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Ihre Tränen waren versiegt und Erschöpfung hatte von ihr Besitz ergriffen, deshalb starrte sie nur mit stumpfem Blick vor sich hin, einfach ins Nichts.
Am Rande ihres Bewusstseins spürte sie, wie Lucian sie aus ihren blutigen Kleidern schälte und ins Bad trug, wo er sie in das angenehm warme Wasser setzte. Immer wieder tunkte er den weichen Schwamm ins Wasser und wusch mit sanften Bewegungen das Blut aus ihrem Gesicht und von ihrem Körper.

Obwohl man es Jenna nicht anmerkte, da sie noch immer emotionslos dreinblickend in der Wanne saß und sich nur langsam bewegte, war sie sehr dankbar für die liebevolle Fürsorge ihres Mannes, der sie nach dem Bad, das nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Geist reinigen und entspannen sollte, abtrocknete und streichelte, doch es war eher eine väterliche Berührung, als eine lüsterne.

Er trug sie zurück ins Schlafzimmer und legte sie ins Bett, wo er sie in Decken einwickelte und ihre Hand hielt, bis sie eingeschlafen war.

Er spürte, dass sie seine Anwesenheit und Berührung jetzt mehr denn je brauchte. Leider würde er nach diesem Mord, den man durchaus als ein Angriff auf die königliche Familie werten konnte, sehr beschäftigt sein, doch er wollte sie in dieser Zeit nicht alleine lassen.

Er seufzte.

Jeder, der ihn um seine Stellung als Thronfolger beneidete, hatte anscheinend keine Ahnung, welch riesige Verantwortung diese Macht mit sich brachte.

Obwohl er am nächsten Tag Treffen, Ermittlungen und Besprechungen vor sich haben würde, blieb er die ganze Nacht wach, da Jenna oft unruhig wurde oder anfing, im Schlaf zu wimmern. Dann drückte er sie immer an sich, bis sie ruhiger wurde.

Als er am Morgen los musste, weckte er seine Frau. Gerne hätte er sie länger schlafen lassen, da sie erst gegen vier Uhr morgens in einen ruhigen, vermutlich traumlosen Schlaf gefallen war und die Ruhe dringend nötig hatte, doch er würde sie auf gar keinen Fall in diesem Zimmer alleine lassen.

Also half er ihr beim Ankleiden und brachte sie in die Eingangshalle des Bergfrieds, wo er überlegte, wen er ihr zur Seite stellen konnte, damit sie nicht den ganzen Tag einsam war. Allerdings war sie im Moment sehr schweigsam, sie hatte den ganzen Morgen noch kein Wort herausgebracht und Lucian fiel im Schloss niemand ein, mit dem Jenna befreundet war, deshalb entschied er, dass ein Tag ohne heuchlerische Mitleidsbekundungen ihr gut tun würde und sie erst mal niemanden brauchte, der nervig um sie wuselte.

„Jenna, Schatz?"
Sie hob den Blick.
Ihre Augen waren ausdruckslos, er konnte darin nicht lesen, was sie fühlte oder dachte, aber er war bereits über ihre Reaktion froh.
„Geh nirgendwo alleine hin. Bleib bitte immer unter Leuten, ja?"

Er zog sie in eine Umarmung, die fast wieder ihre Tränen herbeirief.

„Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.", flüsterte er, die Nase in ihren Haaren vergraben.
„Ich will doch nur für dich da sein und dich beschützen, aber nicht mal das ist mir vergönnt." Gegen Ende bekam seine Stimme einen leicht bitteren Ton.

Ein wenig hilflos tätschelte sie seine
Schulter, brachte aber noch immer kein Wort heraus.
Dankbar dafür, dass sie versuchte, ihn zu beruhigen, obwohl sie seine Hilfe viel eher benötigte, küsste er sie sanft. Auch der Kuss hatte etwas Tröstendes, die leichte Berührung ihrer Lippen und ihr süßer Geschmack.
Er hoffte, ihr damit klar machen zu können, dass er das nicht für selbstverständlich hielt, immerhin würde er es gut verstehen, wenn sie ihn verließ. Wenn sie an einen Ort ging, an dem sie sicher war und keine Leichen vor ihrer Tür fand. Wenn sie sich einen Mann suchte, der die Zeit und die Liebe aufbringen konnte, die sie verdiente.
Doch sie schenkte ihm mit dem Kuss gleichzeitig das Versprechen, bei ihm zu bleiben.

Erst jetzt begriff er die Ernsthaftigkeit, als sie gesagt hatte, sie würde ihn immer unterstützen.

„Danke.", hauchte er leise in den Kuss, bevor er sich von ihr löste und sich daran machte, seine Arbeit zu erledigen.

Jenna hatte um ihr Herz eine Wand errichtet, um den Schmerz und die Angst zusammen mit den Tränen darin einzusperren, doch zurückgeblieben war nur diese lieblose Stumpfheit, die nicht nur ihre Gedanken, sondern auch ihren Körper befiel. Die Mauer war nur innerhalb einiger Stunden errichtet worden und würde bald brechen, dessen war sie sich bewusst.
Und wenn die schützende Mauer brach, würde sie einen Berg grauenvoller Emotionen freigeben, für die ein öffentlicher Platz im Schloss wirklich nicht der richtige Ort war.
Nur Tränen und die Zeit würden ihren Schmerz nicht vertreiben, sie bezweifelte, dass irgendetwas das schaffte, doch im Moment fiel ihr nur ein Ort ein, an den sie gehen und ihren Gefühlen freien Lauf lassen konnte.

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Also meine lieben Leute, ich unterbreche euch ja wirklich ungern beim Lesen, aber ich muss das jetzt mal loswerden:
Ihr seid awesome!
Echt der Hammer, mehr als 400 Reads O.o
Riesengroßes Dankeschön dafür und noch mal eines extra für die Votes!
Ich hoffe, es gefällt euch weiterhin und haltet mich mal auf dem Laufenden, was ihr von der Geschichte denkt.
Hab ich Fehler drin?
Kann ich was verbessern?
Irgendwelche Vorschläge?
Nochmal danke, Awesome People :D

JennaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt