Geschmackssache

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Kapitel 12: Geschmackssache

Ich war noch nie wirklich ein aktiver Mensch. Als Kind saß ich lieber in meinem Zimmer, las Bücher oder zeichnete. Ich wollte draußen mit keinen anderen Kindern spielen, Fahrradfahren lernen oder neue Leute Kennenlernen. Ich mag Gewohntes. Deswegen war es so schwer für mich hier her zu ziehen. Aber mein Vater bestand darauf. Eine Familientradition, auf die viel Wert gelegt wird. Kein Ahnung warum, schließlich sind Schulen wie die Brown oder Yale viel begehrter. Die ASU scheint mir eher ein College für Studenten zu sein, die gerne und vor allem viel Feiern. Selbst unter der Woche. Das konnte ich durch meine ersten paar Woche hier gut beurteilen, da entweder Ali oder Maddi stockbesoffen zu mir ins Zimmer torkelten und verlangten das ich das nächste Mal mitkäme.

>> Hey.<< Die raue Stimme eines bekannten Britin dringt in mein Bewusstsein und eine Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus. Ich streiche mir über die nackten Arme, dabei gleitet mein Blick durch das Studio und sucht einen Ganzkörper Tätowierten. Als ich ihn entdecke, stocke ich kurz. Er sieht anderes aus. Irgendwie nicht mehr so negativ, unkommunikativ und unfreundlich.

Er klatscht sich bei ein paar Leuten ab, bis er sein weißes Handtuch bei einem Gerät ablegt. Er sieht schon ein wenig durchgeschwitzt, vielleicht ist er ja schon länger da, aber ich hab ihn einfach noch nicht entdeckt gehabt.

Er setzt sich auf eine Art Bank, nimmt zwei Gewichte in die Hand, die so groß sind wie mein Kopf und trainiert eben.

>> Aubrey? Hallo? << Die Stimme meiner Mutter dringt bei mir durch. Völlig benebelt lege ich wieder das Handy an mein Ohr.

>> Mom ich muss auflegen. << Ohne auf ihre Proteste zu hören, drücke ich sie weg. Das wird noch gewaltigen Ärger geben, doch fürs erste, will ich einfach nur starren.

>> Ich würde sie ficken. << Dringt es wieder in meine Erinnerung. So etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt, geschweige denn mit diesen Worten. Dieser Mann ist einfach anderes als alle bisherigen. Seine Ausdrucksweise, sein Erscheinungsbild, sein verdammtes Ego und seine ständigen Provokationen mir gegenüber. Außerdem sind mir noch nie in Gegenwart einer Person so viele Unannehmlichkeiten passiert.

Ich winkel meine Beine an, ziehe sie an meinen Körper und beobachte ihn. Keine Ahnung wie lange ich ihn dabei beobachtet habe, viel zu faszinierend war das Spiel zwischen seinen Muskeln und den Tattoos die seine Haut verdecken. Aber als er aufsteht, sich sein Tank Top auszieht und zu den Sandsäcken läuft, fängt meine Haut an zu brennen. Darf er das überhaupt? Gibt es dazu keine Hygiene Regeln oder sowas? Er soll sein verdammtes Shirt wieder anziehen!

Er nimmt sich einen Sandsack aus dem Schrank, wirft ihn sich über die Schulter und hängt ihn ein paar Karabiner weiter von Alice ihrem. Mir kommt die Erinnerung hoch, wie Ali, ich und noch so ein Typ den sie kannte, der auch nicht gerade untrainiert aussah, versuchten den Sandsack ans Karabiner zu hängen. Er viel mir fast auf den Fuß und am Ende mussten wir doch noch einen Muskelprotz dazu holen, da wir es nicht schafften ihn hochzuheben.

Er wickelt sich genauso wie Alice weiße Verbände um die Knöchel und schlägt dann auf den Sack ein. Sein Rückentattoo starrt mir entgegen, aber ich kann meinen Blick nicht von ihm nehmen. Ein Totenkopf, mit schwarzen Löchern als Augen. Von seinem Hals bis zu seinem Kopf hat er Muster Tätowiert, die aber unter seinen braunen Haaren und der Cappy nicht mehr zu erkennen sind.

Eine Gänsehaut breitet sich auf mir aus, schon wieder. Ich lehne meinen Kopf auf meinen Knien ab, ignoriere das heiße Gefühl in der Magengegend und beobachte den unfreundlichen Jungen, der mir eine Tür ins Gesicht geschlagen hat ohne sich zu entschuldigen, weiter.

Er nimmt kurz die Cap vom Kopf, fährt mit seiner Hand durch seine Haare und setzt sie sich wieder verkehrtherum auf. Er schlägt und tritt weiter gegen den Sack, diesmal mit dem Gesicht zu mir. Seine Gesichtszüge wirken konzentriert, sein nackter Oberkörper glänzt vom Schweiß. Mein Blick wandert ungeniert über seinen Oberkörper, mustert jeden einzelnen Zentimeter, jedes Tattoo das er hat, jeder Muskel die sich unter diesen Bewegungen regt. Ich frage mich, woher ich diese neue Dreistheit bekommen habe. Ich kenne diesen Typen kaum. Und trotzdem habe ich ihn schon zweimal fast Nackt gesehen.

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