Kapitel 10

10.8K 814 58
                                    

Pov. Stegi

Ächzend sackte ich immer weiter zusammen. Tims Schlag ließ meinen Magen pochen. Zuerst hatte ich gedacht er würde mich vor Rafi und Tobi beschützen. Als er in meine Augen geguckt hatte, wurde mir warm ums Herz. Jedoch löschte er dieses Feuer direkt wieder durch seine Taten. Was war nur mit ihm los?! Ich konnte es mir nicht erklären.

Ich richtete mich vorsichtig wieder auf und nahm all meinen Mut zusammen. "Alter was ist dein scheiß Problem?", fragte ich ihn mit zittender Stimme. Er guckte auf den Boden. "Was hab ich angestellt? Was hab ich Rafi, Tobi und vorallem dir getan, dass ihr mich so hasst und dass ihr mir das hier zufügt?", ich zog mein Shirt hoch und gab den Blick frei auf meinen von Blutergüssen übersähten Oberkörper. Jetzt schaute er in meine Richtung. Zuerst in meine Augen, dann auf meinen Bauch. "Was Tim?!", versuchte ich ihn anzuschreien, was mir dank meiner bebenden Stimme nicht sonderlich gelang. Ich merkte wie mir bereits wieder neue Tränen die Wange hinab kullerten und ich wischte sie schnell weg. Was war ich nur für ein Weichei? Konnte ich nicht einmal stark bleiben?

Tim fing an sich nervös die Haare zu raufen. Er biss sich auf die Unterlippe und fluchte. "Ach fuck willst du es wirklich wissen?!", schrie er mich an. Ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten stand er auf und stellte sich direkt vor mir, sodass ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte und sich unsere Schuhe beinahe berührten. Seine plötzliche Nähe machte mich nervös, doch bevor ich zurückweichen konnte nahm er meine rechte Hand und legte sie links auf seine Brust. Dort wo sein Herz schlug. Ich konnte jeden einzelnen Schlag unter meinen Fingern fühlen, obwohl Tims Herz zu rasen schien. Und jeder einzelner seiner Herzschläge ließ auch mein Herz höher schlagen.

"Und DAS ist alles deine Schuld!", sagte er daraufhin und nahm meine Hand, die er die ganze Zeit nicht losgelassen hatte von seiner Brust. Ich schaute ihm in die Augen. Tim war schwul? Tim. Der Mädchenschwarm der Schule war Schwul. Und anscheinend machte er mich dafür verantwortlich. Er schlug mich, obwohl er mich eigentlich liebte. Und er wollte mich hassen, doch es gelang ihm nicht, WEIL er mich liebte?

"Wehe das verlässt diesen Raum!", drohte er mir, schlug die Tür hinter sich zu und war verschwunden.

Und da stand ich nun. Allein. Überfordert mit meinen Gedanken und Gefühlen. Tim hatte es geschafft mich endgültig zu verwirren. Aber konnte ich ihm glauben? Tims Taten sprechen wohl nicht für Gefühle. Jedoch verhielt er sich in letzter Zeit auffällig verändert. Wegen mir? Und wieso sollte er mich anlügen? Was hätte er davon? Sollte ich es weitersagen? Nein das konnte ich nicht machen. Erstens wollte ich nicht auf Tims Niveau sinken, auch wenn er es verdient hätte. Und zweitens hatte er mir gedroht. Und damit war, das war mir aus Erfahrung heraus bewusst, nicht zu Spaßen. Und wie sollte es jetzt weitergehen? Wie sollte ich mit Tim umgehen?

Ich wusste nichts. Falsch. Eine Sache wusste ich. Tim empfand etwas für mich.

- Und ich ???

Stexpert - You Are The ReasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt