Er ist meine Inspiration

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Kapitel 51; Er ist meine Inspiration 

Ich würde nicht behaupten, dass ich zu der Sorte Mädchen gehöre, die Shoppen gehen verteufeln würden. 

Doch nach drei stündigen umherlaufens, ohne auch dass nur ein Kleid in die engere Kategorie gekommen wäre, lässt einen doch im kalten Wasser zurück.

So viel zu mir.

Maddi hingegen scheint wohl noch alle Hoffnung der Menschheit in sich zu tragen, was diese Shoppingtour betrifft.

Strahlend greift sie sich ein Kleid nach dem anderen. Verschwindet in den Umkleidekabinen, um dann genauso strahlend wieder hinaus zu treten.

>> Das ist auch super! << Jubelt sie begeistert, betrachtet sich im Spiegel, während ich meine Nägel ansehe.

Maddi findet jedes Kleid super, wohingegen ich wohl ihre dunkle Seite Darstelle.

Keines der Kleider, die ich bisher gesehen habe, konnte mich auch nur ansatzweise überzeugen.

Vielleicht liegt es an den Kleidern, oder auch an der Tatsache, dass ich kein Stück motiviert bin, morgen auf diese Vernissage zu gehen.

Je mehr der Eröffnungstermin anrückt, je mehr Minuten verstreichen, desto drückender wird meine Stimmung.

Und es ist einfach grauenvoll, den ganzen Tag von einer erdrückenden, dunklen Wolke heimgesucht zu werden. Für mich und auch für meine Umgebung.

Heute Morgen habe ich Ali und Mason angezickt, nur weil die beiden sich darüber unterhalten haben, ob sie heute noch einmal an den Strand wollen. Maddi habe ich dann angefahren, weil sie zu laut an der Tür geklopft hat, um mich für das Shoppen abzuholen.

Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, noch nie in meinem Leben so eine miese, erdrückende Laune gehabt zu haben. Nicht einmal, als mein Hamster gestorben ist, als ich fünf war und wir ihn im Garten vergraben haben, konnte ich Lachen, weil der Gedanke, dass mein Hamster sicher traurig sein wird, wenn ich an seiner Beerdigung weine, mich zu guter Stimmung gezwungen hat.

Aber jetzt, wenn ich auch nur vage daran Denke, wie Dutzende Menschen morgen mein Gemälde betrachten werden, könnte ich mich von einer Brücke werfen.

Dieses Bild wird mich vermutlich total beschämen. Vor allem jetzt, wo es zwischen Noah und mir so toll läuft. Jetzt, wo er sich mir endlich ein wenig öffnet, und nett zu mir ist.

Ich habe einfach Angst, dass er das Bild falsch interpretieren könnte. Es Falsch aufnimmt, und sich über mich lustig macht. Oder vielleicht auch wütend wird, weil ich es ohne seine Erlaubnis angefertigt habe.

>> Mein Gott, deine schlechte Laune ist ja zum Heulen Aubrey. << Seufzt meine Freundin jetzt theatralisch auf, was mich verwundert aufblicken lässt.

>> Was ist los? Ärger im Liebesparadies oder kann Mr. Fitzgerald dich einfach nicht gut genug befriedigen? << Augenblicklich laufe rot an bei ihren Wörtern, senke beschämt den Blick, obwohl keine ihrer Aussagen zutrifft. Und selbst wenn Noah und ich bereits bei dem Zeitpunkt wäre, in dem er mich auf egal welche Art und Weise Befriedigen würde, denk ich nicht, das er es schlecht machen würde.

Nur, um es einmal erwähnt zu haben.

War es naiv von mir zu hoffen, keiner meiner Freunde würde mich auf meine schlechte Laune ansprechen? Vermutlich schon, aber man darf ja hoffen dürfen.

>> Es hat nichts mit Noah zutun. << Nicht direkt zumindest.

Okay nein, es hat nur mit Noah zutun.

>> Erzähl schon, was bedrückt dein kleines, dramatisches Herz. << Sie setzt sich neben mich auf den Hocker, zwingt mich somit zur Seite zur Rutschen und zur Hälfte in der Luft zu Hocken.

>> Mein Herz ist nicht „dramatisch". << Meine ich, sehe sie irritiert an, setzte das Wort absichtlich in Anführungszeichen. Es ist wirklich nicht dramatisch. Ernsthaft.

>> Wenn du das sagst. << Sie verdreht lediglich die Augen, was mich dazu bringt, sie mit offenem Mund anzustarren.

>> Was soll das denn heißen? << Jetzt, jetzt bin ich dramatisch, ja, aber auch nur, weil sie mich dazu bringt.

>> Aubrey! << Stöhnt sie, verdreht erneut ihre Augen.

>> Vielleicht liegt es doch ein wenig an Fitzgerald. << Gebe ich demütig von mir. Natürlich hat sie es bereits geahnt, weshalb mich ihre nächste Reaktion nicht verwundert.

>> Erzähl es mir. Denn langsam wirst du unerträglich Lillie. << Natürlich, streu noch Salz in die Wunde Madds.

>> Mein Gemälde, welches Morgen ausgestellt wird. << Beginne ich, werde jedoch sofort von dem aufseufzten meiner Freundin unterbrochen. Genervt sehe ich zur ihr herüber, doch zu meiner Überraschung erwidert sie meinen Blick.

>> Ich hab es gesehen. Das Gemälde. Es war euer Inspirations-Projekt, nicht wahr? << Überrumpelt und schockiert, starre ich sie einen Augenblick ohne jegliche Regung an, bevor ich mich kurz schüttel und nicke.

Woher weiß sie das denn schon wieder?

>> Ich war ziemlich verzweifelt. Keine meiner Ideen war gut genug. Und dann war da Noah. Ich weiß nicht genau, wie ich dazu kam, aber als ich fertig war... << Ich verstumme, denke an den Moment zurück, als ich es in meinen Händen hielt. Die dunklen Farben, die Ähnlichkeit zu ihm. Zu Noah. Ich war selbst schockiert.

In Trance habe ich den Bleistift über die feste Unterlage gleiten lassen. Mehrere Stunden, ohne mich auch nur einen Zentimeter vom Platz zu bewegen, bis es letztendlich fertig war.

>> Und jetzt hast du Angst, wie er reagiert. << Stellt sie nüchtern fest, wobei ich bloß mit dem Kopf nicke.

Eine völlig irrationale Angst, ich weiß. Wenn ich nicht gewollt hätte, dass es irgendjemand erfährt, dann hätte ich es auch nicht zur Ausstellung frei geben sollen, doch wie ich bereits erwähnt habe, diese Vernissage ist eine Chance in meinem Leben, die sich mir so nie wieder ergeben wird.

>> Ich würde dich ja gerne Aufbauen und sagen, dass er es vermutlich niemals zu Gesicht bekommen würde, da diese Vernissage ziemlich Privat ist. << Beginnt sie, und vermutlich würde Hoffnung in mir Aufkeimen, wenn sie es nicht schon so zerstörerisch formulieren würde.

>> Aber leider ist Familie Fitzgerald immer zu solchen Veranstaltungen eingeladen, da Mrs. Fitzgerald sehr an Kunst interessiert ist. << Natürlich ist sie das.

Also wird nicht nur Noah mein Bild betrachten dürfen, sondern auch noch seine Familie. Seine verdammte, gesamte Familie. 

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