Kapitel 57

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Timo und ich sitzen auf der Couch und sehen meinen Vater und Marlene an, die nervös vor uns stehen. Sie haben gemeint, dass sie uns etwas mitteilen müssen und wir uns setzen sollen. Tja, also entweder ziehen Timo und Marlene hier ein, Marlene ist schwanger oder sie und mein Dad überspringen gleich alles und heiraten sofort. "Tja, also wir müssen euch etwas beichten. Es war zwar sehr nett von euch, dass ihr uns dieses Essen organisiert hattet..", beginnt mein Papa und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Oh nein! Nicht, dass sie uns jetzt sagen, dass es nicht funktioniert. "Aber wir sind schon seit fast einem Jahr in einer kleinen Affäre.", beendet Marlene Papas Satz. Mir klappt die Kinnlade bis nach unten zum Boden, Timo scheint es nicht anders zu gehen. "Euer ernst? Und ihr sagt uns nichts? Wir versuchen seit Ewigkeiten euch zu verkuppeln und ihr seid längst zusammen?", fragt Timo fassungslos. Papa und Marlene nicken etwas verunsichert. "Jetzt wo es so offensichtlich von euch war, dass ihr uns zusammen bringen wollt, haben wir uns auch offen vor euch so verhalten wie ein Pärchen. Wir hatten erst Angst, dass ihr beide das nicht wollen würdet, dass wir zusammen sind.", erklärt Marlene. Ich lächle sie an. "Ich freue mich total! Zieht ihr jetzt bei uns ein?", frage ich aufgeregt. Ich kenne Marlene genauso wie Timo schon mein Leben lang! Sie ist perfekt als meine Mama. "Ja, das hatten wir uns so gedacht.", gibt Papa lächelnd zu und legt seinen Arm um Marlene. Ich springe quietschend auf und falle meinem Vater und meiner neuen Mom um den Hals. "Ich freue mich ja so!" Papa legt lachend seine Arme um mich und küsst mich auf den Scheitel. Timo kommt auch zu uns und umarmt uns alle. "Okay, dann werden wir den Umzug jetzt einleiten.", lächelt Marlene. Das ist so abgefahren! "Komm her, Bruder!", grinse ich Timo an und springe ihm um den Hals. Meine Beine schlinge ich um seine Hüfte und drücke mich so fest an ihn. "Ey, du fettes Kind, ich kriege keine Luft mehr!", lacht er, woraufhin ich meine Arme um seinem Hals etwas lockere. "Okay, lass mich los, ich will mir jetzt aussuchen, welches Zimmer ich nehme." Ich hopse von ihm herunter und renne mit ihm nach oben. "Am besten du nimmst das hier.", sage ich und öffne die Tür in am Ende des Flurs, sodass es links neben meinem ist. "Hä? Warum nicht das andere?", "Weil das hier ein eigenes Bad hat. Das andere nicht. Und ich denke, dass du keine Lust hast, ein Bad mit Dad und Marlene zu teilen, wenn du doch ein eigenes haben könntest. Abgesehen davon hat dieses Zimmer auch Zugang zum Balkon." Timo nickt und sieht sich im Zimmer um. "Also haben wir beide jeder unser eigenes Bad und den Balkon teilen wir uns, oder?" Ich nicke. Ja, den müssen wir uns leider teilen. Es gibt hier oben einen Balkon und den erreicht man sowohl über mein Zimmer als auch über dieses. Aber egal. "Okay, dann nehme ich das hier und klopfe morgens immer bei dir an der Balkontür, um dich zu erschrecken." Ich verdrehe die Augen und boxe ihm gegen den Oberarm. "Okay, ich gehe wieder runter. Du kannst ja nachkommen, wenn du fertig bist, dein Zimmer zu besabbern." Timo verdreht die Augen und ich gehe zurück in den Flur. "Ich bin froh, dass die Kinder das so gut aufnehmen. Sie sind beste Freunde seit sie auf der Welt sind, aber ich hatte Angst, dass es zu weit geht, wenn wir zusammen sind und sie dann indirekt Geschwister sind.", höre ich Marlene sagen. Ich bleibe auf der Treppe und setze mich hin, um zu lauschen. "Ich habe dir aber gleich gesagt, dass sie sich freuen werden. Wer weiß, wie lange die kleinen hinterhältigen Scheißer das schon planen.", antwortet Papa ihr. Ich grinse dümmlich und lehne mich gegen das Treppengeländer. "Außerdem bin ich dann beruhigter, wenn ich länger nicht zuhause bin. Dass Miley immer so viel alleine war, hat mich immer sehr unruhig gemacht und ich hatte ein schlechtes Gewissen." Oh Daddy. Ich stehe auf und gehe runter zu ihm, um ihn zu umarmen. "Ich habe dich ganz doll lieb, Dad, und du musst kein schlechtes Gewissen haben. Ich kam damit immer gut klar." Er lächelt mich an und küsst meine Stirn. "Na? Haben wir gelauscht?" Ich nicke kichernd. "Ich werde uns jetzt einen Kuchen backen und dann setzen wir uns alle zusammen und planen den Umzug." Ich klatsche erfreut in die Hände und gehe in die Küche, um mir alle Zutaten zusammenzusuchen, die ich zum Backen brauche. Ich muss später Marco anrufen und ihm die tollen Nachrichten mitteilen. Aber dann fällt mir seine Lüge von gestern wieder ein und ich bin niedergeschlagen. Ich sollte ihn mal darauf ansprechen. Ich weiß nur nicht wie. Das schlimmste ist dann noch, dass wir ihn noch bei Hunkemöller gesehen haben. Timo und ich wollten gerade zur Kasse gehen, da hat er den Laden betreten. Wir sind natürlich zurück zu den Kabinen geflüchtet. Er hat tatsächlich Unterwäsche gekauft. Frauenparfüm und Frauenwäsche. Welche Frau würde das nicht stutzig machen? Timo hat die ganze Zeit auf mich eingeredet und gemeint, dass ich mir keinen Kopf machen soll. Das ist aber gar nicht so einfach. Ich weigere mich schlimmes zu denken, denn ich vertraue ihm voll und ganz. Nur habe ich Angst vor der Wahrheit. Ich habe Angst verletzt zu werden, enttäuscht zu werden. Es macht mich traurig und es verwirrt mich. Mein Kopf ist ziemlich voll davon und hindert mich jetzt daran, mich für meinen Daddy zu freuen.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt