächste muss sein Oberteil mit seinem gegenüber tauschen." Jetzt drehte er die Flasche, die auf Tobi gerichtet stehen blieb. Tobi sah mich daraufhin an. Zuerst verstand ich nicht warum, dann bemerkte ich aber, dass Tobi mir direkt gegenüber saß. Er hatte sich sein T-shirt bereits über den Kopf gezogen und wirbelte es mit ausgestrecktem Arm über sich herum. Ich jedoch zögerte. Ungern wollte ich, dass alle meinen nackten Oberkörper sehen konnten. Da die blauen Flecken aber zurückgegangen waren, weil mich seit Sonntagabend ja niemand mehr geschlagen hatte, es leicht dunkel war und die anderen eh genug aufhatten, als dass es sie wahrscheinlich interessieren würde, konnte ich mich überwinden und zog mein Shirt aus. Ich warf es Tobi zu. "Hahaha guckt euch den Lauch an!", lachte Tobi gehässig und zeigte auf mich. Tim warf ihm einen bösen Blick zu, sagte aber nichts. Ich schaute auf meine Hände und machte mich klein. "Lass Stegi in Ruhe du Pisser!", verteidigte Felix mich, riss Tobi sein Shirt aus der Hand und warf es mir zu. Daraufhin zog ich es mir schnell über und schenkte Felix ein dankendes lächeln. Während ich in Tobis Shirt fast versank, konnte er meins beinahe bauchfrei tragen und bei diesem Anblick musste ich kurz lachen und die anderen stiegen mit ein.

"Okey Leute der nächste muss mit demjenigen der links von ihm sitzt rumknutschen.", rief Tobi überzeugt und schelmisch grinsend im nächsten Moment. Genervt starrte ich Tobi an. War das sein ernst? Neben ihm selbst saß nichtmal ein heißes Mädchen, sondern nur Rafi. Also brachte ihm die Aufgabe doch gar nichts. Wie dem auch sei hoffte ich mit aller Kraft mal wieder, dass die Flasche nicht bei mir stehen blieb. Links neben mir saß Kathi und ich wusste, dass sie ein Auge auf mich geworfen hatte. Auch wenn sie wusste, dass ich schwul bin, machte sie sich dauernd Hoffnung und ich wollte ihre Gefühle zu mir ja nicht verstärken. Mit soetwas konnte ich nämlich nicht gut umgehen.

Tobi griff nach der Flasche, legte sie auf den Boden, holte aus dem Handgelenk schwung und die Flasche fing an sich zu drehen. Sie wurde immer langsamer und blieb beinahe auf mich gerichtet stehen. Erst wollte ich erleichtert ausatmen, merkte dann aber auf wen die Flasche wirklich zeigte. Ich schaute zu meiner rechten, denn wie das Schicksal es so wollte zeigte die Flasche auf Tim. Und wer saß links neben ihm? Ich natürlich. Es musste ja so kommen. Als ich realisierte, was das bedeutete verschnellerte sich mein Puls schlagartig und ich wurde nervös. Meine Hände fingen an zu schwitzen und und mein Herz sackte mir in die Hose. Ich musterte Tim, der wie gebannt auf die Flasche starrte. Sein Kopf war hochrot angelaufen. Irgendwie süß. Jetzt hob er seinen Kopf und sah Tobi mit einem Blick an, der wohl soetwas wir 'Fick dich' heißen sollte. Was der Kuss für Tim in Wirklichkeit bedeuten würde wusste Tobi wahrscheinlich nicht, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass Tim ihm von seinen Gefühlen erzählt hatte. "Wie lange?", fragte Tim mit seiner dunklen Stimme leise. "10 Sekunden.", antwortete Tobi grinsend.

Jetzt drehte sich Tim zu mir um und sah mir tief in die Augen. "Tut mir leid.", flüsterte er in meine Richtung, ohne dass die anderen es hören konnten. Ich blieb stumm. Was meinte er damit?

Er legt eine Hand in meinen Nacken und direkt löste seine Berührung Gänsehaut an der Stelle aus. "Küssen, küssen, küssen..!", riefen die Anderen wie Bekloppte im Hintergrund. Doch ich blendete sie vollkommen aus. Für mich zählte in diesem Augenblick nur Eins und das waren Tims unfassbar schönen Augen. Er zog mich an meinem Nacken zu sich, kam meinem Gesicht immer näher, bis ich seinen Atem auf meinen Wangen spüren konnte und legte seine Lippen vorsichtig auf meine, die bei der Berührung sofort anfingen zu kribbeln. Tim war viel zurückhaltender und sanfter als ich es von ihm erwartet hätte. Ich erwiederte den Kuss und griff hinter Tims Rücken nach seiner Hand. Es fühlte sich so verdammt gut und richtig an. Seine Lippen auf meinen.

Stexpert - You Are The ReasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt