Kapitel 9

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Mein Wochenende bestand daraus die Tiere zu versorgen und mit Timo einkaufen zu fahren. Den Sonntag habe ich in Schlafsachen auf der Couch verbracht und habe mir das Sonntagsmärchen und Barbie reingezogen. Ab und zu habe ich so eine Phase, in der ich mir tatsächlich Barbiefilme reinziehe. Naja, und dann habe ich irgendwie das ganze Wochenende über mit Marco geschrieben. Und ich weiß nicht, was ich darüber denken soll. Ich habe aber beschlossen, dass ich einfach gar nicht mehr denken werde, denn das ist viel zu anstrengend. Ich werde mein Herz alles machen lassen und wenn das sagt, ich soll mit ihm schreiben, dann mache ich das. Allerdings haben wir jetzt Montag und das heißt, dass ich ihn jetzt sehen werde. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich reagieren soll. Ich bin heute früh mit dem Bus gefahren und ich bereue es, dass ich nicht doch Timo gefragt habe. Ob er mich mitnimmt. Ein gebrochener Fuß und Busfahren passt nicht zusammen. Aber egal. Ich humple mit meinen Krücken die Treppen hoch in den dritten Stock und dann in den Klassenraum, wo ich die erste bin. Mit dem Bus bin ich immer ziemlich früh in der Schule. Zu früh. Ich setze mich auf meinen Platz am Fenster und beobachte die Schüler, die den Schulhof überqueren, um ins Schulgebäude zu gehen. Nach und nach trudeln auch meine Mitschüler ein und begrüßen mich entweder mit einer Umarmung oder mit einem Küsschen auf die Wange. Timo allerdings fehlt. Und als es dann klingelt, ist er immer noch nicht da. Ich sehe auf mein Handy, um nachzusehen, ob er mir vielleicht geschrieben hat, doch das hat er nicht. Ich habe lediglich eine Nachricht von Marco in der steht, dass er sich freut mich wiederzusehen. Ich laufe rot an und packe schnell mein Handy weg. Vielleicht hat Timo einfach nur verschlafen und kommt später. Obwohl er mir dann geschrieben hätte. Das hat er bis jetzt immer so gemacht. Vielleicht ist etwas passiert? Noch bevor ich den Gedanken näher analysieren kann, geht die Tür auf und Marco betritt den Raum. Er sieht zum anbeißen aus. "Guten Morgen, Leute. Ich freue mich euch mitteilen zu können. Dass Luca es tatsächlich geschafft hat, das Geld für die Klassenfahrt zu überweisen." Alle jubeln und grölen laut umher und ich muss ebpenfalls leicht lachen, als Luca aufsteht und sich in alle Richtungen verbeugt. "Tja, das heißt dann also, dass wir aus dieser Klasse alle mitnehmen können. Vorausgesetzt es wird niemand krank." Er nimmt sich das Klassenbuch und geht alle Namen durch. Als er mich aufruft sieht er sofort hoch in meine Richtung und lächelt etwas. Als Timo sich nicht bemerkbar macht, als er ihn aufruft sieht er wieder mich an. "Weißt du, wo er ist? Ich habe hier keine Benachrichtigung oder so etwas, dass er abgemeldet ist." Ich schüttle den Kopf und zucke ratlos mit den Schultern. Dann nehme ich mein Handy und halte es hoch, um zu zeigen, dass ich ihm schreibe. Marco nickt, also schreibe ich Timo eine Nachricht. Er kommt online, ließt die Nachricht und geht offline. Ich runzle die Stirn. Das hat er noch nie gemacht. "Was ist los?", fragt Diana. Ich zeige ihr, dass Timo die Nachricht gelesen hat und dann offline gegangen ist. "Was ist denn mit dem los? Das macht der doch nie." Ich nicke zustimmend. "Habt ihr Streit?" Ich schüttle den Kopf. "Das ist eigenartig. Vielleicht ist was passiert? Wer weiß das schon." Ich seufze und stecke mein Handy in meine Jackentasche. "Okay. Also ich hatte ja gesagt, dass wir heute noch einmal üben werden, bevor wir am Mittwoch den Test schreiben werden. Habt ihr Vorschläge, wie wir das hier heute üben können?" Marco setzt sich auf seinen Lehrertisch und sieht durch die Klasse. "Wir könnten es ja so machen, dass jeder eine Aufgabe an der Tafel rechnet. Dann kann die Klasse helfen, wenn jemand nicht weiter kommt.", schlägt Laura vor. "Die Idee gefällt mir. Habt ihr das vorher in Mathe so gemacht?", "Nein, Frau Waag hat einen an die Tafel geholt und den auf Zensur rechnen lassen. Wir durften dann nichts sagen. Kommt der Schüler nicht weiter, hat er Pech. Wir haben ihr das Üben auf diese Art und Weise vorgeschlagen, aber sie wollte das nicht so machen." Marco schüttelt den Kopf. "Das ist ziemlich fies. Ihr müsst wissen, dass das bei mir auch mal der Fall sein kann, dass jemand an der Tafel eine Aufgabe rechnen muss oder an der Tafel seine Hausaufgaben präsentieren muss. Auch auf Zensur. Aber wenn ich merke, dass jemand nicht weiter kommt, dann versuche ich zu helfen und lasse je nach dem die Zensur sogar weg. Da braucht ihr also keine Angst haben. Ich weiß ja, dass Mathe nicht so das Lieblingsfach von jedem ist." Er lacht leicht. "Na gut. Schlagt bitte das Buch auf Seite 189 auf. Da ist die Aufgabe 57. Wir gehen der Reihe nach. Also fängt Willi an." Er drückt Willi ein Stück Kreide in die Hand. "Soll ich bei A anfangen oder soll ich mir irgendeine Aufgabe herausnehmen?", fragt Willi und geht mit Kreide und Buch nach vorne. "Fang mal bei A an, damit wir nicht durcheinander kommen." Willi nickt und beginnt erst einmal die Aufgabe anzuschreiben.

