British Boy

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>> Ist das deine Art, neue Leute zu begrüßen? << Fragt Maddi, die ein belustigtes Lächeln auf den Lippen trägt. Ich werfe ihr einen bösen Blick zu, während das Blut ganz ungeniert auf mein T-Shirt tropft.

>> Fass es nicht an hab ich gesagt! << Meint er mürrisch, als ich mir wieder an die Nase fassen wollte.

>> Fass es nicht an hab ich gesagt. << Äffe ich ihn in Gedanken nach. Idiot. Schließlich ist er an der ganzen Sache Schuld.

>> Sie ist selber schuld. << Antwortet er dann auf Maddis Frage. Mit offenem Mund starre ich ihm hinterher, während er nach einem Tuch oder etwas dergleichen sucht. Als er eins entdeckt, nimmt er sich die Wasserflasche die auf Maddis Schreibtisch liegt und befeuchtet es damit. Dann drückt er es mir in die Hand und ich halte es mir gegen die Nase.

>> Du hast mir doch die Tür ins Gesicht geschlagen. << Meine ich beleidigt, höre mich aber eher wie ein Schlumpf an, als irgendwie bedrohlich oder beleidigt.

>> Hättest halt nicht davor stehen sollen. << Vollkommen überfordert von seiner Unverschämtheit starre ich ihn an. Los Gehirn, lass dir ein guten Kontra einfallen! Lass sowas respektloses nicht gewinnen!

>> Hättest halt nicht davor stehen sollen. << Äffe ich ihn in einer Kinderartigen Stimme nach. Als er mich irritiert mustert, strecke ich ihm die Zunge aus.

Das war kein guter Kontra, das war kindisch und blöd. Trotzdem lasse ich mir nichts ansehen, halte einfach weiter das Tuch gegen meine Nase und werfe Mr. Unfreundlich böse Blicke zu. Dieser hat sich aber schon auf Maddis Bett gelegt und spielt an seinem Handy rum.

>> Vielleicht sollten wir zum Arzt. << Wirft Maddi ein, als sie mich angeekelt mustert. Kann ich verstehen, mein Pyjama sieht so aus, als wäre ich einem Film-Massaker entsprungen.

>> Ich bin okay. << Meine ich, lächel sie beruhigend an, doch sie scheint nur noch hysterischer zu werden.

>> Noah! << Sie dreht sich zu ihm, doch er starrt weiterhin nur auf sein Handy. Ich mag ihn nicht. Sowas ist unhöflich und unerzogen.

>> Sie verblutet bestimmt! Wir sollten ganz dringend zum Arzt! << Meint sie, klingt dabei wie eine überfürsorgliche alleinerziehende Mutter, dessen Kind zum ersten Mal hustet und sie glaubt, es habe Lungenkrebs.

>> Sie stirbt schon nicht. << Murmelt er desinteressiert, tippt auf seinem scheiß Elektrogerät rum.

>> Am liebsten würde ich ihm etwas gegen den Kopf werfen. << Denke ich mir in Gedanken, doch dann passiert es wirklich. Ein Schuh fliegt den ganzen weg bis zu Noah und trifft ihn schließlich fast am Kopf, hätte er ihn vorher nicht abgefangen ohne wirklich hinzusehen und ihn dann auf den Boden geworfen.

>> Jetzt hör mir mal zu du Bastard! Dieses unschuldige Mädchen hier verblutet wegen dir und deiner Inkompetenz! << Er stöhnt entnervt auf, setzt sich im Bett auf, fährt sich mit den Händen übers Gesicht und durch die Haare, bevor er uns schließlich gelangweilt ansieht.

>> Es hat doch schon längst aufgehört. << Brummt er, die Ellenbogen an seinen Knien abgestützt, tippt er wieder auf seinem Handy herum. Verwundert stelle ich fest, dass er recht hat. Die Nase pocht zwar noch ziemlich aber es fließt kein Blut. Ein wenig erleichtert, da mich Maddis Hysterie ein wenig unruhig werden lassen, stehe ich auf um mich endlich umzuziehen. Bevor ich das Zimmer allerdings verlasse drehe ich mich nochmal zu Maddi, die Noah mit ihren Haarspangen abwirft.

>> Sei nicht immer so ein Arschloch zu Mädchen, die ich neu kennengelernt habe. << Wiederholt sie dabei wie ein Mantra, während er, naja, das macht, was er die ganze Zeit gemacht hat. Am Handy sitzen. Das lässt ihn ziemlich unsympathisch wirken. Finde ich zumindest.

>> Hast du vielleicht noch eine Ersatz Zahnbürste? << Frage ich an Maddi gewandt, merke dabei jedoch, wie sich Noahs Mundwinkel zu einem Lächeln kräuseln. Leicht steigt mir die Hitze um die Ohren, doch ich ignoriere es gekonnt.

>> Natürlich. Ohne geht nicht. << Meint sie, springt auf und wuschelt an ihren Schubladen herum. Als sie endlich eine findet, wirft sie sie mir zu. So ungeschickt wie ich nun mal bin, stelle ich mich ziemlich blöd beim fangen an, das zur Folge hat, das sie auf dem Boden landet. Seufzend bücke ich mich danach, musterte sie dabei kurz.

>> Dankeschön. << Meine ich, bevor ich aus dem Zimmer verschwinde. Die Tür geschlossen, starre ich erstmal geschlagene zehn Minuten gegen meine Zimmertür. Okay, vielleicht waren es auch nur zehn Sekunden, aber es fühlte sich definitiv wie Minuten an.

Soll ich es riskieren Alice mit Mason nackt zu sehen? Selbst wenn ich Mason schon nackt gesehen habe, wiederholen muss man sowas nicht.

Außerdem bin ich mir sicher, Mason würde nicht zögern, mir einen Suhl an den Kopf zu werfen, wenn ich sie störe.

Anklopfen werde ich aber auch nicht. Dann würde Mason gewinnen. Nein, das sehe ich nicht ein. Niemals würde ich ihm diesen Sieg gönnen.

Deswegen stürme ich quasi ins Zimmer, meine Augen mit meiner Hand verdeckt.

>> Du kannst die Hand wegnehmen Lilie. Wir sind alle Angezogen. << Höre ich Mason spöttisch sagen. Die Hand wieder unten, drehe ich mich zu ihnen, gucke mir beide an wie sie in einer merkwürdigen Position auf Alices Bett liegen. Alice Kopf hängt vom Rand runter, während sie eine Modezeitschrift vor sich hält, ihre rechtes Bein mit Mason seins verschlungen, das Linke an die Wand gelehnt. Mason sitz halb an der Wand halb liegt er. Sein linkes Bein mit Alice ihrem verschlungen, sein rechtes liegt auf ihrem Bauch, eine seiner Hände hat den weg unter ihr Top entdeckt, während er mit der anderen sein Handy hält. Für mich sieht das wie höchste Akrobatik aus, aber die haben es anscheinend bequem.

Alice guckt über den Rand ihrer Zeitschrift kurz zu mir rüber. Ihr klappt der Mund auf, die Zeitschrift fällt ihr aus der Hand und sie schlingelt sich vom Bett um mich dann bei den Schultern zu packen und anzuschreien.

>> Oh mein Gott! Was ist denn mit dir passiert? Hat dich jemand geschlagen, verprügelt, vergewaltigt? Wieso bist du voll mit Blut verschmiert? << Schreit sie mir ins Gesicht, schüttelt mich dabei an den Schultern, bis mir klar wird, was sie eigentlich meint. Natürlich, ich habe mich noch nicht abgewaschen, geschweige denn Umgezogen. Ich bin voll mit Blut.

>> Wow, du siehst aus, als wärst du einem Massenmörder entwischt. Läuft hier gerade wer Amok? << Auch Mason hat sich inzwischen aufgesetzt, mustert mich ein wenig kritisch.

>> Irgend so ein Noah hat mir eine Tür ins Gesicht geschlagen. << Meine ich Schlicht, will mir gerade ein Kleid aus meinem Schrank nehmen, als eine raue Stimme mit britischen Akzent ertönt.

>> Als wäre das meine Schuld. <<

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