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Jenna folgte dem Gespräch aufmerksam, doch der Vorschlag mit der Hochzeit überraschte sie.
Sie hatte darüber - und über einen 'Erben' - noch nicht wirklich nachgedacht und auch Lucian runzelte die Stirn.
„Wir werden es in Betracht ziehen. Wäre das dann alles?"
„Das wäre alles, Hoheit."
Sie verabschiedeten sich knapp, dann waren Lucian und Jenna allein.

Er trat vor das Fenster dessen Aussicht sie so liebte und sah nachdenklich nach draußen, während
Jenna sich an den Sessel lehnte. Ohne den Blick vom Fenster zu wenden fragte er leise:
„Hast du darüber schon einmal nachgedacht? Eine Hochzeit?"

„Nicht wirklich. Und du?"

Er drehte sich um und sah sie an.
„Seit wir uns kennengelernt haben, habe ich darüber nachgedacht. Darüber, dass ich nicht möchte, dass unsere Beziehung von unserer Stellung beeinflusst wird. Darüber, dass ich dich durch eine Hochzeit endgültig an mich binden und in einen goldenen Käfig sperren würde."

„Ich würde den Käfig wählen, weil du mit darin bist, das weißt du. Ich muss zugeben, dass ich auch so schon als mein Mann von dir denke."

Ein leichtes Lächeln umspielte seine Züge.
„Du hast dich also mit dem Gedanken an eine Hochzeit noch nicht beschäftigt, aber bereits angefreundet."

„Wenn du es so sagen willst."

„Versteh mich nicht falsch, ich liebe dich, aber ich möchte dich nicht aus politischen Gründen zu irgendetwas bewegen."
„Glaubst du denn, dass Politik mich so beeinflussen kann?"
„Nein, ich..."
Er ging um das Sofa herum zu ihr und trat vor sie.
„Jenna.", sagte er zugleich liebevoll und feierlich, während er auf sie herab sah, in ihre wunderschönen grünen Augen.

Atemlos erwiderte sie seinen entwaffnenden Blick und lehnte sich in Erwartung eines Kusses leicht vor. Lucian legte ihr seine linke Hand unters Kinn und zog gleichzeitig mit der rechten etwas aus seinem Umhang.
Kurz hielt er inne und sah sie nur an, dann sank er auf die Knie und hielt ihr seine offene Hand entgegen.
„Möchtest du mich heiraten?"

Überrascht sah sie auf den silbernen Ring mit einem kleinen Smaragd in seiner Hand. Zwar hatten sie die ganze Zeit darüber geredet, doch das war jetzt doch unerwartet. Sie sah die Zweifel in seinen Augen, die Angst, dass sie Nein sagen würde.

Langsam begriff sie es und ein glückliches, staunendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
„Ich...ja! Ja, natürlich!", rief sie und nahm seine Hand, um ihn hochzuziehen. Erleichtert schloss er sie in die Arme, bevor er ihr feierlich den Ring ansteckte und selbst einen silbernen mit einem Saphir bekam, dann küsste er sie, lang und sanft.
„Danke.", flüsterte er an ihren Lippen.
„Du bist alles, was ich jetzt noch habe."
„Und ich werde immer bei dir sein.", versprach sie ihm.
„Mein Verlobter." Sie testete diese Worte, kostete sie aus und lächelte zufrieden. Es klang großartig, genau richtig.
„Meine Verlobte.", lächelte Lucian zurück und küsste sie erneut.
„Offiziell dürfen wir das jetzt nicht feiern, aber was möchtest du heute Abend machen?"
„Überrasch mich.", zwinkerte sie ihm zu und er hob die Augenbrauen.
„Dann brauche ich jetzt ein bisschen Zeit. Außerdem muss ich deinen Vater noch fragen, ob ich mich überhaupt mit dir verloben darf."
„Welcher Vater würde dem König seine Tochter verweigern?"
„Dein Vater tut, was er für dich als richtig erachtet, unabhängig davon, wer ich bin."

Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Ich gehe um deine Hand anhalten und überlege mir etwas, du machst dir einen schönen Tag und wir treffen uns zum Abendessen wieder hier, einverstanden?"
Sie nickte.
Nachdem Lucian sich einen Kuss geholt hatte und verschwunden war, überlegte Jenna, was sie jetzt machen sollte.

Konnte sie nach Fandrum gehen? Was würde Felician sagen? Und natürlich auch Shenni. Die Beerdigung war erst eine Stunde her, konnte sie da wirklich schon wieder durch die Burg streifen?
Allerdings hatte sie sich auch schon verlobt, da würde ein kleiner 'Ausflug' wohl nichts machen.
Aber wie würde ihr Training jetzt aussehen? Vielleicht würde Felician nicht mehr mit ihr kämpfen. Der gesamte Umgang könnte sich verändern. Wenn er jetzt auch so respektvoll und unterwürfig wurde, würde er sie am Ende vielleicht nicht mal auf Fehler hinweisen.
Oder er könnte ihr - als Teil der Regierung - die Schuld an seinem finanziellen Stand geben.
Was würde ihm sein 'teures' Schwert bedeuten, wenn er begriff, dass sie Zugriff auf die königliche Schatzkammer hatte?
Würde er sich ihr gegenüber einfach als Mann anders verhalten, da sie mit dem Prinzen - beziehungsweise jetzt König - liiert war?

Es gab nur einen Weg, um das Alles herauszufinden.

JennaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt