Kapitel 16

6.3K 304 8
                                    

Timo steht auf und holt meinen Rucksack herunter. "Mal sehen, was du alles für mich mitgenommen hast.", grinst er. Ich schmunzle und sehe dabei zu, wie er meinen Rucksack durchforstet. "Sandwich?", fragt er mich und hält die Dose hoch. Ich nicke, woraufhin er mir eins mit Kochschinken herausholt und es mir gibt. Ich lächle dankbar und mache die Alufolie ab. "Hast du Chips oder so?", fragt nun Rico und guckt auch in meinen Rucksack. Kurz darauf holt er das raus, was er will und lehnt sich in seinem Sitz zurück. Der Bus fährt von der Autobahn herunter. Ich setze mich auf und sehe Timo an. "Willst du mit raus?" Ich nicke, denn ich muss unglaublich dringend auf die Toilette. Es ist schon dunkel draußen, da es bereits halb acht ist. Der Bus kommt zum Stehen und alle gehen langsam nach draußen. Timo hilft mir die Treppen hinunter und gibt mir dann meine Krücken. "Hast du jetzt Geld mitgenommen?" Ich schüttle den Kopf. Das liegt noch im Bus. "Egal, ich hab' welches dabei." Wir gehen zum Restaurant rüber und dann die Treppe hinunter zu den Toiletten. Kommst du klar? Ich kann ja schlecht auf die Frauentoilette gehen." Ich lache auf und gehe einfach auf die Frauentoilette. Als ob ich mit einem gebrochenen Fußgelenk nicht alleine auf Toilette gehen. Also ehrlich. Ich gehe schnell auf Toilette, wasche anschließend meine Hände, ehe ich nach draußen zu Timo gehe. "Können wir uns kurz hier irgendwo hinsetzen und reden?" Ich runzle die Stirn und nicke. Wir setzen uns weiter weg von allen anderen, damit ich in der Lage bin zu reden. "Okay, Miley, ich will von dir jetzt wissen, was zwischen dir und dem Reus läuft." Ich sehe ihn mit großen Augen an. "Was soll denn da laufen?", "Verkauf mich nicht für dumm, Miley. Ich habe nicht um sonst deine Wange geküsst, als er uns angesehen hat. Ich wollte seine Reaktion sehen und die war nicht die, die er als Lehrer bringen sollte. Und du hast ihn auch angesehen. Du hast seinen Blick gesehen. Sag mir jetzt bitte was da läuft. Ich bin dein bester Freund." Ich senke den Blick. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Er möchte mit mir zusammen sein. Und ich mit ihm. Aber ich habe ihm gesagt, dass ich Zeit zum nachdenken brauche. Und ich will von dir jetzt nicht hören, dass das falsch ist, verboten. Das weiß ich. Aber er gibt mir das Gefühl glücklich zu sein. Und es muss einen Grund geben, weshalb ich problemlos mit ihm reden kann. Wir schreiben viel miteinander, am Freitag war ich bei ihm und wir haben den Nachmittag und den Abend miteinander verbracht. Es war so unbeschwert und so schön, verstehst du? Ich habe mich wohlgefühlt." Timo fährt sich seufzend durch die Haare. "Sei bitte vorsichtig. Ich reiße ihm den Kopf ab, wenn er dich verletzt.", "Also wirst du nichts sagen?" Er schüttelt den Kopf. "Danke, Timo.", lächle ich. Er lächelt zurück und nimmt meine Hand. "Ich würde dich immer beschützen und ich würde dich nie in die Pfanne hauen. Und das weißt du. Du bist meine beste Freundin, Miley. Und ich bin für dich da. Immer. Nur bitte ich dich wirklich vorsichtig zu sein. Herr Reus ist ein cooler Lehrer und ich will den noch eine Weile behalten, denn wieder so eine Furie wie die Waag halte ich nicht aus. Und ich will auch nicht, dass meine kleine Miley gemobbt wird, weil sie es mit dem Lehrer treibt." Ich nicke. "Ich weiß auch noch nicht, ob ich mich auf ihn einlassen soll. Ich bin unentschlossen.", "Liebst du ihn?", "Was?", frage ich etwas überrumpelt. "Liebst du ihn?", wiederholt er seine Frage. "Ich weiß nicht. Ich habe Gefühle für ihn, ja. An diesen Worten hängt so viel dran. Ich will, dass sie etwas besonders bleiben.", "Ich weiß schon was du meinst. Pass einfach auf dich auf und hör auf dein Herz." Er küsst meine Schläfe und steht auf. "Komm, wir müssen zurück zum Bus." Ich stehe auf und folge ihm zurück zum Bus. "Geh schon mal rein, ja? Ich werde noch schnell eine rauchen." Ich nicke und gehe die Treppe hoch in den Bus. Frau Oldenberg winkt mich zu sich, also gehe ich zu ihr nach vorne. "Hast du deine Tabletten genommen, Miley? Dein Vater hat uns Lehrern gesagt, dass wir dich daran erinnern sollen." Ich schlage mir die Hand vor den Mund. "Na dann mal schnell.", lächelt sie mich an. Ich nicke und humple nach hinten und will meinen Rucksack herunterholen, doch ich komme nicht dran. "Soll ich dir helfen?" Ich zucke zusammen und sehe nach links. Marco lächelt mich an und streckt sich, um meinen Rucksack herunterzuholen. "Du musst deine Tabletten nehmen, richtig?" Ich nicke und nehme ihm den Rucksack ab. Dann nehme ich meine Box mit den Tabletten heraus und meine Flasche, die ich vorhin angefangen habe. "Wofür sind diese Tabletten?" Ich sehe ihn an. Was erwartet er jetzt von mir? Dass ich antworte? Das wird wohl kaum passieren. "Schmerztabletten für deinen Fuß?", "Unter anderem.", antwortet Timo ihm. Marco sieht Timo an und lässt ihn durch. "Sie hat Probleme mit ihrer Schilddrüse. Dann nimmt sie noch Tabletten, die ihr ein Psychologe verschrieben hat. Er hofft, dass sie durch die Tabletten wieder normal redet." Timo verdreht darüber die Augen und ich muss schmunzeln. "Oh und das sind noch Magnesium- und Eisentabletten, weil sie so'n Mangel hat. Zum Beispiel hat sie durch den Magnesiummangel immer schlimme Wadenkrämpfe. Ja und dann eben die Schmerztabletten für den Fuß. Fehlt noch etwas?" Ich sehe in meine Tablettenbox und zähle durch. Dann schüttle ich den Kopf und lächle. Marco sieht mich lange an. Zu lange. "Herr Reus? Darf ich einmal durch?", fragt Laura und holt ihn aus seiner Starre. "Aber natürlich.", lächelt er sie an und dann geht er schnell, bevor es noch offensichtlicher wird. "Er macht es zu auffällig. Sag es ihm. Sonst bist du viel schneller die Schlampe und er seinen Job los, als ihr gucken könnt.", murmelt Timo dicht an meinem Ohr. Ich sehe ihn mir großen Augen an. "Sag es ihm, wenn ihr das nächste mal ganz alleine seid.", flüstert er. Ich nicke sofort und sehe kurz zu Marco, dann wieder zu Timo, der mich noch immer ansieht. "Gut." Er seufzt und lehnt sich zurück.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt