Jenna warf sich schnell ein lockeres Kleid über, dann lief sie zu ihrem Mann und umarmte ihn.
„Tut mir leid, dass ich erst so spät komme, mein Schatz.", begrüßte er sie und hauchte einen sanften Kuss auf ihre Lippen.
„Du musst dich nicht immer entschuldigen, wenn du gehst. Du machst doch nur deine Arbeit, wie alle anderen auch.", murmelte sie, ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben. Lucian sah ernst auf sie herab.
„Ich möchte aber nicht so sein wie alle anderen. Ich möchte für dich da sein."
„Das bist du doch, du bist doch da.", versicherte sie ihm mit einem weiteren Kuss. Er lächelte schwach.
„Lass uns was essen."Nach dem Essen setzte er sich auf das Sofa, wo sie auf seinen Schoß kletterte und sich schweigend in seinen Armen verkroch. Sie lehnte sich an ihn und er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Aneinander gekuschelt beobachteten sie, wie das Treiben in der Stadt langsam weniger, Vieh in die Ställe getrieben und Ware verstaut wurde und auch die Menschen sich in ihre Häuser und Wohnungen zu ihren Lieben zurückzogen, begleitet von der untergehenden Sonne.
Irgendwann schlief Jenna in Lucians Armen ein, der Tag auf dem Markt war wohl doch anstrengender gewesen, als sie gedacht hatte. Sein liebevoller Blick ruhte auf ihr, während er ihrem leisen gleichmäßigen Atem lauschte. Er strich ihr eine Haarsträhnen hinters Ohr und küsste sie sanft auf die Stirn, woraufhin sie sich nur enger an ihn kuschelte und etwas unverständliches murmelte.
Schließlich musste auch er gähnen, immerhin hatte er einen langen Tag hinter sich, deshalb trug er sie zum Bett und wickelte sie in eine Decke, dann zog er sich um und legte sich neben sie.Als Jenna aufwachte vermisste sie das vertraute Gewicht seiner um sie geschlungenen Arme und drehte sich müde blinzelnd um. Der Platz neben ihr war leer. Auch der Bettbezug war kalt, also war er vermutlich schon länger weg, allerdings stand die Sonne auch schon fast senkrecht. Sie schätzte es auf etwa eine Stunde vor Mittag. Schnell stand Jenna auf und kleidete sich an, sie hatte eigentlich nicht vorgehabt so lange zu schlafen. Auf dem Tisch fand sie einen kleinen Zettel und daneben eine frisch gepflückte Rhíonà. Liebevoll verdrehte sie die Augen. Der Verrückte. Musste kurz nach Sonnenaufgang weg und ging erst mal Blumen sammeln. Sie las den Zettel:
Guten Morgen, mein Schatz.
Leider musste ich heute schon früh weg und werde vermutlich auch erst spät zurückkommen, also warte bitte nicht auf mich. Ich hoffe, du langweilst dich nicht allzu sehr. Solltest du irgendwo hingehen, sei bitte vorsichtig. Ich liebe dich, pass auf dich auf,
Lucian.Sie lächelte kopfschüttelnd. Ihr Mann sorgte sich wirklich zu sehr um sie, immerhin konnte sie schon laufen, allerdings... Wenn sie an ihre Erfahrungen vom Vortag dachte, hatte er vielleicht recht. Aber das bedeutete ja nicht, dass sie sich drinnen eingraben würde, sie musste sich halt anpassen, wenn sie raus wollte.
Und im Moment fiel ihr nur eine Person ein, die sich nicht über eine kämpfende Prinzessin wundern würde, wenn es auch mehr daran lag, dass er nichts von ihrem Privatleben wusste._______________________________
Wütend knallte Felician den Teller neben dem Becken auf den Boden. Wozu aßen sie überhaupt von Tellern? Es gab doch seit Tagen nur Brot und nachdem er gestern rausgeschmissen worden war, würde das vorerst auch so bleiben. Und warum musste er diese unnötigen Teller dann auch noch abspülen? Als ob von dem trockenen Brot etwas kleben bleiben würde.
„Hey, vorsichtig mit unserem Geschirr!", beschwerte seine Tante sich lautstark. Leise vor sich hin fluchend trocknete er einen weiteren Teller ab und stellte ihn übertrieben vorsichtig auf den Boden. Wenn er irgendwann mal ein wenig Geld haben sollte, würde er sich als erstes eine eigene Wohnung kaufen. Selbst das kleinste, dreckigste Loch war besser, als bei seiner Tante leben zu müssen, vor allem für seine kleine Schwester, die nicht wie er einfach alleine durch die Gänge spazieren konnte und deshalb meistens hier festsaß.
Lauter als nötig stellte er die Teller in den dafür vorgesehenen Schrank, woraufhin seine Tante wieder anfing, herum zu zetern. Sie rauschte an ihm vorbei durch die Tür und fauchte:
„Genau so unnütz wie sein Vater, der Junge."
Felician biss die Zähne zusammen. Seine Tante hatte von Anfang an kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie vom Ehemann ihrer Schwester nichts hielt, doch die kleinen Bemerkungen taten immer noch weh, vor allem seit dem Tod seiner Eltern.
„Feli?" Seine kleine Schwester stand hinter ihm. Shennon war gerade mal elf und somit fast zehn Jahre jünger als er. Felician liebte sie über alles, da sie ihn nie kritisierte, obwohl er das oft verdiente, wenn er beispielsweise nach einem Streit fluchtartig die Wohnung verließ und sie mit ihrer verhassten Tante allein ließ. Shennon öffnete den Mund und wollte gerade etwas sagen, als es an der Tür klopfte.
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Jenna
FantasyJenna lernt den charmanten Prinzen Lucian kennen, mit dem sie dann bald ins Schloss zieht. Ihr kurzes Glück wird von einer Reihe von Morden getrübt, die nicht lange außerhalb des Schlosses bleiben. Haben die Morde irgendetwas mit Jennas Anwesenheit...