Stare

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Kapitel 9: Stare

>> Als wäre das meine Schuld. << Ertönt die gereizte Stimme, eines Menschen, dem ich heute eigentlich nicht mehr begegnen wollte.

>> Ach, dann hat die Tür ihren Weg alleine in mein Gesicht gefunden? << Frage ich, ebenfalls gereizt. Er lässt mich so dastehen, als wäre ich der dümmste Mensch auf Erden. Als hätte er keine Schuld. Ignoranter Idiot.

>> Was kann die Tür für deine Inkompetenz? << Meint er spöttisch und am liebsten würde ich ihm ins Gesicht schlagen. Mit nem Baseballschläger oder so.

>> Was kann ich für dein... << Verdammt, mir fallen keine Beleidigungen mehr ein. Ein wenig überfordert stehe ich jetzt da und weiß nicht mehr weiter. Ich spüre wie heiß mir wird und wie unangenehm diese ganze Situation ist. Deswegen mache ich jetzt das, was ich immer in einer ausweglosen Situation mache.

Ich strecke ihm die Zunge aus, schnappe mir ein Kleid samt Handtüchern und verschwinde.

Im Gemeinschaftsbad angekommen, überprüfe erstmal wie viele Leute da sind. Nur ein paar Typen, die Pinkeln, sonst bin ich alleine. Ich werfe einen kurzen Blick zu der Uhr und stelle fest, dass wir schon drei Uhr nachmittags haben. Die meisten sind wohl am College Pool, Strand oder sonst wo, aber nicht hier. Zu meinem Glück. Ich schlendere zu den Duschen rüber, gehe in die letzte der Reihe und stelle sie an. Der heiße dampf umhüllt meinen Körper und ich bekomme augenblicklich eine Gänsehaut. Den Vorhang zugezogen entledige ich mich meiner Kleider, stelle mich unter den heißen Wasserstrahl und genieße es einfach. Erleichtert seufze ich auf, als das heiße Wasser meinen Rücken herunterläuft.

Nachdem ich fertig bin, trockne ich mich ab und ziehe mich an, putz mir die Zähne, endlich, und schlendere zurück ins Zimmer. Als ich dir Tür aufschwinge und eintrete, sitz nur noch Noah im Zimmer. Er sitzt auf meinem Schreibtischstuhl, weshalb er mich auch nicht sieht, aber ich bin mir sicher dass er mich gehört hat.

Ohne ihm irgendwelche Beachtung zu schenken, verstaue ich meinen blutgetränkten Pyjama in einem Wäschekorb, schnappe mir mein Lieblingsbuch und lege mich auf mein Bett.

>> Du sollst dich fertig machen. Maddi will noch in die Stadt. << Erneut fange ich die erste Zeile des Buches an, Antworte dem selbstgefälligem Idioten einfach nicht. Leider bemerke ich seinen stechenden Blick auf mir und muss ständig neu mit der ersten Zeile des Buches anfangen, da es mich einfach aus dem Konzept bringt.

>> Du sollst mir gefälligst Antworten, wenn ich mit dir rede. << Faucht er und schon wieder fange ich mit der Zeile an. Mit angespanntem Kiefer Antworte ich ihm:

>> Seltsamerweise ist mir die Laune in die Stadt zu gehen vergangen. Tut mir wirklich leid. << Es tut mir wirklich leid, aber nicht seinetwillen, sondern wegen Maddi. Es wäre das erste Mal gewesen, dass wir etwas gemeinsames Unternehmen. Aber mit diesem Idioten weigere ich mich in ein Auto zu steigen. Am Ende bringt er uns alle um und wird mir die Schuld dafür geben. Auf einen Nachmittag mit ihm kann ich also wirklich verzichten.

Ohne ein weiteres Wort steht er auf und will zur Tür raus, als Maddi sie aufstößt und uns Freude Strahlend begrüßt.

>> Bereit um in die Stadt zu fahren? << Als sie die Stimmung zwischen mir und Noah bemerkt, verschränkt sie die Arme vor der Brust. Ihr tadelnder Blick sagt so viel wie „Benehmt euch nicht wie Kinder, es geht um mich und nicht um euch." Noah ignoriert ihn aber anscheinend gekonnt und will sich an ihr vorbeischieben, aber legt ihre Hand auf seine Brust, schiebt ihn wieder zurück ins Zimmer.

>> Wohin geht's denn Mr. Fitzgerald? << Fragt sie ihn provokant. Sie zieht fragend eine Braue hoch, während ich mir genau vorstellen kann, welchen genervten Blick er ihr zuwirft.

>> Hab besseres zu tun. << Meint er schlicht, will wieder an Maddi vorbei, doch diese schubst ihn diesmal zurück ins Zimmer.

>> Nichts da, du sagtest du fährst uns in die Stadt. <<

>> Das Prinzesschin dahinten hat aber keinen Bock mehr und ich auch nicht. << Diesmal packt er nicht mal einen Schritt vorwärts, bevor Maddi ihren Manikürten Zeigefinger in seine Brust bohrt.

>> Jetzt spiel dich bloß nicht so auf. Dein Ego wird ja wohl ein Mädchen ertragen können, das nichts anderes als weiße Kleidchen mit Ballerinas trägt, sich einer Kirchengemeinde angeschlossen hat und betet bevor es schlafen geht. Ja, Alice hat mitbekommen wie du vor dem Schlafengehen gebetet hast und sie hat es mir auch erzählt. << Den letzten Satz richtet sie an mich, bevor sie wieder zu Noah schaut, der ebenfalls die Arme vor der Brust verschränkt hat. Wie Hypnotisiert starre ich auf seinen muskulösen Rücken und Arme, mustere seine Tattoos. Als er sich dann aber unerwartet zu mir dreht, fühle ich mich erwischt und laufe rot an. Seit ich ihn kenne, passieren mir nur peinliche Dinge oder ich verletzte mich.

>> Kirchengemeinde? << Meint er im spottenden Ton.

>> Was dagegen? << Blaffe ich ihn unerwarteter weise an. Ich wurde schon oft wegen meiner aktiven Teilnahme bei der Kirche belustigt belächelt, unter meinen Klassenkameraden sogar den Lehrern, aber noch nie hat es mich so sehr gestört wie bei ihm. Noah Fitzgerald stört mich allgemein. Sein ganzes Erscheinungsbild, sein Verhalten, sein beschissener Stolz und Ego. In meinen Auge ist er nichts weiter als ein Störenfried, der mich ganz offensichtlich provozieren will und es auch genießt.

>> Wow ne Zicke? Noah, du tust meiner Freundin ganz offensichtlich nicht gut. << Maddi sagt es zwar nur als Spaß, aber sie hat recht. Er tut mir nicht gut. Leider kann ich das nicht mal wirklich auf ihn schieben. Ich sollte es besser wissen, mich nicht provozieren lassen. Es ist meine Entscheidung wenn ich mich auf seine dämlichen Bemerkungen einlasse. Aber seine Anwesenheit ist so Nervenaufreibend, ich kann es mir einfach nicht erklären. Vorhin beim lesen hätte ich ihm am liebsten das Buch gegen den Kopf geworfen, dabei hat er nichts getan, außer geatmet.

Wenn ich so darüber nachdenke, sollte Atmen genügen als Grund, um ihn mit einem Buch abzuwerfen.

>> Aubrey kommst du? << Maddi und Noah stehen an der Tür, Noah hat seine Hände in den Hosentaschen vergraben, während Maddi eine Augenbraue in die Höhe zieht. Ich verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse, aber Maddi scheint erbarmungslos zu sein. Seufzend stehe ich schlussendlich auf und folge beiden aus dem Gebäude.

Maddi redet über irgendeinen Typen den sie auf irgendeiner Party kennengelernt hat, während Noah und ich lieber die Stille waren. Es ist einfach unangenehm. Er ist unangenehm. Ich höre schon meine Mutter mich austadeln, wenn sie jemals erfahren sollte dass ich mich mit jemanden wie Noah rumtreibe. Oder Maddi. Dad würde wahrscheinlich den Exorzisten engagieren. 

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