Kapitel 9

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Pov. Tim

"Los Tim! Den triffst du!", rief Basti mir auf dem Spielfeld in der letzten Minute vor Spielaus zu. Es stand unentschieden. Ich dribbelte, sprang ab, warf den Ball und mit einem lauten 'Bumms' prallte dieser am Korb ab. Der Schiri pfiff. Ich hatte es versämmelt. Schon wieder. Mein Spiel war miserabel gewesen und ich konnte es somit wohl vergessen von einem Talendscout oder Trainer angesprochen zu werden. "Fuck!", fluchte ich und stampfte schlecht gelaunt in die Umkleide. Ich zog mir meine durchschwitzten Sportsachen aus und stellte mich unter die Dusche. Das kalte Wasser prasselte in mein Gesicht und schien nicht nur den Schweiß sondern auch meine schlechte Stimmung wegzuwaschen. Nachdem ich frisch geduscht und angezogen war, ging es mir gleich viel besser und ich schnappte mir meine Sporttasche und verließ daraufhin die Sporthalle. Jule, die bereits vor den Kabinen auf mich gewartet hatte ignorierte ich und ließ sie einfach stehen. So gut ging es mir dann doch noch nicht, als dass ich mir ihr gerede, wie toll ich doch gespielt hätte, hätte anhören können.

Im Internat angekommen ging ich in den Speisesaal, nahm mir noch etwas zu Essen und setzte mich alleine in den einsamen Raum an unseren Tisch. Während des Essens holte ich mein Handy heraus und öffnete Whatsapp. Ich ignorierte alle anderen Nachrichten - insbesondere die von Jule - und las nur die in der Gruppe, die aus Rafi, Tobi und mir bestand.

Rafi hatte geschrieben: 'Jo Tim! Sind grad am üblichen Ort mit der Schwuchtel. Wenn du ihm auch noch eine verpassen willst, dann komm her!'

Ich wusste wen sie meinten und ich wusste auch wo sie waren. Also schlenderte ich, nachdem ich aufgegessen hatte, hinüber zu dem alten Aufenthaltsraum der Jungs. Diesen nutze niemand mehr, da es einen neuen mit Fernsehern, Pcs, Spielekonsolen und neueren Sitzkissen und Sessel gab. Der alte verfügte nur über Gesellschaftsspiele und ein paar alten, vermoderten Sofas, weshalb dort nie jemand war.

Ich öffnete die Tür und was ich da sah ließ irgendetwas in meinem Inneren zerspringen. Ein Stegi, der seine Hände schützend über seinen Kopf gelegt hatte, saß an der Wand. Als er kurz vorsichtig aufsah um mich anzuschauen, konnte ich sehen, dass seine Nase blutete und sein rechtes Auge blau und geschwollen war. Über ihn beugte sich Tobi mit der gehobenen Faust. Rafi stand hinter ihm.

Als Tobi mich bemerkte ließ er seine Faust sinken. "Tim hilf mir! Bitte! Nur einmal!", hörte ich Stegis zitternde Stimme leise flehen, was meinem gesamten Körper Gänsehaut verpasste. Ich trat auf die drei zu, drehte mich zu Tobi und Rafi und sagte: "Jungs überlasst ihn mir. Ihr habt euch euren Feierabend verdient." Ich grinste die beiden an. "Viel Spaß noch Tim.", erwiederte Rafi daraufhin und die beiden verließen gemeinsam den Raum.

Ich drehte mich zu Stegi um und schaute ihn an. Schaute in seine tiefgrünen Augen, was sich als Fehler herausstellte, denn ich verlor mich darin. Wiedereinmal. Als ich es realisierte schaute ich zur Wand und schüttelte den Kopf. Ich raufte mir die Haare und fluchte: "Ach verdammt!" Daraufhin hob ich meine Faust, so wie Tobi sie vorhin gehoben hatte. Jedoch wich ich nicht zurück und sie landete im nächsten Moment mit voller Wucht in seinem Magen. Stegi krümmte sich. Das aber milderte meine Wut nicht im geringsten sondern ließ sie nur in Schmerz umwandeln. Schmerz in meinem Herzen. Ich wich zurück und ließ mich auf einen der Sofas sinken.

Was war ich nur für ein Mensch, der die Person schlug, die er liebte?

Stexpert - You Are The ReasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt