Kapitel 13

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"Hier wohnst du?", frage ich etwas verwundert, als ich seine riesige Wohnung betrete. "Als Lehrer verdient man nicht so schlecht und wenn man dann weder Frau noch Kinder hat, dann kann man fast wie die Made im Speck leben." Ich schmunzle und ziehe meine Jacke aus, um sie dann an die Garderobe zu hängen. "Deine Schuhe kannst du hier hinstellen." Er deutet neben seine also stelle ich sie dort ab. "Das Wohnzimmer ist dort. Geh doch schon mal hin und such einen Film aus. Ich besorge uns etwas zu Trinken und bestelle etwas zu Essen." Ich nicke und gehe ins Wohnzimmer, welches unglaublich gemütlich eingerichtet ist. Hier werde ich mich ganz sicher wohlfühlen. Langsam gehe ich rüber zu dem Regal, in welchem Unmengen an Filme stehen. Er scheint Filme zu mögen. Warum sonst sollte man so viele besitzen? "Und? Was gefunden?" Ich drehe mich zu Marco um, der gerade zwei Gläser auf den Couchtisch stellt. "Ähm, nein, ich habe aber auch noch nicht viel geguckt.", murmle ich und werde rot. Ich sollte versuchen weniger nachzudenken. "Was hälst du von dem hier?" Marco zieht einen Film heraus. "Freunde mit gewissen Vorzügen.", lese ich laut. "Der ist cool.", nicke ich anschließend. Marco lächelt schief und geht zum Fernsehen, während ich weiter durch seine Filmsammlung sehe. Und dann fällt mir ein bestimmter Film ins Auge. "Wieso hat ein Mann wie du Fifty Shades Of Grey als Film?" Ich ziehe den Film heraus und drehe mich damit zu Marco um, um ihn mit erhobener Augenbraue anzusehen. Er lacht leise und steht vom Boden auf, nachdem er den Film in den Player eingelegt hat. "Ich weiß nicht. Ich mag Filme halt. Und zwar jede Art von Film. Abgesehen davon war ich neugierig. Hast du ihn schon gesehen?" Ich schüttle den Kopf. "Darf ich ihn mir ausleihen?", "Wieso ausleihen? Wir könnten ihn zusammen gucken." Ich werde wieder rot und schüttle den Kopf. "Warum nicht?", fragt er mich belustigt. "Ich habe die Bücher gelesen. Und wenn der Film dem Buch nur ein wenig ähnelt, dann ist es mir lieber, wenn wir ihn nicht zusammen sehen." Marco lacht und nimmt ihn mir aus der Hand. "Wieso?", "Es ist mir peinlich, okay?", gebe ich zu und muss selbst darüber lachen. "Wieso dir? Du spielst doch da gar nicht mit. Du musst ihn dir ja nur ansehen. Und ich sitze einfach neben dir." Er kommt mir näher ich sehe zu ihm hoch. "Ich bin da etwas-", "Verklemmt?" Ich seufze. "Ja, kann man so sagen. Ich muss ihn zehnmal sehen, bevor wir ihn zusammen sehen können, ohne dass ich da Probleme habe." Nun lacht er wieder und kommt mir noch näher. Seine Hand streicht ganz leicht über meine Wange. Ich schlucke und sehe ihm weiter in die Augen. Aber dann klingelt es an der Tür und wir zucken gleichzeitig zusammen. "Unser Essen ist da. Ich hoffe du magst Chinesisch?" Ich nicke begeistert. "Ich habe uns Nudeln Süßsauer und gebackenes Hähnchen bestellt.", "Oh Gott, du bist ja der Wahnsinn!", rufe ich erfreut und renne beinahe - wie es mir mit meinem Fuß eben möglich ist - zur Tür, um dem Lieferanten die Tür zu öffnen. Marco kommt lachend hinterher. Schließlich muss er bezahlen. "Zweimal Nudeln Süßsauer mit Hähnchen.", sagt er Lieferanten und hält mir die Tüten hin. Ich reiße sie ihm beinahe aus der Hand und renne zurück ins Wohnzimmer. "Sie ist ein ziemlich hungriges Mädchen.", erklärt Marco dem Lieferanten, der vermutlich total erschrocken über meiner Reaktion ist. Ich setze mich auf den Boden an den Couchtisch und hole die Boxen aus der Tüte. Die Wohnungstür fällt ins Schloss und Marco gesellt sich wieder zu mir. "Stäbchen? Oder lieber Gabel?", "Ich nehme Stäbchen. Das wird witzig.", kichere ich und nehme die Stäbchen aus der Tüte, die beigelegt wurden. "Okay. Mal sehen, ob ich das hinbekomme. Kannst du damit essen?", fragt er mich und setzt sich neben mich. Ich schüttle den Kopf und öffne meine Box. "Okay, dann wird das wirklich witzig.", lacht er und öffnet seine ebenfalls, ehe er den Film startet. Ich nehme die Stäbchen und versuche damit irgendwie die Nudeln in meinen Mund zu bekommen. "Gar nicht so einfach.", murmelt Marco konzentriert und versucht es ebenfalls vergeblich sich etwas vom Essen in den Mund zu befördern. Ich kichere vor mich hin und versuche es weiter. "Ich mag Mila Kunis. Ich finde sie unglaublich hübsch." Marco runzelt die Stirn. "Das stimmt schon. Aber es gibt schönere Frauen, finde ich.", "Zum Beispiel?" Marco lächelt. "Ich weiß nicht. Jennifer Lawrence, Taylor Swift, Emma Watson, du." Ich verschlucke mich an der Nudeln und huste wie verrückt. "Durch die Nase atmen.", lacht Marco und klopft mir leicht auf den Rücken. Ich atme durch die Nase und trinke einen Schluck. "Habe ich dich jetzt so aus der Fassung gebracht?", schmunzelt er und streicht mir eine Stähne aus dem Gesicht. "Ich?", frage ich leise. Er nickt und sieht mir wieder in die Augen. Jeden mal, wenn wir uns so in die Augen sehen, ist die Luft zwischen uns wie elektrisiert. Ich kann die Stromschläge beinahe spüren. Ich fühle mich zu ihm hingezogen, doch kann ich da schon von Verliebtheit sprechen? Von Liebe? Ich wende schnell den Blick ab, damit nichts passiert, was ich später noch bereuen würde. Marco räuspert sich und sieht auch wieder zum Fernsehen. "Tut mir leid, Miley. Ich wollte dich nicht bedrängen." Ich schüttle sofort den Kopf. "Das hast du nicht. Ich bin nur irgendwie noch nicht so weit. Ich hatte noch nie einen Freund. Zumindest keinen richtigen Freund. Einen Festen. Ich muss mich erst daraun gewöhnen, dass jemand auf diese Art und Weise meine Nähe will.", sage ich leise. Marco lächelt mich an und legt seinen Arm um mich. "Ich weiß, tut mir leid. Vergib mir." Seine Lippen landen auf meiner Schläfe und ich schließe genießerisch die Augen. Seine Lippen auf meiner Haut zu spüren tut irgendwie gut. "Es ist doch klar, dass das mit der Freundschaft Plus nicht klappt.", lenke ich nun ein anderes Thema ein. "Wieso?", "Ein Mann und eine Frau können auf Dauer nicht miteinander schlafen, ohne dass einer von beiden nach einer gewissen Zeit Gefühle für den anderen entwickelt.", "Mit One-Night-Stands klappt das doch auch.", "Da schläft man aber nur einmal miteinander und nicht immer wieder. Männer und Frauen können miteinander befreundet sein, ohne sich ineinander zu verlieben, aber ständig miteinander schlafen, ohne Gefühle zu entwickeln geht nicht. Das ist meine Meinung." Marco lächelt mich schief an. "Da magst du wohl Recht haben." Ich nicke und sehe ihm mal wieder in die Augen. Er wendet den Blick ab und nimmt ein paar Nudeln, um sie mir dann hinzuhalten. Ich grinse und mache den Mund auf. Der Nachmittag ist der schönste seit langem.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt