Pov. Tim
Ich erstarrte. Ich konnte nicht fassen, was gerade passiert war. Mein Blick war sturr gerade aus in die Leere gerichtet, während ich das Geschehene verarbeitete. "Oh mein Gott das tut mir so leid Tim.", riss mich meine Mutter aus meinen Gedanken. Mein Blick blieb weiterhin gleich, während ich antwortete: "Du kannst nichts dafür, dass dein Mann ein Arschloch ist." Ihn meinen Vater nennen wollte ich nicht mehr. Er war nicht mein Vater. Klar, biologisch war er das irgendwie doch, trotzdem hätte ein richtiger Vater seinen Sohn nicht geschlagen und ihn so akzeptiert, wie er ist. Das tat der Mann meiner Mutter keineswegs und deswegen wollte ich ihn gerade in diesem Moment nicht als meinen Vater ansehen. Ich wollte in mein Zimmer. Mich nur noch in mein Bett legen und an die Decke starren. Ich setzte mich in Bewegung. Als ich an Stegi vorbeiging wollte er mich festhalten. "Tim es...", fing er an, doch ich riss mich los. "Lass mich! Ich will dich grade nicht sehen." Das waren meine letzten Worte zu ihm, dann ging ich die Treppe hoch in mein Zimmer und schmiss mich wütend auf mein Bett. Ja wütend. Sehr wütend. Ich war wütend auf "Meinen Vater" und auch irgendwie auf Stegi. Wieso hatte er meine Zeichen nicht verstanden? Er war doch nicht blind. Und wieso hat er auf die Frage, ob wir zusammen sind geantwortet? Sonst ist er auch nicht so selbstbewusst. Allerdings war er auch immer derjenige gewesen, der meinen Eltern die Sache mit uns erzählen wollte. Je mehr ich darüber nachdachte, desto sauerer wurde ich. Mit voller Wucht pfefferte ich ein Kissen aus meinem Bett auf den Boden. Doch das konnte meine Wut nicht beruhigen. Es war zu leise und hatte kaum die Chance irgendwas kaputt zu machen oder selbst kaputt zu gehen und meine Wut zu besänftigen. Deshalb flog eine Wasserflasche direkt hinterher und landete mich einem dumpfen Aufprall auf dem Teppichboden. Ich raufte mir verzweifelt die Haare. Wieso musste das passieren?
Pov. Stegi
Langsam ging ich ebenfalls die Treppe hoch in mein Zimmer. Tim musste unglaublich sauer auf mich sein. Immerhin war ich daran schuld, dass sein Vater nun wusste, dass er schwul war. Ich war daran schuld, dass sein Vater ihn hasste. Und mich hasste Tims Vater genauso. Wahrscheinlich würde er mich liebend gern einfach hier lassen. Weit weg von seinem Sohn. Von meinem Freund. Oder Ex-Freund. Waren wir noch zusammen? Schluss hatte Tim nicht ausdrücklich gemacht. Aber er war wütend auf mich. Wie geht es weiter wenn wir zuhause sind? Diese Fragen schwebten in meinem Kopf herum, während ich nacheinander alle meine Klamotten in meinen Koffer schmiss. Ungefaltet und zerknüllt. Tränen rannten meine Wange hinunter. Ich war sauer auf mich selbst und machte mir Vorwürfe, genauso war ich sauer auf Tims Vater. Plötzlich klopfte es an der Tür. Wer würde das sein? Marie war es wohl kaum, die hatte mich schon den ganzen Tag lang ignoriert. Und Tim war sauer auf mich und wollte mich nicht sehen, genauso wenig wie sein Vater. Deswegen war ich nicht verwundert, als nachdem ich "herein" gerufen hatte, Tims Mutter das Zimmer betrat. Sie sah meine Tränen, kam auf mich zu und nahm mich wortlos in den Arm.
"Es tut mir so leid", meinte sie dann leise nach einer Weile. Ich schwieg. Ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Deswegen löste ich mich aus ihrer Umarmung und lächelte ihr einfach schwach zu, was sie erwiederte.
Am nächsten Morgen stand die ganze Familie und auch ich mitsamt Gepäck vor der Haustür. Ich fühlte mich wahnsinnig unwohl. Nahezu alle schienen mich zu ignorieren, bis auf Tims Mutter. Auch Tim versuchte mich nicht zu beachten, was ihm mehr oder weniger gut gelang, da er trotzdem noch ab und zu zu mir herüber blickte. Allerdings mit einem nichtssagenden Blick. Nachdem das Taxi in die Einfahrt gefahren war, belud der Taxifahrer den Kofferraum des Großraum-Taxi mit unserem Gepäck. "Stegi sitzt in der hintersten Reihe und Tim in der davor.", befohl Tims Vater noch bevor wir einstiegen und setzte sich selbst auf den Beifahrersitz. Er sprach mich dabei nicht direkt an, sondern sagte es einfach so nebenbei, als würde ich nicht hier zwei Meter von ihm entfernt stehen. Ich verdrehte die Augen und setzte mich hinten links ans Fenster.
Während der gesamten Fahrt war die Stimmung angespannt. Nur der Taxifahrer versuchte das ein oder andere Mal erfolglos ein Gespräch mit Tims Vater aufzubauen.
Am Flughafen angekommem ging es dann ebenfalls so schweigsam weiter. Und es war nicht gerade sehr angenehm zwei Stunden lang schweigsam neben Menschen zu sitzen, die einen auf den Mond schicken wollten. Weil ich nach einiger Zeit vor langeweile fast gestorben wäre, fing ich an Tim zu mustern. Unter seinen Augen waren tiefe Augenringe zu erkennen. Er hatte wohl diese Nacht nicht besser geschlafen als ich selbst. Die Schuldgefühle wollten mir keine Ruhe lassen. Tims Haare waren ebenfalls ungemacht, sahen aber trotzdem noch gut aus. Er starrte gelangweilt auf sein Handy. Plötzlich blickte er auf und traf meinen Blick. Schnell schaute er wieder weg und auch ich wendete meinen Blick ab. Ein Stich durchfuhr meine Brust. Ich vermisste ihn, auch wenn er gerade bei mir war. Ich wollte, dass wieder alles gut zwischen uns werden würde und ich hoffte, dass Tim mir verzeihen könne.
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Stexpert - You Are The Reason
FanfictionWas ist wenn du Gefühle entwickelst, die dein Leben zerstören? Und wenn du anfängst die Person dafür zu hassen? Aber kann man jemanden hassen, den man eigentlich liebt? Auszug: Tim fing an sich nervös die Haare zu raufen. Er biss sich auf die Unterl...