2. Vorbereitungen

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Im Wesentlichen war das Haus so aufgebaut, dass es einen inneren Block gab, in dem sich Zimmer und Wohnungen befanden, umgeben war jedes Stockwerk von einem Gang mit hohen Fenstern. Gegenüber der großen hölzernen Eingangstür lag die große Treppe, die in den ersten Stock führte. Über diese würden die Gäste direkt in den Ballsaal geleitet werden, da im Erdgeschoss die Zimmer der Bediensteten lagen, die Küche und die Treppe in den Keller, in dem Lebensmittel gelagert wurden. Jennas Gemächer lagen im ersten Stock, in der südöstlichen Ecke, da sich in einem ihrer Zimmer ein Fenster befand. Als sie die Treppe hinaufging lag direkt vor ihr der prächtige Ballsaal, rechts und links zweigte der Weg in den äußeren Gang ab von dem aus man alle Zimmer erreichte. Sie bog nach rechts ab, dann wieder rechts und ging bis zur letzten Tür im Gang. Im hellen Holz ihrer Tür war ein Baum eingeschnitzt dessen Äste sich über die gesamte Tür erstreckten. Es war eine einfache, doch auf ihre schlichte Art schöne Schnitzerei und Jenna liebte sie umso mehr, da die Tür ein Geschenk von Nathaniel war. An ihrem vorletzten Geburtstag hatte sie am Abend überrascht vor der neuen Tür gestanden. Ihr Vater war nicht sonderlich erfreut gewesen über die Tatsache, dass sein Sohn sich mit Schnitzen Beschäftigte und dafür ein paar mal sein Kampftraining geschwänzt hatte. Lächelnd strich Jenna über das Holz bevor sie die Tür öffnete. Ihr Gemach bestand aus nur drei Zimmern, da sie einen großes, offenes Wohnzimmer hatte, in dem sich gleichzeitig auch der Esstisch befand. Durch die Offenheit und das Eckfenster war das Zimmer noch recht hell im Vergleich zu den anderen Räumen. Rechts lagen zwei Türen, eine führte in ihr Bad, die andere ins Schlafzimmer in dem auch ihre Kleider waren. Jenna ging direkt ins Bad und sofort war eine Zofe zur Stelle, um zu sehen was ihre Herrin brauchte. In diesem Fall half sie Jenna beim Entkleiden und trocknete das kalte Wasser des Baches mit weichen Fellen. „Mylady, was gedenkt Ihr heute Abend zu tragen?", fragte die Zofe, während sie anfing Jennas noch feuchte Haarsträhnen abzutupfen. „Ich weiß es nicht, liebe Anna. Was würdest du vorschlagen?" Jenna interessierte sich nicht wirklich für Klamotten, wusste aber, dass sie sich in Sachen Mode immer auf Anna verlassen konnte. Als sie noch ein Kind gewesen war, hatte Anna schon auf sie aufgepasst. Über die Jahre war die inzwischen alte Zofe ihr ans Herz gewachsen und auch Anna hatte sich daran gewöhnt, dass ihre Herrin teilweise ein wenig damenhaftes Verhalten an den Tag legte, wenn sie beispielsweise mit ihrem älteren Bruder herumalberte. „Ich denke Ihr solltet heute grüne Seide tragen, das bringt Eure grünen Augen sehr schön zur Geltung. Dazu goldener Schmuck, vielleicht ein wenig Jade oder Smaragde, Eure Haare würde ich locker hochstecken." Als Anna mit der Trockenheit von Jennas langen dunklen Haaren zufrieden war, leitete sie sie ins Schlafzimmer. „Mylady, ihr könnt von Glück sagen, dass ihr so nahe am Schloss wohnt. Wir bekommen die neueste Mode immer als Erstes mit." Jenna brummte nur zustimmend, während Anna sich an ihrem riesigen Kleiderschrank zu schaffen machte und sich durch teure Stoffe wühlte. Tatsächlich fand sie ein Kleid aus grüner Seide und begutachtete es zufrieden. Anna kramte dazu passenden Schmuck und Schuhe hervor und kleidete Jenna an, dann steckte sie ihre Haare hoch. Als Jenna sich im Spiegel ansah, musste sie zugeben, dass ihre Zofe mal wieder wunderbare Arbeit abgeliefert hatte. Von der Hüfte ab lag eine weitere durchsichtige Schicht über dem Kleid, die mit kleinen goldenen Blumen bestickt war, der Rock war nach unten hin locker ausladend, aber kein Reifrock. Das Kleid war trägerlos, weshalb Jenna feine ebenfalls grüne Handschuhe trug, die knapp unter ihrem Ellenbogen endeten. Außerdem hatte sie passende Schuhe und eine goldene Kette aus filigranen aneinander hängenden Blüten und dazu passende Ohrringe. Ihre Haare waren mit Klammern an denen kleine helle Smaragde befestigt waren locker hochgesteckt, sodass ein dezentes Grün zwischen ihren glänzenden braunen Haaren hervor blinkte. „Anna, das ist...wow. Danke. Wie bekommst du das nur immer hin?", fragte Jenna begeistert, während sie sich vor dem Spiegel drehte. „Nun ja, ich arbeite mit allem, das mit zur Verfügung gestellt wird. Und etwas Schöneres als Euch könnte ich mir weder wünschen, noch vorstellen.", antwortete die Zofe, wie immer zu bescheiden. Jenna wurde rot. „Danke Anna.", lächelte sie. „Für alles. Ich muss jetzt los. Bis morgen!" Mit diesen Worten verschwand sie mit einem goldgrünen Wirbel zur Tür hinaus.

JennaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt