Ein bisschen leben

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Kapitel 37; Ein bisschen leben

Schweigend sitzend wir uns gegenüber. Er, den Blick auf mich gerichtet, starrt er mich unverfroren an. Ich, habe den Rand der Kaffetasse an meinen Lippen, erwidere seinen Blick über den Rand hinweg.

Wir führen stillschweigend eine Unterhaltung, doch worüber sie handelt, konnte ich noch nicht erraten.

Sie könnte über den Weltfrieden, Ausrottung der braunen Pandas oder unseren Kuss handeln. Wobei, wäre Kuss noch der korrekte Ausdruck? Schließlich war es ja nicht nur einer...

>> Also, was hältst du von der Ausrottung der braunen Pandas? Ich hab mal in einer Werbung gehört, dass es nur noch einen auf der Welt gibt. Schrecklich oder? << Falle

ich ihm ins Wort, als sich seine nach Vanille schmeckenden Lippen öffnen.

Mist, ich hoffe es war jetzt nicht zu auffällig, dass ich versuche das Thema zu wechseln.

Er legt die Stirn kraus, sieht mich einen Moment verwirrt an, bevor er zu begreifen scheint.

Ist es denn zu viel verlangt, unsere Kurzzeitige Affäre noch einen Moment unbeantwortet in der Luft hängen zu lassen? Denn ich kann mir ganz genau vorstellen, welche Wörter Noahs Lippen als nächstes verlasen werden.

„Kurzschlussreaktion, eine einmalige Sache, die wir nicht widerholen werden."

Und ehrlich gesagt bezweifle ich, dass mein kleines, unberührtes Herz sowas verkraften wird. Außerdem habe ich mir als kleines Mädchen immer vorgestellt, wie ich dem ersten Typen der mir eine Abfuhr erteilt, eine Szene mache. Doch hier, in dem Hotel Restaurant, in das er mich eingeladen hat, wird das kaum möglich sein.

Der Gorilla von gestern Nacht hat mich schon so grimmig angesehen als wir mit dem Aufzug hier runter sind, ich wette, es würde ihn überaus freuen mich hier rauszuwerfen.

>> Aubrey. << Ich verziehe mein Gesicht als er meinen Namen ausspricht. Ich werde in drei Wochen Zwanzig. Ich bin noch nicht bereit von dem ersten Mann, den ich jemals in meinem Leben so anziehend gefunden habe, abserviert zu werden.

>> Okay, können wir das abkürzen? << Frage ich, stelle die Tasse auf dem kleinen Tellerchen ab, den es dazu gab. Ich will nicht dass er seine und meine Zeit damit verschwendet, dem Kirchmäuschen schonend klar zu machen, dass er nichts von ihr will. Ich hab genug Teenie Filme mit meinen Freunden aus Denver gesehen, um sagen zu können, dass ich sowas definitiv nicht anstrebe. Ein bisschen Stolz besitze ich noch.

Sein raues, kehliges Lachen erreicht mein Gehör.

>> Wie wäre es wenn du einfach zuhörst, bevor du irgendwelche Schlüsse ziehst. Ich habe definitiv nicht vor, es bei einem Mal zu belassen Tiger. << Jemand sollte meinem dummen, dummen Herzen, endlich das Trampolin abnehmen, damit es wieder auf dem Boden der Tatsachen landet und diese lächerliche Hoffnung sich wieder verzieht.

>> Ich werde dir ein wenig Leben geben. <<

Er will mir Leben geben!

Mein grinsen erstirbt in sich als ich seine Worte richtig begreife.

Er will mir Leben geben?

Wenn er nicht vorhat mich zu schwängern, verstehe ich diese Aussage ganz und gar nicht.

>> Ich habe ein Leben. << Erwidere ich, ein wenig enttäuscht.

>> Aber du lebst nicht. Du genießt nicht, du verstehst nicht. << Er hat Recht, ich verstehe nicht. Aber das liegt nicht am leben, sondern an ihm. Ich verstehe ihn nicht. Können wir nicht einfach wieder rummachen?

>> Du wirst es verstehen, sobald es soweit ist. Ich werde dir zeigen wie man das Leben richtig genießt. << Es klingt, als wäre ich sein nächster Punkt auf einer TO-DO Liste, die er abarbeiten muss, bevor er Dreißig wird.

>> Ich brauche keinen Lehrer in Dingen Leben-genießen. << Gebe ich gekränkt von mir. Am liebsten würde ich wie ein bockiges Kind die Arme vor der Brust verschränken. Ich wollte nur ihn, eventuell auch als Lehrer, aber ganz sicher nicht als „Wie genieße ich mein Leben"-Lehrer. Eher so einen „Wie Knutsche ich Richtig"-Lehrer.

>> Sie mich nicht als Lehrer, sondern eher als einen Partner, der dir zeigt, wie es Richtig geht. << Wieder dieses Spitzbübisches Grinsen, und die Zweideutigkeit hat selbst mich nicht verfehlt. Wenn er es so ausdrückt, klingt es viel verlockender.

>> Versuchst du mich zu überreden? <<

>> Nein, du sollst es lediglich in Kenntnis nehmen. << Ah, jetzt ist er wieder der Noah Fitzgerald, wie wir ihn kennen und unausstehlich finden. Das arrogante Lächeln ziert, wie sonst üblich, seine Lippen, der Blick überheblich wie eh und je.

Kaum zu glauben, dass ich diesen Mann anziehend finde.

Kaum zu glauben, dass wir rumgemacht haben!

Kaum zu glauben, dass er mehr will! 

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