Unfähig wie am ersten Tag

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Das Zitat ist aus "Evolution of Mara Dyer". Meine Lieblingsbuchreihe. 


Kapitel 55: "Unfähig wie am ersten Tag"

Prüfend überblicke ich den Inhalt des Kühlschrankes, versuche zu analysieren, auf was genau ich im Moment Appetit habe. Mit meiner Zunge fahre ich über meine Schneidezähne, bevor ich mir einen Aufstrich und Peperoni nehme. Beides lege ich auf der Arbeitsplatte ab, bevor ich ein Messer aus einer der zahlreichen Schubladen hole und eines der Brötchen aus dem Korb aufschneide.

>> Mitternachtssnack? << Bei seiner aufklingenden Stimme, die die zuvor dominierende Stille zerschlägt, fahre ich zusammen, rutsche mit dem scharfen Messer ab.

>> Noah. << Entfährt es mir, das Messer lege ich ab, ohne es weiter zu beobachten, denn meine ungeteilte Aufmerksamkeit liegt auf dem Mann vor mir.

>> Unfähig wie am ersten Tag. << Grinst er, wobei ich ihn fragend ansehe. Mit geschmeidigen Schritten kommt er auf mich zu, umrandet die Kücheninsel, bis er schließlich knapp vor mir stehen bleibt.

>> Was wird das? << Unsicher mustere ich ihn. Er trägt noch dieselbe Kleidung wie bei der Veranstaltung. Wobei sein Haar bereits in Mitleidenschaft gezogen wurde. Es ist leicht zerwühlt und dennoch ordentlicher als es sonst ist.

>> Und du bemerkst es nicht einmal. << Wispert er, starrt hinunter. Seine Stirn liegt in Falten, er sieht konzentriert aus, dennoch verstehe ich nicht worauf er hinaus möchte.

Erst als seine Hände meine linke umschließen, zische ich auf, bemerke den ziehenden Schmerz in der Hand.

>> Nicht. << Herrscht er mich an, jedoch ohne seine Stimme zu erheben. Er ist ganz ruhig, als er meine zitternde Hand nimmt, die ich in eine Faust geschlossen habe. Langsam und sorgfältig öffnet er sie wieder, wobei Dunkels Blut durch unsere Finger sickert. Ich höre es auf dem Boden aufkommen, konzentriere mich jedoch nur auf seine Berührungen.

>> Du bist geflüchtet. << Unterbricht er die Stille, nachdem er meine Hand auf dem Theresen abgelegt hat, sich von mir abgewendet, Schubladen öffnend und wieder schließend, bis er mit einer kleinen Box wieder neben mir auftaucht. Der Box zwischen uns abgelegt, öffnet er sie und es offenbaren sich ein paar Mullbinden und Druckverbände.

Er zerreißt ein paar Verpackungen, indem er sie zwischen seine Zähne nimmt und einfach aufreißt. Wäre das nicht eine vollkommen unpassende Situation, würde ich jetzt behaupten, dass er total sexy dabei aussieht.

>> Erwischt. << Ich könnte seine Anschuldigung abstreiten oder mit lahmen Ausreden daherkommen, jedoch wäre das nur Sauerstoffverschwendung, wenn wir beide doch die Wahrheit kennen.

>> Ich fühle mich geschmeichelt, aber ich bitte dich das nächste Nacktportrait, dass du von mir zeichnest, auch erst zu zeichnen, wenn du mich tatsächlich nackt gesehen hast. << Er hält die blutende Hand unter den Wasserhahn. Beide sehen wir dabei zu, wie das Wasser meine Hand wieder rein wäscht.

>> Wir wollen ja nicht, dass ich erneut so klein ausfalle. << Wispert er, seine Lippen streichen leicht meinen Hals, sein warmer Atem beschert mir eine Gänsehaut. Den Hahn ausgestellt, drückt er eine Kompresse auf die Schnittwunde, die bereits wieder vor Blut überläuft. Mit verzerrtem Gesicht versuche ich mir jegliche Beleidigungen für ihn zu unterdrücken, da ich genau weiß, dass er mit Absicht nicht zimperlich mit mir umgeht.

>> Woher wusstest du, dass ich hier bin? << Frage ich, als er meine Hand verbindet. Kaum zu glauben, dass er das so gut kann. Als ob er in seinem Leben noch nie etwas anderes getan hätte.

>> Du warst nicht auf deinem Zimmer. << Schmunzelnd verdrehe ich die Augen. Er sagt es so, als wäre die Gemeinschaftsküche der Mädchen, nach meinem Zimmer, der zweit häufigste Ort, an dem ich meine Freizeit verbringe. Dabei bin ich hier äußert selten. Um ehrlich zu sein, vielleicht das dritte Mal.

>> Ich hätte auch Duschen sein können. << Gebe ich ihm zu bedenken, beobachte sein strenges Gesicht. Er wirkt so konzentriert. Bei allem was er macht. Er lächelt so selten, dass es beinahe eine Verschwendung ist.

Sein Lächeln ist so schön, er könnte ruhig öfter lächeln.

Er hebt seinen Kopf, sieht mir in die Augen. Ein verräterisches Zucken umspielt seine Mundwinkel.

>> Das können wir ja jetzt nachholen. << 

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