Kapitel 59: Nobody Knows
>> Was macht ihr hier? << Zischt eine Stimme, die ich jedoch nicht zuordnen kann, zu sehr nimmt mich noch der Schlaf ein.
>> Ich weiß es nicht. Sie hat mich angerufen und gefragt, ob ich kommen könnte. Wir haben geredet und irgendwann ist sie dann eingeschlafen. <<
>> Im Keller? <<
>> Ja im Keller Einstein. Sie hat ein wenig Abstand von den anderen gebraucht. <<
>> Was ist passiert? <<
>>Keine Ahnung, sie wollte nicht darüber reden. <<
Inzwischen hellhörig, belausche ich die beiden Stimmen, die ich bereits identifiziert habe.
>> Wieso hast du nicht schon früher angerufen? Ich hätte unsere kleine Miss Denver hier schon rausbekommen. << Masons spitzbübisches Grinsen sehe ich quasi vor mir, obwohl ich mit dem Rücken zu den beiden liege.
Mein Atem tritt in weißen Wölkchen aus, während mein Körper bibernd am Boden liegt.
Wie konnte ich bei dieser Kälte schlafen? Nur eine dünne Decke unter mir.
Im Moment fühlt es hier an, wie am kältesten Wintertag in Denver.
Während die beiden noch am tuscheln sind, beginne ich meine steifen Glieder zu bewegen. Meine Knie knacksen, als ich sie ausstrecke, die Arme über meinen Kopf halte. Ein erleichtertes seufzten entkommt mir.
Aufgesetzt, binde ich mir meine Haare zu einem neuen Zopf.
>> Na Dornröschen, gut geschlafen? << Auf Masons Lippen liegt ein leichtes Grinsen, während er mich mit schrägen Kopf mustert. Eliana macht es ihm gleich. Ihre Aufmerksamkeit und die unruhigen Blicke auf mir lassen in mir das Gefühl aufkommen, sie warten ab, dass ich möglicherweise ausflippen werde oder dergleichen.
Niemand weiß was vorgefallen ist. Sie wissen nur, dass ich mit einem Jahresvorrat an Eis, im Keller verkrochen habe, was nicht unbedingt gewöhnlich ist.
Wer weiß, vielleicht würden andere an meiner Stelle jetzt ausflippen, jedoch fühle ich mich im Moment überraschend ruhig.
Vielleicht ist Eis und das Geständnis einer Freundin, sie ist Lesbisch, der perfekte Überwältigungsweg für familiäre Probleme.
>> Wollen wir gehen? << Frage ich, laufe jedoch schon Richtung Tür und quetsche mich an ihnen vorbei, Mason seine Frage unbeantwortet.
Hinter mir höre ich die beiden erneut tuscheln, jedoch laufe ich unbeirrt weiter.
>> Aubrey, ist wirklich alles gut bei dir? << Genervt nehme ich meine Sonnenbrille von der Nase, schiebe sie mir ins Haar, werfe meinen Freunden einen giftigen Blick zu.
>> Ja, es ist alles bestens, würdet ihr also bitte aufhören, mich das alle fünf Minuten zu fragen? << Weil Mason seine vorlaute Klappe nicht halten konnte, wissen inzwischen auch alle anderen Bescheid. Sie belagern mich wie Forscher einen Dinosaurier. Keine Sekunde werde ich aus den Augen gelassen und alle fünf Minuten fragt einer nach, ob es mir wirklich gut geht und ob ich ihnen wirklich nicht erzählen möchte, was vorgefallen ist.>> Ali? << Maddi ruft nach der Brünetten, die mir einen letzten kritischen Blick zuwirft, bevor sie sich aus der Liege erhebt und zu Maddi schlendert. Maddi hält in ihrer Hand noch ihr Handy, und ich vermute sie hat Noah angerufen, um ihn zu fragen ob er irgendetwas getan hat, was mich dazu veranlasst, mit Emalia Johns in einem Keller Eis zu essen.
Ohne die beiden weiter zu beachten, schließe ich meine Augen, genieße die brennende Sonne auf der Haut.
Als ich aus dem Keller kam, hatten wir bereits nach Zwölf und die anderen waren in totaler aufruhe, wo ich den ganzen letzten Tag und die Nacht über war. Ich sagte nichts, bloß das ich etwas zu klären gehabt habe und jetzt an den Strand möchte.
Die vielen Anrufe von meinem Vater und meiner Mutter habe ich bewusst ignoriert. Ich habe mir vorgenommen, heute Abend sie in ihrem Hotel zu besuchen. Vor dem Vorfall hatten wir sowieso vor den letzten Abend in Phoenix in einem schicken Restaurant zu verbringen, bevor ich über die Semesterferien wieder zurück nach Hause zu fliege.
>> Aubrey? << Bei dem klang ihrer Stimme öffne ich lächelnd meine Augen, sehe Noora direkt in ihre hellen, grünen. Ihr langes, graues Haar hat sie sich zu einem Zopf gebunden, während sie mich strahlend ansieht.
>> Noora, hey. << Strahlend erhebe ich mich aus meiner Liege, nehme das Mädchen in den Arm, welches ich seit Abschluss unserer letzten Prüfung in unserem Fach Kunstgeschichte nicht mehr gesehen habe.
>> Ich dachte du fährst zurück nach Hause? << Fragt sie mich, ignoriert Mason, der sie ganz unverwegen anstarrt.
Ich zucke lediglich mit den Schultern.
>> Vermutlich fliege ich erst morgen. Was ist mit dir? Besuchst du deine Familie über die Ferien? << Auch sie zuckt mit ihren Schultern.
>> Vermutlich nicht, ich habe vor die nächsten Monate zum Reisen zu nutzen. << Verdutzt blicke ich sie an, während sie noch immer ein strahlendes Lächeln auf den Lippen trägt.
>> Zum Reisen? Wohin willst du denn? <<
>> Ich will mit meiner Cousine eine Backpacking Tour durch Asien starten. <<
>> Asien, Wow. Das ist ziemlich viel Land zu erkunden, reichen dafür denn die Semesterferien? <<
>> Nein, ich werde mir zunächst ein oder zwei Jahre eine Auszeit gönnen. Die Welt Entdecken, herausfinden wer ich bin, weißt du? << Ihre Frage würde ich gerne mit Ja beantworten können, jedoch kann ich es nicht. Ich habe keine Ahnung von der Welt.
>> Dann wünsche ich dir viel Spaß. << Verabschiede ich mich, nehme meine Freundin noch einmal in den Arm, bevor sie winkend weiter geht.
>> Wieso stellst du mir eigentlich nicht deine heißen Freundinnen vor? Warum erzählst du mir nicht, dass du heiße Freundinnen hast? << Mit vor der Brust verschränkten Armen, stellt sich Mason vor mich, doch ich beachte ihn gar nicht, sehe den Strand entlang, wo wenige Sekunden dafür noch Noora entlanggelaufen ist.
Die Welt entdecken.
Und dafür sein Studium abbrechen. Woher will sie wissen, dass sich diese Erfahrungen lohnen werden. Dass nicht alles ein totaler reinfall wird.
Jp7
DU LIEST GERADE
A Way For Us
Teen Fiction...und seitdem ist mir klar, wie sehr man einer Person verfallen kann. ------ Alle Rechte dieser Geschichte, Charaktere und Inhalt, liegen bei mir. Kopien sind Gesetzeswidrig und somit Diebstahl geistigen Eigentums.