Oh Boy

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Kapitel 3: Oh Boy


Ich sehe mir den Plan an, wende und drehe ihn, aber verstehen tue ich trotzdem nichts. Ich bin genauso gelaufen wie es da drauf steht, doch irgendwie finde ich das Gemeinschaftsbad nicht. Stattdessen befinde ich mich beim Übergang von dem Mädchentrakt zum Jungentrakt. Ich weiß noch wie sich meine Mutter darüber aufgeregt hat, dass die Mädchen-und Jungengebäude verbunden wurden und ein Gemeinschaftsbad, mit Gemeinschaftsduschen gebaut wurde. Sie erzählt, als sie früher hier aufs College ging, so etwas undenkbar gewesen wäre und das ich mich ja von diesen Jungs fernhalten sollte. Sie fände den Gedanken, dass ich nackt in der Dusche stünde und neben dran ein Junge nackt dusche, beunruhigend. Ich konnte sie nur damit beruhigen, indem ich ihr versprach nur früh morgens oder spät abends Duschen zu gehen. Damit so wenig, bis gar keine anderen Leute dabei seien.

Ich gucke noch einmal auf den Plan, verstehe aber nicht ansatzweiße was darauf steht. Auf gut Glück laufe ich einfach einen Gang entlang, sehe mir die Schilder auf der Tür genau an, damit ich auch nicht am Bad vorbeilaufe. Immer wieder höre ich mal ein paar Leute rum brüllen, doch das überrascht mich nicht. Schließlich haben wir Freitagabend und es ist ein College. Da ist Party vorprogrammiert.

Fast hätte ich angefangen zu jubeln als ich das Schild „Gemeinschaftsbad" entdecke. Ich öffne die Tür, die hinter mir mit einem Knall wieder zu fällt. Die Lichter sind an und mir kommt die Frage auf, ob die immer an sind oder ob hier jemand drinnen ist. Meine Frage beantwortet sich von alleine als ich das rauschen einer Dusche höre. Ich schlendere zu den Waschbecken, schaue in den Spiegel und stelle fest das meine Augen vom weinen rot angeschwollen sind. Meine Wangen sind ebenfalls angeschwollen, wodurch ich aussehe wie ein Hamster mit Nüssen in den Bäckchen. Was sich Alice wohl dabei gedacht hat, als sie mich so gesehen hat?

Mit kaltem Wasser wasche ich mir das Gesicht, bevor ich anfange mir die Zähne zu putzen. Dabei halte ich Ausschau nach einer Uhr und entdecke dann eine über den Türen hängen. 11:43pm.

Meine Mom war länger hier als ich es erwartet habe. Hoffentlich schaffen sie es gut nach Hause. Sie werden jetzt die ganze Nacht fahren müssen.

>> Schneller! << Höre ich jemanden keuchen. Verwundert gucke ich mich um, höre zwar noch die Dusche laufen, kann aber niemanden sehen. Mit der Zahnbürste im Mund und weiter schrubbend laufe ich durch die Duschen um zu sehen wer hier noch ist. Doch umso weiter ich in die Duschen laufe, umso mehr höre ich auch.

Gestöhne und geächzte ertönt aus der Dusche aus der das Wasser läuft.

>> Oh Gott! << Stöhnt eine Frauen Stimme. Ich verziehe das Gesicht, schäme mich für die zwei in der Dusche und für mich. Ich komme mir vor wie eine Spannerin. Die röte steigt mir wieder ins Gesicht und ich sprinte zurück zu den Waschbecken. Das ist so peinlich.

Schnell spucke ich die Zahnpasta aus dem Mund und spüle ihn aus. Die Zahnbürste unachtsam in den Kulturbeutel geworfen versuche ich den Reisverschluss zu zu ziehen doch er scheint irgendwie zu klemmen. Gewaltsam versuche ich es zu schließen, dabei rutscht er mir aber nur aus der Hand und der gesamte Inhalt verstreut sich über den Boden. Seufzend knie ich mich auf den feuchten Boden. Angeekelt betrachte ich meine Zahnbürste an der jetzt Fussel und nasse Haare kleben. Ich muss mir wohl eine neue kaufen.

Kurz erstarre ich als Gekicher hinter mir erklingt. Ich drehe mich um und mein Herz scheint für eine Sekunde still zu stehen. Schon wieder steigt mir die röte ins Gesicht und mir wird ganz heiß. Am liebsten würde ich wegsehen, doch ich kann nicht. Mein Blick wandert von seinem perfekten Gesicht über seinen Hals auf dem eine Blume tätowiert wurde, über seine voll tätowierte muskulöse Brust, seine Bauchmuskeln. Ich bleibe beim Übergang seiner V-Linie und dem Tattoo stecken, die von einem weißen Handtuch unterbrochen wird. Ungeniert starre ich dort hin, wohin ich als letzes starren sollte.

>> Da liegt noch etwas. << Ertönt seine raue Stimme mit einem unerkennbaren Britischen Akzent, die mir eine Gänsehaut einjagt. Mein Blick schnellt wieder zu seinem Gesicht und ich entdecke eine belustigtes lächeln darauf. Erst als mir klar wird, was er meint, verstehe ich warum er so grinst. Tampons in verschiedenen Größen liegen noch auf dem Boden, und falls das überhaupt geht, werde ich noch eine Nuance rötlicher. Schnell schmeiße ich auch die in die Tasche, blicke wieder auf, stelle aber fest dass er gegangen ist. Es war der Typ der mit dem Mädchen zusammen war, die mich angerempelt hat. Er muss sich denken dass ich total bescheuert bin, weil er mich jedes Mal vorfindet, wenn meine Sachen auf den Boden liegen. Immer noch beschämt laufe ich zurück in mein Zimmer. Das Licht ist aus und Ali scheint zu schlafen, weshalb ich das Licht nicht anmache und mich einfach ins Bett lege. Ich kann meine Gedanken nicht von dem Typen losreißen. Er war auf jeden Fall nicht alleine in der Dusche, aber ein Mädchen habe ich nicht gesehen. Vielleicht ist sie vor ihm aus der Dusche geflüchtet, da es ihr peinlich war. Das Bild wie er da vor mir stand, nur im Handtuch, drängt sich wieder in mein Gedächtnis. Sein Kompletter Oberkörper, samt Arme, Waden und Hals waren Tätowiert. Seine Nase schmückte ein Piercing und die nassen Haare hatte er nach hinten gestylt.

In meinem Bauch kribbelt es, als ich an das Handtuch und an das was es verdeckt hat, denke. Verwirrt schüttele ich meinen Kopf.

Es war bloß ein weiteres peinliches Erlebnis, am Anfang meiner College Zeit. College, das ist es, worauf ich mich konzentrieren sollte. Schließlich sollte ich das Beste aus dieser Situation machen.

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