Kapitel 10

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"Ach nein?", frage ich etwas überrascht. Vielleicht sogar etwas niedergeschlagen. Ich dachte er will mich. Er lacht leicht. "Natürlich will ich keine Affäre. Würde ich nur das wollen, würde ich meinen Job nicht einfach aufs Spiel setzen. Ich will dich richtig, Miley. Ich will eine Beziehung. Mit dir." Eine Beziehung? Ist er übergeschnappt? "Du kennst mich doch gar nicht. Gerade mal eine Woche. Das ist nichts. Würden wir uns schon ein paar Monaten kennen, wäre das etwas anderes.", "Das mag sein. Aber ich dachte eigentlich, dass du es auch spürst. Wenn ich mit dir Unterricht habe, dann will ich dich durchgehend ansehen. Ich will jede Sekunde bei dir sein. Verstehst du das nicht? Wenn wir alleine sind, habe ich das Gefühl, dass du alles bist, was ich zum Leben brauche. Aber können wir das bitte später besprechen? Hier ist es ziemlich unsicher." Ich nicke. "Willst du gar nicht nach draußen?", "Nein, wir haben gleich wieder in diesem Raum und nach unten rennen, um dann wieder in den dritten Stock zu rennen ist im Moment etwas schwierig für mich." Ich deute auf meinen Fuß. "Stimmt. Also machst du Sport wohl auch erstmal nicht mit.", "Nein.", "Schade." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Schade? "Naja, deine kurze Sporthose und dein enges Top sind ziemlich heiß." Mir klappt der Mund auf und er lacht. "Du hättest nicht so vor mir herumhüpfen sollen.", "Du bist ein Perversling." Erneut lacht er. "Mag sein. Aber nur, wenn es um dich geht. Ich kann nicht sagen warum, aber du machst mich an, Miley. Ich sagte bereits, dass ich dich will.", "Du bist ziemlich direkt.", murmle ich. Er nickt und greift nach meiner Hand. "Gib uns eine Chance.", "Nach nur einer Woche? Du bist ja verrückt. Ich kenne dich nicht gut genug, Marco. Ich hatte zwar noch nie einen Freund aber ich weiß, dass man sich vorher kennen lernen sollte, bevor man eine Beziehung eingeht.", "Wieso können wir uns nicht währenddessen besser kennen lernen?" Ich zucke mit den Schultern. "Weil wir Lehrer und Schülerin sind? Wir können uns nicht einfach immer treffen. Wir können uns in der Öffentlichkeit nicht blicken lassen. Zumindest nicht hier in der Gegend. Du kannst nicht zu mir nach Hause kommen, denn mein Dad ist da. Verstehst du was ich meine? Wie soll das gehen? Wir können keine normale Beziehung führen. Natürlich bekomme ich dich auch nicht aus meinem Kopf aber ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl, das ich bei dir habe nennen soll. Es ist so neu. Natürlich ist es auch total aufregend aber ich habe eben auch Angst davor. Gib mir bitte noch etwas Zeit, Ja?" Er sieht mich lange regungslos an. "Okay, Miley. Ich gebe dir Zeit. Du kannst mir schreiben, wenn du Lust hast. Ich warte darauf." Er lächelt und steht auf. Dann nimmt er seine Tasche und verlässt den Raum, nachdem er mich noch einmal angelächelt hat.

Das Klingeln sagt mir, dass die Pause vorbei ist und nach und nach kommen alle wieder zurück in den Raum. Timo hat sich noch immer nicht gemeldet. Und es bereitet mir immer mehr Sorgen. Ich sollte ihn vielleicht mal anrufen, wenn die nächste Pause ist. Frau Niemann betritt den Raum und teilt unsere Interpretationen aus, die wir zum Studienzimmer 2 geschrieben haben. Auf meiner Interpretation stehen 14 Punkte und ich grinse zufrieden. "Willst du das für Timo mitnehmen?", fragt Frau Niemann mich. Ich nicke also legt sie mir seine Arbeit hin. "Du kannst ihm von mir ausrichten, dass ich mehr als zufrieden mit dieser Leistung bin." Sie zwinkert und teilt weiter aus. Mein Blick fällt auf die Note, die oben in der Ecke neben seinem Namen steht. Auch 14 Punkte. Wow! Das wird ihn sicher total freuen. Ich grinse und lege die Arbeiten in meinen Hefter damit ich sie nicht verliere.

Nach der Stunde rufe ich ein paar mal Timo an, doch er drückt mich immer weg. Langsam wird es wirklich gruselig. Timo hat mich noch nie weggedrückt. "Man, du Idiot, geh schon ran.", murmle ich, doch er drückt mich wieder weg. Fluchend schmeiße ich mein Handy auf meinen Tisch und sehe aus dem Fenster. "Dein Handy kann für deine Laune nichts." Ich zucke zusammen und funkle Marco böse an, weil er mich erschreckt hat. "Was ist los mit dir?", fragt er und schiebt den Beamer und den Laptop in den Raum hinein. Hinter sich schließt er die Tür des Klassenraumes und schiebt Wagen mit Beamer und Laptop zu der Stelle, an der er stehen muss, damit das Bild an die Leinwand fällt. "Timo drückt mich ständig weg. Das macht mich wütend.", murmle ich und beobachte Marco, wie er den Laptop hochfährt. "Was tust du hier? Wir haben hier in dem Raum gleich Geschichte.", "Ich weiß. Frau Niemann hat mich gebeten den Beamer herzubringen und alles vorzubereiten, damit ihr gleich den Film gucken könnt.", "Wir sehen einen Film?" Er nickt und gibt mit konzentriertem Gesichtsausdruck das irrelange Passwort ein. "Welchen denn?", "Die französische Revolution." Ich seufze. "Ich dachte wir würden etwas cooles gucken.", "Ist es doch, oder nicht?", "Ich hasse Geschichte.", gebe ich ihm mit einem vielsagenden Blick zu verstehen. Er lacht leise und geht auf YouTube, um nach dem Film zu suchen. "Echt jetzt? Wir gucken den auf YouTube?" Marco nickt und lässt den Film laden. "Soll ich dich wieder nach Hause fahren?" Ich seufze. "Keine Ahnung. Das ist ziemlich auffällig, wenn du mich immer fährst.", "Warum? Ich bin hilfsbereit. Dein Fuß ist gebrochen und ich fahre dich, damit du nicht Bus fahren musst.", "Du machst das alles viel zu auffällig. Willst du jetzt in jeder Pause herkommen und mit mir reden? Es wird nicht lange dauern, bis das jemandem auffällt. Zumal es auffällig ist, dass du mit mir redest. Wo ich doch sonst niemals rede." Marco seufzt leise. "Das ist alles ziemlich kompliziert, ja. Ich glaube aber, dass wir beide etwas verpassen würden, wenn wir es nicht versuchen." Ich presse die Lippen aufeinander. "Etwas verpassen? Was sollen wir den bitte verpassen?", "Das Abenteuer, das wir zusammen haben könnten. Denk doch nur daran, wie aufregend das sein könnte. Wir würden diese Beziehung führen und würden alles heimlich machen. Immer aufpassen, dass wir nicht erwischt werden.", "Für mich klingt das eher nach einer Menge Stress und viel Streit zwischen uns." Ich zeigen zwischen ihm und mir hin und her. "Weil ich wollen würde, dass mein Freund zu mir steht und dass man auch mal etwas zusammen machen kann wie ins Kino gehen und so etwas. Das könnten wir nicht, denn wenn uns jemand sieht, bin ich sofort die Schlampe die es mit dem Mathelehrer treibt und du wärst deinen Job los. Und das ist scheiße, wenn du mich fragst. Natürlich wäre es auch irgendwo aufregend aber ich will einen Freund, den ich meinen Freunden und meinem Vater vorstellen kann, mit dem ich zusammen mit meinen Freunden auch mal an einem Samstag Abend Spaß haben kann. So was eben.", sage ich und zucke mit den Schultern. "Gib mir eine Chance. Nur eine." Ich seufze. "Gib mir einfach Zeit darüber nachzudenken, okay? Ich überlege es mir. Es hängt zu viel dran. Ich kann in dem Fall nicht einfach auf mein Herz hören." Er nickt. "Lass mich nicht zu lange warten.", haucht er und beugt sich zu mir herunter um meine Wange zu küssen.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt