Suchend sah Gem sich nach ihrer Begleitung um und entdeckte Felician, als er sich gerade durch die Menge schob. Schnell drängelte sie sich zwischen den Leuten hindurch in seine Richtung, als plötzlich eine Hand sie festhielt. Ein Mann hatte seine Finger in ihren Umhang gekrallt und zog sie zu sich.
„He, wo willst du denn hin, Süße?", grölte er mit einem widerlichen Grinsen. Gem verzog angewidert das Gesicht beim Anblick seiner verfaulten Zähne und dem Geruch, den diese ausströmten. Ihr Herz fing an, in einem panischen Rhythmus zu schlagen, als der ekelhafte Mann sie auf seinen Schoß zog und sie sich nicht dagegen wehren konnte. Er legte seine Hand auf ihre Hüfte.
„Zieh doch mal deinen Umhang aus. Ich will mehr sehen!", forderte er lautstark.
„Ich-ich gehöre zu Felician!", würgte Gem hervor, doch der Mann lachte nur.
„Ich bezahl dir das Dreifache!"
Energisch schüttelte sie den Kopf.
„Nein!", protestierte sie und versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, doch er drehte ihr einfach ihre Hand auf den Rücken, bis sie vor Schmerz kurz keuchte und sich nicht mehr bewegen konnte.
„Na dann wollen wir doch mal sehen, was unter deinem Umhang ist!", verkündete er schadenfroh und hob die Hand, um ihre Kapuze zurück zu streifen.Felician blieb stehen, um zwei ineinander verschlungene Leute vorbei torkeln zu lassen. Sofort kam eine junge Frau mit einem Kleid, das zwar hinten bis zum Boden hing, vorne aber über den Knien aufhörte, auf ihn zu und schmiegte sich anzüglich an seinen Arm.
„Hey, Feli.", schnurrte sie und kicherte, wobei ihm eine Alkoholfahne entgegenwehte. Anscheinend kannten sie sich, doch ihm wollte ihr Name einfach nicht einfallen, deshalb gab er nur ein genervtes 'Hallo' von sich, welches sie mit einem überraschten Blick quittierte.
„Bist du schlecht drauf? Ich kann das bestimmt ändern.", hauchte sie verheißungsvoll und versuchte, an seinem Ohrläppchen zu knabbern, doch er schob sie entschieden weg. Er hatte jetzt wirklich weder Zeit, noch Geld, noch Lust auf diese Frau, außerdem hatte er sich selbst gesagt, über sein Sexualleben nachzudenken. Wie immer sein Plan da aussah, eine Prostituierte gehörte sicher nicht dazu. Er drehte sich um und reckte den Hals, um nach Gem Ausschau zu halten, doch sofort lehnte die andere sich von hinten an ihn und fuhr mit den Händen über seinen Brustkorb.
„Verschwinde. Ich bin nicht wegen Sex hier.", knurrte er und ließ seinen Blick durch den Raum streifen. Verdammt, wo war Gem bloß abgeblieben?
„Dann bist du hier aber falsch.", verkündete die Frau eingeschnappt, ging aber endlich, wahrscheinlich um jemand anderes zu belästigen. Endlich entdeckte er ihre Kapuze zwischen den Köpfen der anderen Leute, doch sie schien kleiner zu sein, fast als würde sie sitzen. Aber weshalb sollte sie sich hinsetzten? Verwirrt runzelte er die Stirn. Endlich fiel bei ihm der Groschen und er stürzte sich in die Menge. Unter Einsatz seiner Ellenbogen und die Proteste der Menschen ignorierend schob er sich so schnell es ging durch die Menge. Er hörte ein schmerzerfülltes Keuchen und schrieb es sofort Gem zu. Er konnte sie jetzt fast sehen. Ein widerlicher Typ hatte sie auf seinen Schoß gezogen und hielt sie in einem Klammergriff fest. Wut kochte in Felician hoch. Was fiel diesem Typen eigentlich ein? Gem hatte mit Sicherheit protestiert, dann hatte er gefälligst seine dreckigen Finger von ihr zu lassen! Aber er war auch sauer auf sich. Er hätte sie nicht hierherbringen oder besser darauf achten sollen, dass sie bei ihm blieb.
Der Mann blickte verwundert auf als Felician seine Hand von Gems Hüfte riss und ihre Hand aus seinem Griff befreite. Sofort schossen ihre Finger zum Stoff ihrer Kapuze, anscheinend hatte der Mann versucht sie abzusetzen. Entschieden zog Felician sie vom Schoß dieses Widerlings in seine Arme und bemerkte besorgt, dass sie zitterte. Wie weit war der Betrunkene gegangen? Hatte er sie angefasst?
„Lass deine schmierigen Finger von dieser Frau!", brüllte er den Mann an.
Trotzig blickte dieser zurück.
„Du hast kein Anrecht auf sie, ich habe sie zuerst gesehen!", lallte er.
„Niemand hat ein Anrecht auf sie, außer ihr selbst.", zischte Felician und sah ihn warnend an. Da der Mann sturzbetrunken und um einiges kleiner als Felician war, beließ er es bei ein paar leisen Flüchen, als Felician Gem behutsam durch die Menge an die Bar führte. Schützend wickelte er sie in ihren Umhang.
„Gem, es tut mir leid. Ist alles in Ordnung? Was hat er gemacht? Hat er...?" Sie lehnte sich nur erschöpft an die Theke.
„Finde jetzt einfach deinen Freund und lass uns wieder gehen.", murmelte sie leise. Felician winkte dem Mann hinter der Bar und stellte sich hinter Gem, da sie von dort bereits wieder von einigen gierig begafft wurde. Der Mann kam auf sie zu, während er ein benutztes Glas mit einem Tuch auswischte, das das Glas vermutlich nur dreckiger machte.
„Felician!", begrüßte der Besitzer des betrunkenen Stiefels ihn wohlwollend. „Was darf's denn heute sein? Oder wer?", grinste er. Felician spürte, wie Gem sich kurz versteifte und überging die Anspielung, während er ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter legte.
„Wir brauchen nur ein Zimmer, Matt.", erklärte er.
„Am besten möglichst weit hinten, dass niemand vorbei kommt."
„Was hast du denn experimentelles vor? Die Kleine sieht mir nicht besonders erfahren aus.", lachte der Barkeeper, Matt, doch Felician konnte nicht darüber lachen, vor allem, da Gem anfing, sich in seinen Armen zu winden.
„Das Zimmer.", erinnerte er Matt genervt und versuchte, Gem zu beruhigen, indem er mit der Hand über ihren Rücken strich. Mit einem Nicken nahm er einen Schlüssel entgegen und schob sich mit Gem durch eine nahegelegene Tür.
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Jenna
FantasyJenna lernt den charmanten Prinzen Lucian kennen, mit dem sie dann bald ins Schloss zieht. Ihr kurzes Glück wird von einer Reihe von Morden getrübt, die nicht lange außerhalb des Schlosses bleiben. Haben die Morde irgendetwas mit Jennas Anwesenheit...