Nach diesem netten Tanz hatte sie wieder ein paar Adelige, von denen einer, der vermutlich älter als ihr Vater war, sie fast mit den Augen auszog. Genervt knickste sie und bereitete sich auf den nächsten Widerling vor, als Lucian sie überraschend von hinten an der Taille packte und zu sich herumwirbelte. Sie konnte gerade noch verhindern, erschrocken auf zu Quieken und sah ihn vorwurfsvoll an, doch er nahm seine Hände nicht von ihrer Taille, sondern legte seine Stirn an ihre und küsste sie. Eng an ihn gelehnt begannen sie den nächsten Tanz, während er verärgert murmelte:
„Das ist ja nicht mit anzusehen. Als hätten sie alle noch nie eine Frau gesehen. Dabei war unser gemeinsamer Auftritt doch ziemlich eindeutig."
Auf ihre Zustimmung wartend sah er sie mit verärgert gerunzelter Stirn an, wovon sie schmunzeln musste.
„Bist du etwa eifersüchtig?"
Er legte leicht den Kopf schief, dann antwortete er schlicht:
„Ja."
Schuldbewusst sah sie ihn an.
„Ich habe dich beim Tanzen gar nicht gesehen, sonst wäre ich jetzt auch neidisch.", versicherte sie.
„Ach", meinte er leichthin , „ich habe immer mit drei Frauen auf einmal getanzt." Jenna lachte und genoss den Tanz mit ihm. Lucian war ein guter Tänzer und es erinnerte sie an den Abend, als sie sich kennengelernt hatten. Sie bemerkte aus dem Augenwinkel eine Bewegung und sah sich um. Ihr Bruder hatte ihr unauffällig zugewinkt und sah mit bedeutungsschwerem Blick auf eine der de Feuilles, die so eng an ihm klebte, dass sie nichts von der stillen Konversation zwischen ihrem Tanzpartner und seiner Schwester mitbekam. Am Ende des Tanzes sah Jenna ihren Mann entschuldigend an.
„Ich muss kurz meinem Bruder helfen." Sie gab Lucian noch einen Kuss mit und schlängelte sich durch die Menge auf Nathaniel zu, welcher erleichtert lächelte, als er sie sah. Ohne ein Wort nahm sie seine Hand für den nächsten Tanz aus der der de Feuille Schwester und lächelte sie nur offensichtlich gestellt entschuldigend an. Ihr säuerlicher Blick verfolgte die Geschwister bei ihrem Tanz, wovon sie sich aber nicht stören ließen.
„Eine heldenhafte Rettung.", verkündete Jenna stolz.
„Das war aber knapp. Rettung in letzter Sekunde."
Sie zog eine Augenbraue hoch.
„Letzte Sekunde wovor? Vor was habe ich dich gerettet?"
„Tödliche Anhänglichkeit und lebensgefährlichem Gegen-seinen-Willen-Abgeknutscht werden."
Jenna nickte bedeutungsvoll, als wisse sie genau, von welch gefährlichen Sachen er sprach und sah an ihm vorbei, da hinter ihnen Lucian mit einer der Hofdamen tanzte. Sie verstand jetzt, was Lucian wohl in etwa bei ihr gesehen haben musste, als die hübsche junge Blondine dem Prinz ihren beachtlichen Ausschnitt präsentierte und sich besonders weit vorlehnte. Jennas Mann schien sich zu ihrer Genugtuung sehr unwohl zu fühlen und schob die Blondine nach dem Tanz so schnell wie möglich ab. Vor Beginn des nächsten Stückes versuchte Jenna zu ihm zu gelangen, wurde aber wieder von einem Ritter abgefangen, der ihr den gesamten Tanz über triumphal von seinen Heldentaten berichtete, während sie zusah, wie Lucian mit einer Lady mit unverschämt engem Kleid tanzte. Gegen Ende versuchte die Lady, die unfairerweise auch noch eine ziemlich gute Figur in diesem engen Kleid machte, den Prinzen zu küssen, doch Lucian trat einen schnellen Schritt zurück und verneigte sich. Die nächste junge Frau kam bereits zielstrebig auf ihn zu, als er spürte, wie Jennas Arme sich um seine Brust schlangen und sie sich auf Zehenspitzen stellte, um die andere Frau über seine Schulter hinweg warnend mit blitzenden grünen Augen anfunkeln zu können. Schnell verzog sich die andere wieder, als sie einsehen musste, dass Lucian für diesen Tanz nicht mehr zu haben war und Jenna schob sich vor ihn, sodass er die Frau nicht einmal gesehen hätte, hätte er nicht nur Augen für seine Liebste gehabt.
„Was war das denn?", fragte er erstaunt, immerhin hatte Jenna die andere angesehen wie eine Schlange einen in die Ecke getriebenen Hasen. „Ich markiere mein Revier.", erklärte sie unschuldig und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Mit einem schnellen Seitenblick versicherte sie sich, dass die Frau auch zusah, dann zog sie ihn zu sich herunter und küsste ihn leidenschaftlich. Überrascht legte er seine Hände auf ihre Taille und erwiderte ihren Kuss. Atemlos bemerkte er, wie sie seine Hände sanft von sich löste.
„Bin gleich wieder da.", versprach sie und verschwand zwischen den Tänzern. Als sie zurückkam, bemerkte sie, wie die andere Frau dem Prinzen schon wieder verstohlene Blicke zuwarf und änderte kurzentschlossen ihren Weg, sodass sie direkt vor dem erschrockenen Gesicht der aufdringlichen Dame auf ihren Mann zurauschte. Lucian sah sie fragend an, doch sie nahm seine Hand und zog ihn ohne Erklärung mit sich durch die Menge. Ihrem Bruder, der jetzt eine Schwarzhaarige am Hals hatte, warf sie nur einen entschuldigenden Blick zu und verschwand mit Lucian durch die geöffnete Tür. Er sah ein, dass es jetzt keinen Sinn machte, sie anzusprechen, da sie ihm nicht zuhörte und ließ sich die Treppe hinaufziehen. Erstaunt bemerkte er, dass sie zu den Gemächern gingen.
„Wir sind entschuldigt.", teilte ihm Jenna gütigerweise mit und stieß die Tür auf.
„Was...?", brachte Lucian endlich heraus und schloss die Tür wieder hinter sich.
„Reviermarkierung.", erinnerte sie ihn und dirigierte ihn unter Küssen in Richtung Bett. Eigentlich wollte er ihr sagen, dass sie aus Eifersucht nichts überstürzen und nochmal darüber nachdenken sollte, vergaß diesen Protest jedoch wieder, als der Stoff des Kleides an ihr hinab glitt und zu Boden fiel, sie auf seinen Schoß kletterte und begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
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Jenna
FantastikJenna lernt den charmanten Prinzen Lucian kennen, mit dem sie dann bald ins Schloss zieht. Ihr kurzes Glück wird von einer Reihe von Morden getrübt, die nicht lange außerhalb des Schlosses bleiben. Haben die Morde irgendetwas mit Jennas Anwesenheit...