Kapitel 28

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Pov. Stegi

Auf dem Weg zurück in die Jugendherberge lief ich zwischen Mika und Mona. Immer wieder strich Mika mir sanft über den Handrücken. Ich wusste das er mehr von mir wollte als ich von ihm und das war mir sehr unangenehm. Ich war es gewohnt, dass ich mich in Menschen verliebe, die auserhalb meiner Reichweite sind und nicht, dass ich aufeinmal begehrenswert für jemanden war. Ich wollte Mika nicht verletzten oder gar verärgern, aber genauso wenig wollte ich ihm Gefühle vortäuschen. Das wäre nicht fair.

Nachdem Tim und ich unser Zimmer betreten hatten ging ich als erstes duschen. Danach zog ich mich an und ließ meine Haare einfach an der Luft trocknen. Mit einem kurzen "kannst jetzt" verließ ich das Bad und brachte damit Tims Aufmerksamkeit auf mich, der gerade vertieft in sein Handy auf dem Bett lag. Er mussterte mich kurz, stand danach aber auf um auch duschen zu gehen. Ich verließ das Zimmer und betrat kurze Zeit später Monas.

"Hey wie geht's dir?", begrüßte sie mich und schloss mich in ihre Arme. Ich zuckte als Antwort mit den Schultern und setzte mich neben sie auf ihr Bett. "Kommst du mit zu meinem Vater? Ich habe Herrn Schwertmann gefragt ob ich jemanden mitnehmen darf und ich möchte gerne, dass du mitkommst.", erklärte ich ihr leise. "Klar komm ich mit Stegi.", sagte sie und strich mir sanft über die Wange um eine Träne wegzuwischen, die sich den Weg aus meinen Augen gebahnt hatte, "Nicht weinen. Noch ist nichts verloren."

Nachdem wir zu Abend gegessen hatten, machte ich mich auf in mein Zimmer um meine Sachen zu packen. Mein Lehrer hatte mich informiert, dass unsere Fähre morgen um 10 Uhr fahren würde. Meine Tante würde uns dann vom Hafen aus abholen und zu meinen Eltern bringen. Tim saß wie immer vor seinem Handy auf dem Bett. Ich nahm mir meine Tasche und fing an wahrlos alle möglichen Klamotten hineinzustopfen. Darauf die Sachen zu Falten achtete ich nicht.

"Wieso packst du?", riss mich Tim aus meinen Gedanken und hielt mich von meiner Tätigkeit ab. "Ich fahre morgen zu meinen Eltern. Ich muss jetzt einfach bei ihnen sein. Ich will meinen Vater sehen bevor es zu spät ist." Im nächsten Moment füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich stützte meinen Kopf auf meiner Tasche ab.

Ein paar Sekunden später bemerkte ich wie mir jemand sanft durch meine Haare fuhr. Er zwang mich ihn in den Arm zu nehmen und so vergrub ich mein Gesicht in seiner Schulter.

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte machte er einen Schritt nach hinten und nahm meine Hände in seine. Er blickte mir tief in die Augen. Meine Schluchzer wurden leiser, bis sie ganz verschwanden.

Währenddessen streichelte mir Tim die ganze Zeit über meinen Handrücken, so wie Mika es getan hatte. Mit dem Unterschied, dass diese Geste bei ihm weitaus beruhigender war. Von seinen Händen ging eine Wärme aus, die meinen gesamten Körper erfüllte und mich fast vergessen ließ, was im Moment mein Problem war und was er mir immer angetan hatte.

"Bitte lass mich mitkommen.", bat er auf einmal mit seiner dunklen Stimme leise. "Was? Wieso Tim?", fragte ich überrascht. "Ich möchte dir beistehen in deiner Situation. Ich möchte dich unterstützen, dir helfen und... dir nah sein. Ich möchte all die Zeit, in der ich so schlecht zu dir war wieder gut machen, sodass du mir vielleicht irgendwann verzeihen kannst, wie ich mal war." Diese Worte waren wie Balsam für mein so zerbrechliches, kleines Herz . Während Tim das sagte rollte eine Träne aus seinem Auge. "Hey...", sagte ich und strich ihm über seine rechte Wange, "ich bin schon dabei dir zu verzeihen."
"Also darf ich mitkommen?"
"Ja."

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