Kapitel 12

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Wochenende. Wochenende. Wochenende. Wochenende. Ich seufze und starre weiter die Uhr an. "Miley? Passt du auch auf?" Ich zucke zusammen und sehe Marco an, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen mustert. Ich habe wohl zu offensichtlich die Uhr angestarrt. Ich hebe den Daumen und lächle unschuldig. Timo ist seit gestern wieder da. Er meint, dass er selbst nicht so genau weiß, was mit ihm los war. Er war etwas krank und dann hat er alle Anrufe weggedrückt, ohne nachzusehen, wer es ist. Wenn er Kopfschmerzen hat, ist er unausstehlich, weshalb ich gelacht und es anschließend einfach abgehakt habe. Noch eine Viertelstunde und es ist Wochenende. Nur noch eine Viertelstunde! Ich zähle die Sekunden. "Kommst du mit zu mir nach der Schule?", fragt Timo leise. Ich schüttle den Kopf. »Ich muss meine Sachen packen und noch hier und da etwas besorgen, was ich noch brauche für die Fahrt und so was«, schreibe ich auf meinen Block. Timos Miene erhellt sich. "Nimm mal deinen großen Rucksack für die Fahrt mit und mach da Essen und Trinken rein. Also alles richtig vollstopfen, sodass der nur gerade so zugeht." Ich lache leise und nicke. "Okay. Dann nehme ich Unterhaltung mit." Ich halte meinen Daumen hoch und kritzle auf meinem Block herum. Als es endlich klingelt wollen alle aufspringen und fliehen, doch Marco hält alle auf. "Nochmal wegen Sonntag: Punkt 17 Uhr ist hier vor der Schule Abfahrt. Wer nicht da ist hat Pech. Nehmt alles an Klamotten mit, was nötig ist. Es wird dort noch sehr warm sein also ruhig Sommerklamotten aber auch Regensachen und wärmere sollten mit dabei sein. Denkt auch an ausreichend Verpflegung für die lange Fahrt und an etwas Geld, damit ihr bei den Ausflügen auch mal essen gehen könnt und so weiter. Schließlich fahren wir nach Italien. Packt auf jeden Fall euren Reisepass oder euren Personalausweis ein. Ohne Ausweis nehme ich euch nicht mit, denn das würde an der Grenze zu Unannehmlichkeiten führen, wenn wir durchsucht werden." Alle nicken brav. "Okay. Dann sehen wir uns am Sonntag. Am besten gegen halb 5, damit wir pünktlich loskommen. Schönes Wochenende." Er lächelt und packt seine Tasche zusammen. "Soll ich dich nach Hause bringen?", fragt Timo. »Nein, schon in Ordnung :)», schreibe ich auf meinen Block. "Holt dein Dad dich?" Eigentlich nicht, doch ich nicke lächelnd. Er küsst lächelnd meine Wange und steht dann auf, um den Raum zu verlassen. Ganz langsam packe ich mein Zeug zusammen und schließlich den Reißverschluss meines Rucksacks. "Und? Was sagst du? Soll ich dich fahren?", lacht Marco. Ich nicke lächelnd. "Was machst du heute noch so?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich habe überlegt mir heute Abend etwas zu Essen zu bestellen und ein paar Filme zu sehen. Hast du Lust? Wir könnten uns besser kennen lernen. Wir könnten viel reden. Zeit miteinander verbringen." Ich seufze. Von ihm nach Hause gebracht werde ja. Aber den Abend mit ihm verbringen? Ach was soll's. Ich habe gesagt, dass wir uns erst besser kennen lernen müssen. Was habe ich schon zu verlieren? "Na schön. Aber was sage ich meinem Vater?", "Dass du bei einer Freundin schläfst oder so." Schlafen? "Ich Soll bei dir schlafen?" Er nickt. "Wenn ich dich abends noch nach Hause bringe, wird es zu einem Problem. Wegen deines Vaters meine ich." Da hat er wohl recht. "Na gut. Einverstanden. Aber morgen muss ich zuhause sein, denn ich muss noch so einiges für die Klassenfahrt besorgen." Er nickt und schließt seine Tasche. "Hast du nun eigentlich jemanden gefunden, der uns begleitet?", "Herr Lübbe kann wohl doch. Das ganze hin und her hat mich ganz schön aufgeregt und das habe ich ihm auch gesagt. Aber es hatte einen kleinen Vorteil. Ich konnte dich sehen." Er zwinkert mir zu und ich muss lachen. "Das ist wohl wahr. Mir hat es nicht so gepasst." Er grinst und hängt sich seine Tasche über die Schulter. "Hat die Pizza denn geschmeckt?" Ich hebe den Daumen, woraufhin er wieder lacht. "Magst du zur Bushaltestelle gehen und ich hole dich dort ab? Ich kann dich schlecht ständig mit zum Lehrerparkplatz nehmen, wenn noch so viele Kollegen hier sind. Und ich muss noch einmal kurz zum Lehrerzimmer." Ich nicke lächelnd und hieve mir meinen Rucksack auf den Rücken. "Dann bis gleich, Miley.", "Bis gleich.", lächle ich und verlasse vor ihm den Raum. Mit viel Mühe gelange ich die Treppen hinunter und als ich draußen angekommen bin, hole ich erst einmal tief Luft. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Wieso habe ich ihm zugesagt? Es ist offensichtlich, dass das zwischen uns keine normale Lehrer-Schülerin-Beziehung ist. Aber dennoch sollte ich besser aufpassen. Dass wir ständig in der Schule miteinander hinter verschlossener Tür reden ist zu gefährlich. Und ich will eigentlich keinen Mann an meiner Seite, der nicht zu mir stehen kann, weil er sonst seinen Job verliert. Was soll ich mit so einem Mann? Abgesehen davon weiß ich nicht, was ich fühle. Ich kann nicht sagen, dass ich Marco liebe oder dass ich ihn unbedingt will. Denn das wäre momentan gelogen. Ich kenne ihn kaum und er ist 9 Jahre älter als ich. Aber ich muss einfach herausfinden, weshalb ich bei ihm ohne Probleme einfach drauflos rede. Dafür muss es einen Grund geben und den will ich heute Abend herausfinden. Was ist denn schon dabei? Aber gut, ich sollte vielleicht nicht dort schlafen. Nein, das werde ich nicht. Ich werde heute Abend noch nach Hause fahren. Ich werde nicht bei ihm schlafen. Das geht einfach nicht. Das geht zu weit und dafür ist es zu früh. Und er muss das akzeptieren. Wir kennen uns jetzt gerade mal zwei Wochen. An der Bushaltestelle angekommen setze ich mich hin und entlaste somit meinen Fuß. Ich weiß gar nicht, wie ich das nächste Woche hinbekommen soll. Wir sind jeden Tag unterwegs und machen irgendwelche Stadttouren. Naja, zumindest in Florenz. In Luca, Pisa und Verona zum Beispiel können wir uns alleine beschäftigen und die Stadt ansehen. Da muss Timo mich dann eben schleppen oder wir müssen uns irgendwo hinsetzen, oder so. Keine Ahnung. Aber Hauptsache ich kann mit. Lieber gebrochener Fuß als 'ne Grippe und gar nicht erst mitfahren können. Das wäre nämlich so richtig scheiße. Marcos Auto hält vor mir und ich stehe schnell auf, um dann mitsamt Rucksack und Krücken zum Auto zu gehen und einzusteigen. "Ich werde doch nicht bei dir schlafen. Ich bin noch nicht so weit.", seufze ich und fahre mir einmal durch die Haare. Marco sieht mich überrascht, vielleicht sogar etwas traurig an. "Bist du sicher? Ich würde auch auf der Couch schlafen und du kannst in mein Bett." Ich lächle etwas. "Das ist nett gemeint aber ich denke es ist besser, wenn ich zuhause schlafe." Marco nickt verständnisvoll und hält den Blick konzentriert auf die Straße gerichtet. "Eigentlich wollte ich jetzt auch mit meinen Fahrstunden anfangen.", seufze ich. "Aber?", "Naja, mit meinem Fuß wird das schwierig. Und das sollte wohl noch eine Weile andauern, bis ich da schmerzfrei bin.", erkläre ich. "Da magst du wohl Recht haben. Was für Filme magst du denn so?" Ich stoße nachdenklich Luft aus. "Das ist schwer zu sagen. Ich mag Twilight, die Tribute von Panem, Harry Potter, die Bestimmung, Mazerunner, sämtliche Komödien und Liebesfilme. Nur reine Actionfilme mag ich nicht so oder Krimis." Marco lächelt mich an. "Was?", frage ich etwas schüchtern nach. "Nichts, alles gut. Dann werden wir ja keine Probleme haben einen geeigneten Film zu finden." Ich schüttle lächelnd den Kopf und sehe aus dem Fenster. Dann nehme ich mein Handy hervor und schreibe meinem Dad, dass ich später nach Hause komme und er nicht mit dem Abendessen auf mich warten braucht. Dann stecke ich es wieder weg und sehe wieder aus dem Fenster. "Ist alles okay, Miley? Du bist so nachdenklich." Mein Blick wandert wieder zu Marco. "Es klingt irgendwie schön, wenn du meinen Namen aussprichst.", rutscht es mir heraus. Marco lächelt mich schräg an. "Wirklich?" Ich nicke und spüre wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Das kann hier noch was werden.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt