Kapitel 21

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Timo nickt mir zu und ich öffne die Tür nach draußen zur Dachterrasse. Mein Blick fällt sofort auf Marco, der in seinem lässigen Sommerlook mit den Händen in den Hosentaschen an der Mauer steht und nach unten auf die Straße sieht. Es ist noch recht stickig aber dennoch hat es sich ein wenig abgekühlt. In der Mitte der Terrasse stehen zwei Liegestühle, die recht bequem aussehen. Zwischen ihnen steht ein kleiner Tisch, auf welchem zwei Gläser und eine Flasche Wein steht. Wow, mein Lehrer will mich abfüllen. Schmunzelnd drehe ich mich zur Tür um und schließe sie ab, damit niemand zu uns kann und uns dann sieht. Das würde große Probleme geben. Leise humple ich mit meinen Krücken auf Marco zu, der mich noch nicht bemerkt zu haben scheint. Aber dann dreht er sich auf einmal um und lächelt mich an. "Ich dachte schon, dass du gar nicht mehr kommen würdest." Ich schüttle verlegen den Kopf. "Tut mir leid, aber Duschen mit Gips ist schwerer als man denkt. Und der Föhn ist auch nicht gerade der beste. Ich habe ewig gebraucht, um mir meine Haare zu föhnen." Ich verdrehe über diese Tatsache die Augen, was Marco zum Lachen bringt. "Naja, jetzt bist du ja hier. Setz dich." Er deutet lächelnd auf die Liegestühle, woraufhin ich mich setze. "Eigentlich sollte ich dir keinen Alkohol geben, da du noch minderjährig bist und ich dein Lehrer bin aber" Er macht eine kleine Pause. "möchtest du Wein?", beendet er seinen Satz lachend. "Gerne.", lächle ich errötend und sehe dabei zu, wie er mein Glas füllt. "Was steht morgen eigentlich alles an?" Marco gießt sein Glas auch voll und schließt die Flasche. "Zuerst fahren wir nach Luca, wo ihr zwei Stunden Zeit habt, um euch frei zu bewegen. Luca soll eine sehr schöne Stadt sein, habe ich gehört. Noch von alten Stadtmauern umgeben. Anschließend werden wir weiter nach Pisa fahren, wo ihr auch vielleicht drei oder vier Stunden Zeit haben werdet. Da könnt ihr euch auch frei bewegen und ich denke, dass die meisten dort etwas essen gehen werden, weil das dann ja auch so um die Mittagszeit ist. Deswegen habt ihr dort auch länger Zeit." Ich nicke nachdenklich. "Und was ist übermorgen so los?", "Da werden wir die Stadttour durch Florenz machen. Jemand kommt her und fährt mit uns mit dem Bus mit bis nach Florenz. Er wird uns dann dort durch die Stadt führen. Allerdings weiß ich nicht, was wir da mit dir machen. Immerhin sind wir gut zwei Stunden zu Fuß unterwegs." Ich verziehe das Gesicht. Zwei Stunden zu Fuß unterwegs? Im Ernst? Das halte ich im Leben nicht durch. "Ich lasse mir etwas einfallen, keine Sorge, Miley." Er lächelt mich sanft an, was mich zum dahinschmelzen bringt. Ich liebe sein Lächeln sehr. Und wie seine Augen dabei strahlen. "Und was ist dann am Donnerstag?", "Da müsst ihr alle eure Sachen packen, frühstücken und dann geht es nach Verona. Naja, und von dort aus geht es dann nach Hause." Ich schlage mir gegen die Stirn. "Was ist los?", fragt Marco belustigt. "Ich Trottel habe meinem Vater gesagt, dass wir am Sonntag heimkommen werden." Marco lacht laut. "Wir sind aber schon Freitag morgen wieder da. Wie kommst du denn da drauf, dass wir erst am Sonntag wieder da sein werden?", "Keine Ahnung. Ich war irgendwie dabei, dass wir eine ganze Woche hier sein werden. Oh man.", lache ich. "Dann schreib deinem Vater mal, dass du früher da sein wirst." Ich nicke schmunzelnd über meine eigene Blödheit. Ich Dussel. Seufzend trinke ich einen Schluck Wein aus meinem Glas und sehe in den Himmel. Er ist so wunderschön. Nicht eine Wolke ist zu sehen und die untergehende Sonne färbt den Himmel in verschiedenste Farben. Von Türkis über Rosa und Lila bis zu einem unglaublich schönen Orange. "Schön, nicht?", fragt Marco verträumt, da er offenbar ebenfalls in den Himmel schaut. Ich nicke nur überwältigt, kann den Blick nicht abwenden. "Miley?" Nun wende ich doch den Blick ab und sehe in Marcos Augen. "Kannst du mir schon eine Antwort geben?", "Auf welche Frage denn?", frage ich leise und etwas verwirrt, denn ich kann mich nicht entsinnen, dass er mir eine Frage gestellt hat. "Darauf, ob du mir eine Chance gibst oder nicht. Ob du uns eine Chance gibst." Lange sehe ich ihm in die Augen und weiß nicht, was ich antworten soll, denn eigentlich kann ich die Frage noch immer nicht beantworten. Ich wende traurig den Blick ab und sehe auf das Glas in meiner Hand. "Ich weiß es nicht. Wir setzen dabei so viel aufs Spiel. Ich möchte nicht, dass du wegen mir deinen Job verlierst und dann nie wieder als Lehrer arbeiten darfst. Und ich möchte nicht von allen schräg angesehen und als Schlampe abgestempelt werden, wenn herauskommt, dass wir beide etwas mit einander haben." Marco seufzt leise. "Weiß Timo eigentlich davon?", "Ja.", antworte ich ihm ehrlich und sehe ihn wieder an. "Und er wird nichts verraten?", "Nein. Aber ich soll dir sagen, dass er dir bei Bewusstsein die Eier und den Schwanz abschneidet, wenn du mir mein Herz brichst." Marco lacht leise und trinkt einen Schluck. "Mit einer solchen Reaktion habe ich gerechnet.", "Ich soll dir auch sagen, dass du mich nicht immer so offensichtlich anstarren sollst, da wir sonst schneller auffliegen würden, als wir es uns wünschen." Marco sieht mich mit großen Augen an. "Ist es wirklich so offensichtlich?" Ich nicke, woraufhin er mal wieder seufzt. "Ich kann es nicht ändern, tut mir leid. Ich kann nicht anders als dich ständig anzusehen." Ich kann spüren, wie meine Wangen erröten also drehe ich den Kopf weg, in der Hoffnung, dass er es nicht sieht. "Du bist süß, wenn du rot wirst.", murmelt Marco leise. Okay, er hat es gesehen. Aber was soll ich darauf schon antworten? Ich beschließe zu schweigen und zu sehen, was passiert. Marco lacht leise und trinkt wieder einen Schluck Wein. "Magst du mir jetzt erzählen, was damals mit deiner Mutter war?" Ich verkrampfe mich. "Sie ist abgehauen. Ich weiß nicht, wo sie ist.", antworte ich monoton. "Ich sehe dir an, dass du lügst. Da steckt doch mehr dahinter, oder?", "Ich will verdammte Scheiße nochmal nicht darüber reden!", fahre ich ihn an. "Okay, tut mir leid.", rudert er sofort zurück. "Ich werde jetzt gehen.", murmle ich und stehe auf. "Was? Gehen? Aber Miley, ich-", "Ich will jetzt gehen!", fahre ich ihn erneut an und humple so schnell ich kann zur Tür, welche ich dann aufschließe und zum Aufzug gehe. Marco will mir sofort folgen, doch ich werfe ihm einen wütenden Blick zu und schon schließen sich die Türen des Aufzugs.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt