Zwei Tage später stand Jenna schon wieder vor dem Spiegel und wurde von Silvana eingekleidet, während Lucian ein paar Stockwerke tiefer war.
Für die Krönungszeremonie hatte Silvana sie in ein voluminöses Kleid mit einem schweren Rock aus blutrotem Stoff gesteckt und mit allem möglichen Goldschmuck behängt.
Die vielen schweren Stofflagen zogen an Jenna, als sie langsam den ausladenden Rock die Treppe hinunter schob. Lucian trug - wie fast immer - schwarz, doch das war unter einem langen Umhang versteckt, der das selbe Rot wie ihr Kleid hatte.Über ihren weiten Rock musste sie die Hand ausstrecken, um ihn zu erreichen, dann manövrierten sie gemeinsam das schwere Kleid vor die Türen des Thronsaals. Dieser war so groß wie ein Ballsaal und voll mit Leuten, da Adelige aus dem ganzen Land angereist waren, um der Krönung beizuwohnen und einen Blick auf das Königspaar zu erhaschen.
„Sieh immer geradeaus. Egal was passiert, einfach stur geradeaus schauen.", flüsterte Lucian ihr zu.
Der blaue Stein seines Verlobungsrings blitzte auf und sie lächelte zuversichtlich. Mit ihm an ihrer Seite würde sie alles überstehen.
„Lass dir nichts anmerken, egal, was passieren sollte. Tu immer distanziert und...irgendwie erhaben."
Er klang nervös.
„Hey, das wird schon.", lächelte sie ihm zu.
„Dann lass uns mal König und Königin werden."
Lucian nickte und atmete tief durch, dann bedeutete er den Dienern, jetzt die Tür zu öffnen.Wie von ihm geraten fixierte Jenna den Thron am anderen Ende des Raumes und beachtete die Menge nicht.
Alle Blicke waren auf die beiden gerichtet, erwartungsvoll, kritisch, überrascht über die Jugend der beiden, beeindruckt.
Langsam schritten sie den Weg zwischen den Menschen, der mit einem roten Teppich ausgelegt war, entlang. Sie stiegen die Stufen zum Thron hinauf und drehten sich zu den Adeligen um.Ihr Blick huschte über die Menge, auf der Suche nach ihrer Familie, doch sie fand nur ihren Vater, der sie fragend ansah. Ihre Mundwinkel zuckten leicht und sie sah ihn entschlossen an. Sie war sich ihrer Entscheidung sicher, sie würde das durchziehen.
Zufrieden nickte ihr Vater einmal.Der Bischof hielt eine Rede, dann segnete er das Paar und wünschte ihnen Weisheit, Voraussicht und Gottes Gnade.
„Der HERR möge seine schützende Hand über Euch, Euer Land und Eure Familie halten."
Die Predigt langweilte sie, doch sie sah stur geradeaus und starrte Löcher in die Luft, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Endlich übergab ein Diener mit einer tiefen Verbeugung ein Kissen mit den Kronen an den Bischof.
Feierlich setzte der heilige Mann die schwere Goldkrone, die bereits seit vielen Generationen das Haupt des Königs geziert hatte, auf Lucians Kopf, wozu er sich auf die Zehenspitzen stellen musste.
Der König hob den Kopf langsam wieder und blickte ernst und stolz in den Raum. Gesammelt knieten alle unter Stoffrascheln vor ihrem Herrscher nieder und Jenna knickste kurz unter seinem ernsten Blick, was ihm fast ein Lächeln entlockte.
Dann neigte auch die Königin ihren Kopf, um ihr goldenes Diadem entgegenzunehmen, dass der Bischof ihr auf die Haare setzte. Auch sie sah stolz durch den Raum und genoss die ehrfürchtigen Blicke der Leute vor ihr und ihrem Verlobten.Lucian nahm ihre Hand in seine und Applaus brauste auf.
Der König trat mit seiner Verlobten hinaus auf einen Balkon, von dem das Volk ihn sehen konnte. Erwartungsvoll sahen die Leute hinauf und applaudierten, als sie das stolze Paar erblickten.
Aber Jenna hatte nur Augen für Felician, der hinten in der Menge stand und mit emotionslosem Blick zu ihr hinauf starrte.
Bei dem großen Ball mit üppigem Bankett danach dämpfte das Jennas Stimmung stark, was Lucian auf die Aufregung schob, ihr aber manchmal besorgte Blicke zuwarf.Um in Ruhe mit ihr reden zu können, forderte er sie zu einem Tanz auf.
„Ist alles in Ordnung?", fragte er leise und musterte sie besorgt.
Zögerlich nickte sie.
„Ja, ich... Es ist nur Alles ein bisschen viel." Sie lächelte tapfer, doch er sagte sofort:
„Wir können das sofort abbrechen, wenn du nicht mehr magst. Ich kann die Feier beenden oder uns entschuldigen. Wir können-"
„Das ist unsere Feier. Alle sind nur wegen uns hier, da kannst du sie nicht einfach rausschmeißen.", unterbrach sie ihn.Liebevoll lächelte er auf sie herab und drehte sie einmal, bevor er sie wieder zu sich zog und zum Klang der Musik herumwirbelte.
„Unsere Feier wird unsere Hochzeit sein. Nicht dieses offizielle Gehabe.", meinte er bestimmt.
„Aber wird unsere Hochzeit nicht auch offizielles Gehabe werden? Das erwarten doch alle von uns."
Er seufzte.
„Lass uns morgen darüber reden, jetzt sollten wir..."
Er verstummte und drehte sich zu den Männern, die hinter ihm standen, um. Jenna löste sich nur ungern von ihm und sah die Adeligen finster an, immerhin hatten sie ihren Tanz unterbrochen.
„Euer Hoheit! König Lucian, Königin Jenna.", grüßten die Männer und verbeugten sich tief.
Einer wollte Jenna die Hand küssen, doch sie bewegte ihre Finger im Licht, sodass der grüne Smaragd an ihrem Ring aufblitzte. Überrascht hielt der Mann inne.
„Meine herzlichsten Glückwünsche zur Verlobung!", überspielte er seine Überraschung mit einer weiteren Verbeugung.Den Rest des Abends fanden Jenna und Lucian keine Zeit mehr für sich, da sie immer von Leuten umringt waren, die sie beglückwünschten. Die Feier endete erst spät in der Nacht und das Königspaar schleppte sich erschöpft ins Bett.
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Jenna
FantasyJenna lernt den charmanten Prinzen Lucian kennen, mit dem sie dann bald ins Schloss zieht. Ihr kurzes Glück wird von einer Reihe von Morden getrübt, die nicht lange außerhalb des Schlosses bleiben. Haben die Morde irgendetwas mit Jennas Anwesenheit...