Als Mathe vorbei ist und alle aus dem Raum verschwunden sind, sitze ich immer noch auf meinem Platz. "Miley? Weißt du schon etwas von Timo?" Ich seufze und sehe mich um. Niemand mehr da. "Nein, ich weiß nichts. Er hat meine Nachricht gelesen aber hat nicht geantwortet. Das hat er noch nie gemacht. Ich mache mir etwas Sorgen." Marco nickt. "Du hast mir heute morgen auch nicht geantwortet." Ich sehe nach unten auf meine Hände und lächle leicht. "Ich weiß, tut mir leid. Ich habe sie erst ein paar Minuten vor dem Klingeln gelesen und dann warst du auch schon hier." Ich sehe hoch direkt in Marcos Gesicht und erröte etwas. Er lächelt und nimmt sich einem Stuhl von dem Tisch, der sich vor meinem Tisch befindet und setzt sich mir gegenüber. "Wie war dein Wochenende?" Ich seufze. "Nicht sehr aufregend. Ich habe mich nur um die Tiere gekümmert, war einkaufen und habe gefaulenzt. Aber das wusstest du ja schon, denn wir haben das ganze Wochenende über geschrieben." Ich lache leicht und sehe nach unten. "Stimmt.", schmunzelt Marco. "Was machst du am nächsten Wochenende?", "Ich weiß nicht. Mal sehen, was mein Dad so geplant hat." Er nickt. "Und heute Nachmittag?", "Da muss ich die Nachbarn abklappern, um jemanden zu finden, der für mich mit dem Trecker auf die Wiese fährt und neues Grünes für die Kaninchen und so holt. Ich bekomme das nämlich mit meinem Fuß nicht hin. Ich habe es gestern versucht." Ich seufze. "Wenn ich Trecker fahren könnte, dann würde ich das machen. Aber ich kann es leider nicht.", "Schon okay. Unsere Nachbarn haben ja selber alle ihre Höfe und Trecker. Es muss nur eben jemand Zeit haben.", lache ich leicht. "Du scheinst nicht wirklich mit mir Zeit verbringen zu wollen.", "Das ist es nicht. Ich will nur nichts überstürzen, weißt du? Du bist mein-", "Lehrer, Ja, das sagst du ständig.", "Weil es so ist. Ich will nicht, dass du deinen Job riskierst, weil du eine Affäre mit deiner Schülerin haben willst.", "Miley, ich will überhaupt keine Affäre."

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt