Kapitel 72

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Pov. Stegi

Grübelnd lag ich in meinem Zimmer. Ich starrte an die Decke und hing in den Gedanken um Tim und mich.
Was ist wenn Marie recht hatte? Was ist wenn Tim mich wirklich verletzten würde? Mein Kopf wollte nicht schweigen, also schnappte ich mir mein Handy und suchte Monas Nummer in meinen Kontakten. Ich hatte schon echt lange nicht mehr mit ihr telefoniert und deswegen drückte ich auf den grünen Hörer und führte mein Handy zum Ohr. Es summte nur ganze 2 mal und schon war meine beste Freundin am Apparat. "Hey Stegi ich hab so lange nichts mehr von dir gehört. Wie gehts dir?", erklang ihre Stimme durch den Hörer. "Ganz gut.", log ich, "und dir?". "Mir geht es sehr gut, aber es ist langweilig ohne dich.", kurz musste ich grinsen, als Mona das sagte. Ich konnte mir genau vorstellen, wie sie mit einem Schmollmund am anderen Ende der Leitung saß. Ich schwieg. Ich war nicht in der Stimmung um ein Gespräch zu führen, und das bemerkte meine beste Freundin auch direkt. Ihr sonst so fröhliche Stimme wurde aufeinmal ernst, als sie sagte: "Stegi? Was ist los?" Tief atmete ich ein und aus, bevor ich antwortete: "Stress mit Tim. Das ist los." Während ich das sagte bemerkte ich schon, wie meine Stimme zittrig und meine Augen nass wurden. "Was hat er gemacht?", wollte sie wissen und so erzählte ich ihr eigentlich alles, was in der letzten Zeit so passiert war bis zu dem Punkt an dem ich jetzt stand. Auch das Gespräch mit Tims Schwester lies ich nicht aus. "Du musst es ihm erzählen Stegi. Er wird es verstehen.", meinte Mona, nachdem ich meine Erzählung abgeschlossen hatte. "Vielleicht hast du recht.", meinte ich zweifelnd. "Stegi ich hab immer recht, dass weißt du doch.", sagte Mona fest von sich überzeugt und ich musste unverzüglich grinsen. "Ich vermisse dich.", murmelte ich leise. "Ich dich auch, aber bevor du nach hause kommst musst du noch die Sache zwischen dir und Tim klären, okay?" Ich seufzte. "Ich geb mein bestes.", versicherte ich ihr. "Na das will ich doch hoffen.", lachte sie am anderen Ende. "Bis Bald."

Genau in dem Moment, als ich auflegte und mein Handy zu meinen Füßen auf mein Bett schmiss, öffnete sich die Tür. Dahinter stand Tim. Er sagte nichts und an seinem Gesicht zeigte sich auch keinerlei Bewegung. Er stand einfach nur da, im Türrahmen, und schaute mich an. Ich erwiederte seinen Blick. Nach einer Weile in der nichts passierte räusperte ich mich und klopfte auffordernd neben mich auf das Bettlaken. Nun kam Tim in mein Zimmer und legte sich neben mich in mein Bett. Wieder Stille. Ich dachte an das was Mona gesagt hatte. "Also...", begann ich mit trockenem Hals, "Ich glaub ich muss dir was erzählen." Tim schwieg weiterhin. Seine Ruhe machte mich nervös. Und das war ich schon zu genüge, wenn ich daran dachte ihn von meiner Vergangenheit zu erzählen. "Ich... bevor ich auf unser Internat gekommen bin war ich auf einer anderen Schule. Einem normalen Gymnasium damals bei uns im Ort. Und es hatte einen Grund, warum ich die Schule gewechselt hab. Da war dieser Typ. Er...", schon wenn ich an seinen Namen dachte wurde mir abwechselnd heiß und kalt. Mein Herz pochte wie verrückt. "Sein Name war Luke. Er und seine Freunde haben mich damals gemobbt. Du warst also nicht der Erste.", sagte ich und lächelte bitter, "Aber das ich mir täglich ihre Beleidigungen anhören musste, war gar nicht das schlimmste.", ich bemerkte bereits wie mir Tränen in die Augen stiegen bei den Erinnerungen, "An einem Abend war ich Abends alleine unterwegs. Dümmste Entscheidung meines Lebens, denn genau an diesem Abend musste mir Luke natürlich über den Weg laufen. Er hat mich provoziert, doch ich hatte ihn ignoriert. Bis er mich plötzlich gepackt und mit in einen Wald geschleppt hat." Ich holte tief Luft, doch es rollten bereits einige Tränen meine Wangen hinunter. "Tim, er hat mich vergewaltigt." Nachdem ich es ausgesprochen hatte brachen alle Dämme in mir und ich fing richtig an zu weinen. "Das ist der Grund, warum ich aufs Internat gewechselt bin. Und das ist der Grund, warum ich nicht bereit bin mit dir zu schlafen. Ich habe Angst, dass alte Erinnerungen wieder hoch kommen. Und unser erstes Mal will ich so nicht in Erinnerung behalten.", schluchzte ich.

Plötzlich regte Tim sich. Er beugte sich über mich und küsste mich sanft.

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Ich hoffe es ist nicht allzu grottig. Ich muss erstmal wieder reinkommen.

Stexpert - You Are The ReasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt