Kapitel 7

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"Okay, Leute, ich würde gerne nächste Woche darüber einen Test schreiben.", kündigt Herr Reus am Ende der Mathestunde an. "Schön für Sie. Dann drücken wir Ihnen mal ganz fest die Daumen dafür.", lächelt Timo. "Ja, sehr lustig, Timo." Die Klasse lacht mal wieder über Timos dummen Spruch. "Montag üben wir das noch einmal und am Mittwoch werdet ihr den Test dann schreiben." Alle stöhnen. Es ist Freitag. Ende der sechsten Stunde. Und er sagt uns, dass wir einen Test schreiben werden. Allein Mathe am Freitag in der fünften und sechsten Stunde zu haben ist reinste Folter. Und dann so eine Ansage. Also ehrlich. "Ihr macht das schon. Dann jetzt ab nach Hause mit euch. Wir machen fünf Minuten eher Schluss." Sofort springen alle auf und verlassen den Raum. "Sehen wir uns morgen?", fragt Timo. Ich nicke und er drückt mir einen Kuss auf die Wange, bevor er geht. "Sicher, dass er nicht dein Freund ist?" Herr Reus, also Marco steht vor meinem Tisch und sieht mich an. Ich nicke und packe meine Sachen ein. "Vielleicht wäre er es aber gerne.", "Nein, er hat seit ein paar Monaten eine Freundin. Timo ist mein bester Freund. Das war er schon immer. Seit dem Kindergarten, um genau zu sein.", sage ich ganz leise. Er nickt und kratzt sich am Kinn. "Soll ich dich wieder nach Hause fahren?" Ich halte in meiner Bewegung inne. "Wieso sollten Sie das tun?", frage ich verunsichert. "Ich weiß nicht. Aus Höflichkeit? Ich helfe eben gern." Er hilft gern? Wobei? Also ehrlich mal, langsam wird das komisch. "Was machst du so am Wochenende?" Ich zucke mit den Schultern. Wieso um Gottes Willen fragt er mich das? "Ich habe mir ein paar neue Filme gekauft. Wir könnten sie uns ansehen." Geht's noch offensichtlicher? Ja Scheiße, ich bin seine Schülerin! Ich sehe mich schnell um, stelle aber fest, dass wirklich niemand mehr da ist, der es hören könnte. "Sie verlieren Ihren Job, Herr Reus.", murmle ich ganz leise, doch er hört es. "Warum? Weil ich gerne Filme sehe?" Ich schüttle den Kopf. "Weil Sie diese Filme mit mir sehen wollen." Er nickt und kratzt sich wieder am Kinn. "Ich würde dich trotzdem nach Hause fahren. Es ist unverantwortlich von mir, dich mit diesem Fuß mit dem Bus fahren zu lassen." Wow, was für eine dumme Ausrede. Selbst Es liegt auf meinem Weg wäre überzeugender.

"Machen Sie das öfter mit ihren Schülerinnen?", "Was?", fragt er und startet sein Auto. "Das hier. Sie nach Hause fahren." Er seufzt und schüttelt den Kopf, während er starr auf die Straße blickt. "Nein, Miley, das mache ich nicht öfter. Das ist das erste mal. Du bist die einzige Schülerin, die ich je nach Hause gebracht habe. Und glaub mir, das ganze ist für mich mindestens genauso verwirrend wie für dich." Ich sehe ihn eine Weile an, ohne darauf zu antworten. Aber dann sehe ich aus dem Fenster und lasse meine Gedanken schweifen. Timo scheint Recht gehabt zu haben mit dem, was er mir gestern morgen gesagt hat. Marco weiß auch nicht, was das hier soll. Genauso wenig wie ich. "Du gehst mir nicht aus dem Kopf, Miley. Und das von dem Moment an, als ich dich gesehen habe. Weißt du wie scheiße das für mich als Lehrer ist? Ich kenne dich erst seit Montag und du geisterst ununterbrochen in meinem Kopf herum. Das ist großer Mist, denn du hast Recht damit, dass ich meinen Job verliere, wenn das jemand mitbekommt. Du bist nicht einfach nur minderjährig. Du bist meine Schülerin. Und das macht das alles so unglaublich kompliziert. Ich sehe dich ständig an, wenn wir zusammen Unterricht haben. Und das geht nicht. Ich darf das nicht. Und das schlimme ist, dass ich dir ganz genau ansehe, dass du dir genauso so sehr wie ich das Hirn darüber zermarterst." Ich schnappe nach Luft. "Also so würde ich das jetzt nicht sagen, ich-", "Sei bitte ehrlich." Er sieht mich kurz aber dafür sehr eindringlich an. "Ja, du hast Recht. Ich zermartere mir das Hirn.", murmle ich. "Und das ist Mist. Ich will dich, mein Gott, ich will dich so sehr. Aber es ist verboten." Wieder schnappe ich nach Luft. Er will mich? Also wirklich! Das geht jetzt zu weit. Aber... Ich muss mir eingestehen, dass ich will, dass er mich will. Und ich will ihn. Komplett. Er zieht mich einfach an. Er seufzt verzweifelt. "Bitte, Miley, du musst mir irgendwas von dir erzählen, was mich total abschreckt." Hm, was könnte ihn abschrecken? "Ich stehe total auf One Direction." Er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Echt?" Ich nicke. "Also das schreckt mich jetzt nicht so ab." Ich verziehe das Gesicht. "Na toll. Dabei ist das mein absolutes Geheimnis, weil es mir irgendwie peinlich ist. Meine Freunde hören so was gar nicht." Er zuckt mit den Schultern. "Sag du mir etwas, was mich abschreckt. Vielleicht will ich dann nichts mehr mit dir zu tun haben und du kommst über mich hinweg." Er lacht leise. "Okay. Hm, lass mich überlegen." Nachdenklich runzelt er die Stirn und zieht dabei die Augenbrauen zusammen. So sitzt er im Unterricht auch immer auf seinem Stuhl. "Ich stehe total auf BDSM.", "Das ist ein Scherz, oder?", frage ich lachend. Er lacht ebenfalls. "Leider ja. Aber gut zu wissen, dass dich das ein bisschen erschreckt hat." Ich verdrehe die Augen und boxe ihm gegen den Oberarm. Er lacht wieder. "Ich renne sonntags den ganzen Tag mit Schlabbersachen herum und ziehe mir alte Märchen rein. Vor allem zur Weihnachtszeit.", "Finde ich irgendwie süß.", "Echt jetzt? Was bist du für ein Typ? Jeder andere hätte das Gesicht verzogen." Er lacht. "Ich bin zu doof zum Wäsche waschen." Mir klappt der Mund auf und dann muss ich schallend lachen. "Ohne Scheiß?" Er nickt schmunzelnd. "Das ist ja oberpeinleich! Und wer macht das dann für dich?", "Meine Mutter." Jetzt lache ich noch lauter. "Scheiße, sag mir, dass das ein Scherz ist!" Er schüttelt lachend den Kopf. "Ich habe das nie geschnallt.", "Was ist an Wäsche rein, Weichspüler rein, Waschmittel rein, Klappe zu machen und auf Start drücken so schwer? Als Mathelehrer an einem Gymnasium sollte man meinen, dass du das mit Links hinbekommst.", spotte ich. "Klar, mach dich ruhig lustig. Im nächsten Test schreibe ich dir null Punkte drunter.", "Dann sag ich Frau Niemann, dass du auf mich stehst." Marco muss sich ein Grinsen unterdrücken. "Na schön, du freches Mädchen, du hast gewonnen. Aber mal ohne Witz: das hier geht echt gar nicht. Ich mag dich von Sekunde zu Sekunde mehr." Ich schlucke schwer und er macht das Auto aus, da wir auf meinem Hof angekommen sind. "Sag mir bitte, was ich tun soll, um dich aus meinem Kopf zu bekommen.", murmelt er leise und klingt so verzweifelt. "Ich will gar nicht, dass du mich aus deinem Kopf bekommst.", kommt es leise aus mir heraus. Mein Herz hat gesprochen.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt