Thank you

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Kapitel 40: Thank you

Ich kann nicht fassen, dass ich jetzt schon zum zweiten Mal in Noah Fitzgeralds Bett schlafen durfte. Dass ich jetzt schon zum zweiten Mal in seinem Bett wach werde, wieder seinen muskulösen Rücken vor meinem Gesicht, und das so nahe, dass ich glaube, die Tinte seiner Tattoos riechen zu können.

Er schläft zwar nicht mehr, obwohl er sicher glaubt, dass ich das denke, aber er steht auch nicht auf.

Wir liegen einfach gemeinsam in diesem Bett, ich starre ihn wieder einmal an, kann meinen eigenen Atem riechen, der an seinem breiten Rücken abprallt.

Niemals hätte ich zu Beginn meiner Collegezeit gedacht, in dem Bett eines Mannes zu schlafen, der mir weder auf irgendeine Art seine Zuneigung gegenübergebracht hat, noch mich auf ein Date, zumindest ein Treffen zu zweit, eingeladen hat.

Nein, Noah Fitzgerald hat nichts von all dem getan, noch glaube ich dass er der Typ Mann für so etwas ist. Denn er schlägt mir lieber Türen ins Gesicht und das Wort „Entschuldige" scheint so schwer von seiner Zunge zu gehen, wie Schwefelsäure zu trinken gut ist.

Und trotzdem liege ich hier, hin und weg von diesem Mann, der eigentlich nichts mit den Männern zu tun hat, die ich mir in meiner Fantasie immer zusammengebraut habe.

>> Du starrst, Lillie. << Höre ich in mit rauer Stimme murren, gleich darauf raschelt die Bettdecke und er versucht aus dem erstaunlich gemütlichen Bett zu gehen. Er setzt sich an den Rand, die Ellenbogen an den Knien abgestützt, lehnt er seinen Kopf in seine Handflächen und seufzt auf.

>> Wie kommt es, dass das Kirchenmäuschen sich mit mir halb nackt ins Bett legt? << Fragt er mich, mit dem Rücken noch immer zu mir gewandt.

>> Wir schlafen ja nur. Ich verstehe sowieso nicht wieso alle glauben, ich wäre verklemmt, nur weil ich in die Kirche gehe. << Ich setzt mich ebenfalls auf, ziehe mir meine Shorts wieder an, die ich abends ausgezogen habe. Das T-Shirt habe ich anbehalten. War schließlich Noahs und ich bin mir sicher er wird mir wieder eins überlassen. Und seine Dusche für 20 Minuten hoffentlich auch, denn langsam wäre es mal wieder Zeit.

>> Ich habe dich ja auch geküsst, ohne dir gleich einen Ehevertrag hinzuhalten. Mit mir kann man auch Spaß haben, ich hatte bisher nur noch nicht viele Gelegenheiten, auszuprobieren, was ich mag. << Ich verschweige, dass es meine Eltern sind, die verklemmt sind. Das sie mir verboten haben mich mit Jungs zu treffen bevor ich sechszehn war und danach nur welche, die sie aus der Gemeinde kannten. Das es ab Zehn Uhr eine Ausgangssperre gab und sie mich unter der Woche komplett im Haus eingesperrt haben.

Aber ich beschwere mich nicht über sie oder ihre Erziehungsmaßnahmen. So wurde ich der Mensch, der ich nun mal jetzt bin und damit bin ich vollkommen zufrieden. Mit Sechszehn sah ich das natürlich anderes, aber ich war nie besonders eine Rebellin, deswegen habe ich auch nichts gesagt. Letztendlich habe ich jetzt die Gelegenheit Dinge auszuprobieren. In den vier Monaten die ich bereits hier bin, habe ich mehr Erlebt, als ich meinen bisherigen Neunzehn Lebensjahren. Und ohne meine Eltern wäre ich schließlich auch nicht hier. Sie bestanden darauf das ich herkomme, auch wenn ich bis heute noch nicht weiß warum. Aber dafür bin ich ihnen Dankbar.

Noah ist still und auch ich sage nichts mehr dazu, laufe einfach an ihm vorbei Richtung Badezimmer. Noch immer haut mich seine Wohnung um. Es ist einfach unglaublich, wie sich ein Student so eine Wohnung in diesem Luxushotel leisten kann. Zwar glaube ich nicht das er sie alleine Finanziert, trotzdem bin ich verblüfft. Natürlich weiß ich noch, das Noah Vater Arzt ist, zumindest schließe ich das aus der Begegnung mit der anderen Ärztin und der Krankenschwester, aber dann müsste seine Mutter doch sicher ebenfalls so einen angesehenen Beruf haben. Ob seine Eltern überhaupt noch ein Paar sind? Oder haben sie sich scheiden lassen, als Noah vielleicht noch ein kleiner Junge war? Und wenn, wie hat er es überstanden? Mit der Hilfe seiner Geschwister? Hat er denn überhaupt welche?

Die Badezimmer geschlossen, fällt mir auf, wie wenig ich eigentlich über Noah weiß.

Das heiße Wasser aufgedreht, nehme ich mir vor, ihn mal nach seinem Leben auszufragen.

Wir haben uns geküsst, aber ich weiß noch nicht einmal, ob er einen zweiten Vornamen hat.

Irgendwie belastet mich diese Erkenntnis.

Es erweckt in mir das verlangen, mehr über ihn wissen zu wollen. Ihn zu verstehen, nachvollziehen zu können, was in seinem Kopf vor sich geht.

Meinen feuchten Körper in einen der weißen, flauschigen Bademantel eingewickelt, der mir viel zu groß ist, verlasse ich das Badezimmer.

>> Nein, nein ich komme heute nicht mehr. Nein, ich habe einfach keine Zeit. Und Lust im Übrigen auch nicht. << Verwundert stehe ich am Türrahmen, beobachte Noah bei seinem Telefonat, dass er gleich beendet, sobald er mich bemerkt. Er mustert mich, während er entnervt in den Hörer seufzt, dann aber tatsächlich auflegt.

>> Oh wow, wer hat denn diesen theatralischen Seufzer verdient? << Frage ich belustigt nach, will nicht, das er weiter so entnervt dreinschaut. Mein Plan funktioniert und seine Mundwinkel zucken verdächtig.

>> Niemand, der wichtig genug wäre, um über ihn zu reden. << Antwortet er, läuft an mir vorbei und ich hoffe, er bemerkt das ich nach ihm rieche, denn im Bad gab es nur eine Flasche, und diese enthielt Shampoo und Bodylotion. Sobald ich die Tube öffnete, viel mir sofort der Geruch auf, denn Noah besaß ebenfalls diesen leichten Geruch. Ich kann ihn nicht beschreiben, aber es erweicht mir auf jeden fall die Knie.

>> Wenn das so ist, wie wäre es wenn wir etwas unternehmen? << Eigentlich wollte ich ihn nicht fragen, ob er mit mir den Tag verbringt. Die Angst er könnte mich ablehnen, war eigentlich zu groß, aber als ich ihn dabei beobachtet habe, wie er in seinem Schrank wieder noch Kleidung für mich suchte, war es mir egal.

Wieso sollte ich vielleicht Ewigkeiten warten, bis er auf diese Idee kam, wenn ich selbst einen Mund besaß und ihn auch einzusetzen weiß.

Doch meine Entschlossenheit sinkt, als er inne hält, mit dem Rücken zu mir und sich dann erst nach quälend langen Sekunden zu mir dreht. Seine Augenbrauen sind zusammengezogen und ich kann bei Gott nicht erahnen, was er wohl denken mag.

Und als er dann den Mund öffnet, glaube ich bereits mein Herz brechen zu hören, weil ich seine Abfuhr quasi riechen kann.

>> Ich nehme an du warst noch nie in einem Underground Club? << Fragt er mich und als ich überfordert den Kopf schüttel, legt sich ein Grinsen auf seine Lippen.

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A Way For UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt