Der "Garten" war eher eine Art Park, mit einem kleinen Waldstück, das von dem Bach durchflossen wurde, an dem sie heute Morgen gesessen war.
Die beiden spazierten am Haus vorbei und Jenna lenkte ein wenig in Richtung der Bäume. Die Fenster des Hauses, von dem sie sich enfernten, warfen ein sanftes gelbes Licht auf den ordentlich geschnittenen Rasen. Kühle Abendluft brachte die Blätter zum Rauschen und Strich erfrischend über Jennas nackte Arme. Sie atmete tief ein und lächelte, während sie ihren Begleiter weiter zwischen die Bäume zog, bis sie vor zwei Baumstümpfen standen, auf denen sie sich nieder ließen. L zog nun endlich seinen Hut vom Kopf, da die Dunkelheit sein Gesicht verbarg. Seine Haare waren kurz und verwuschelt, die Farbe konnte Jenna im Dunkeln nicht ausmachen.
„Also, Ihr wolltet mir etwas sagen.", fing L an. „Ah ja, richtig.", erinnerte sie sich. „Weshalb interessiert Euch mein Beziehungsstand?" Ihr Herz klopfte ein wenig schneller. Gespannt wartete sie auf seine Antwort. Er lächelte wieder mit dem rechten Mundwinkel und seine blauen Augen leuchteten kurz auf, als er den Kopf ein wenig schräg legte und sagte: „Ich muss doch wissen, ob mir jemand Böse sein wird, weil ich Euch nachts in den Wald entführe." Sie lachte leise. „Ich denke, wenn dann habe ich Euch entführt. Aber außer meinem Bruder gibt es niemanden, den Ihr jetzt fürchten müsstet. Habe ich denn mit einer eifersüchtigen Dame zu rechnen?", fragte sie zurück. „Nicht das ich wüsste", gab er zurück, „aber eifersüchtig könnten manche wohl schon sein.", grinste er und Strich mit der Hand über sein rasiertes Kinn, um sein Aussehen zu unterstreichen, musste dann aber über sich selbst lachen. Auch Jenna verdrehte grinsend die Augen und hoffte, dass er im Dunkeln nicht sah, wie sie errötete, denn was immer er dachte, wie gut er aussah, es stimmte. Sie sah ihn mit ihren grünen Augen verträumt an. Charismatisch, nett, gutaussehend, humorvoll.Ob er wirklich Interesse hat, oder nur um des Gesprächs Willen gefragt hat, ob ich liiert bin? Verdammt, du kennst ihn seit nicht mal einer Stunde, reiß dich zusammen!
Sie riss ihren Blick von seinem Gesicht los, nur um festzustellen, dass ihre Augen dorthin zurück wanderten. Auch sein Blick ruhte auf ihr. Seine eisblauen Augen fixierten ihre vollen Lippen, ihre Stupsnase und ihre wiesengrünen, von langen, schwarzen Wimpern umrahmten Augen. Sie schauderte, teils wegen seines intensiven Blickes, teils weil es inzwischen recht kühl geworden war. „Jenna, ist Euch kalt?", fragte er besorgt und legte seine behandschuhte Hand auf ihre nackte Schulter. „Ein wenig.", gab sie zu. Er runzelte die Stirn. „Wir sollten zurück gehen.", meinte er und erhob sich. Er half ihr auf und zog seine schwarze Jacke aus, um sie ihr um die Schultern zu hängen. Sie bedankte sich überrascht. Seine Jacke war warm und strömte einen, wie sie fand, angenehmen maskulinen Geruch aus. Seinen Geruch. Auf ihrem Rückweg legte er ihr den Arm um die Schultern. Vor dem Haus blieb er stehen. „Ich denke, ich werde nicht noch einmal mit rein gehen.", sagte er und als Jenna ihn fragend ansah, fügte er hinzu: „Ich sollte nach Hause gehen." „Oh ja, natürlich.", erinnerte sie sich daran, dass er eigentlich nicht hier sein durfte und nahm seine Jacke von den Schultern um sie ihm zu geben. „Werden wir uns wieder sehen?", fragte sie hoffnungsvoll. Wieder sein schiefes Lächeln. „Ich werde Euch eine Nachricht zukommen lassen, Jenna.", versprach er und nahm ihre Hand. Er machte einen Schritt nach vorne, dass er dicht vor ihr stand und küsste sie sanft auf die Stirn. Sein Schlüsselbein lag direkt vor ihren Augen und sie sog seinen Duft ein, dann schloss sie die Lider um die leichte Berührung seiner Lippen zu genießen. Als sie die Augen wieder öffnete, war er verschwunden, mit ihm sein Hut und seine Jacke. Um sich zu vergewissern, dass es nicht nur ein Traum gewesen war, fasste sie sich an die Stirn, dorthin, wo er sie geküsst hatte.
Er hat mich geküsst. Er hat mich geküsst!
Ein glückliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sie die große Treppe hinaufstieg und zurück in den Ballsaal ging.
Auf dem Bild seht ihr L, kurz bevor er sie auf die Stirn küsst. ^^
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Jenna
FantasyJenna lernt den charmanten Prinzen Lucian kennen, mit dem sie dann bald ins Schloss zieht. Ihr kurzes Glück wird von einer Reihe von Morden getrübt, die nicht lange außerhalb des Schlosses bleiben. Haben die Morde irgendetwas mit Jennas Anwesenheit...