Mein Lehrer

Kapitel 56

In einem Monat und zwei Tagen ist Weihnachten. Ich habe noch immer keine Idee, was ich Marco zu Weihnachten schenken könnte. Wir haben zwar gesagt, dass wir uns nichts schenken, außer dass er mit mir Silvester verbringt und ich am zweiten Weihnachtssfeiertag seine Eltern kennenlerne. Aber ich habe heimlich gelauscht, wie er mit Jona und Willi gesprochen hat und habe dabei herausgefunden, dass er mir sehr wohl etwas schenken wird. Aus diesem Grund bin ich gerade mit Timo im Schlosspark Center in Schwerin unterwegs und suche nach etwas, was ich dem Herren schenken kann. Ich habe echt so gar keinen Plan. Deswegen ist ja auch Timo mit. Schließlich ist er ein Kerl und deshalb eine gute Beratung. Nur hat er auch keine Idee und deswegen rennen wir zusammen planlos durch die Gegend. "Hey, ist das da nicht Marco?", stupst Timo mich an. Ich runzle die Stirn und sehe in die Richtung, in die Timo zeigt. Ja, das ist Marco. Aber was macht er hier? Er schaut auf sein Handy und geht dann zu Douglas. "Sollen wir ihm folgen?" Ich sehe Timo an und schüttle den Kopf. Obwohl ich gerne wissen würde, was er hier tut, denn eigentlich hat er gesagt, würde er den ganzen Samstag damit verbringen, die Klausuren der 13. Klasse zu kontrollieren. Offenbar hat er mich angelogen. Ich nehme mein Handy heraus und gehe auf seinen Kontakt.

Hey xxx wie kommst du mit dem Klausuren voran?

Sofort kommt er online und antwortet mir.

Geht so. Sitze schon seit zwei Stunden daran und werde wohl auch noch den Rest des Tages dafür brauchen. Aber vielleicht können wir uns ja morgen sehen xx

Ich presse die Lippen aufeinander. Er lügt mich an. Aber warum macht er das? Unauffällig beobachte ich, wie er eine Mitarbeiterin anspricht, die ihn freundlich anlächelt und ihn dann nach hinten zu einem der Regale führt, wo es Parfüms für Frauen gibt. "Vielleicht sucht er ja was für seine Mutter.", "Klar, deswegen lügt er mich ja auch an.", brumme ich leise und darauf bedacht dass mich niemand hier hören kann. Ich mache Fortschritte. Ich kann in der Öffentlichkeit reden, achte aber sehr darauf, dass mich niemand hört bis auf der, mit dem ich rede. Mit fremden Leuten kann ich natürlich immer noch nicht reden und ich habe immer noch ein großes Problem, wenn andere mich hören. "Geh doch hin und frag ihn.", schlägt Timo vor, woraufhin er sich von mir einen Dein-Ernst?-Blick einfängt. Er zückt unschuldig mit den Schultern und zieht mich an der Hand weiter. "Mach dir mal keinen Kopf. Immerhin denkt er von dir auch, dass du zuhause bist.", "Nein, das denkt er nicht. Er weiß, dass ich mit dir unterwegs bin, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen.", widerspreche ich ganz leise. "Ach so, na dann." Wir gehen nach draußen und dann über die Straße zur Marienplatz Galerie. Hier finden wir aber auch nichts, weshalb wir zurück zum Center gehen. "Marco steht doch auf Tatoos. Wieso schenkst du ihm nicht einen Gutschein?", "Hm.", überlege ich. Ich weiß ja nicht. Gutscheine sind immer so was unpersönliches. Ich könnte Marco verführen. Letzte vor 10 Tagen sind unsere Toys gekommen. Allerdings haben wir nachgesehen, ob alles vorhanden und heile ist und haben es dann nicht weiter angerührt. Gott weiß warum aber irgendwie haben wir uns etwas geziert. Aber wenn ich jetzt nach oben zu Hunkemöller oder Triumph gehe und mir dort irgendwie schicke Dessous kaufe, dann könnte ich ihm als Weihnachtsgeschenk einfach richtig verführen. Das wäre meines Erachtens besser als ein blöder Gutschein. Ich packe Timo am Handgelenk, um ihn zur Rolltreppe zu ziehen. "Wo gehen wir jetzt hin?" Ich beuge mich zu ihm herüber. "Hunkemöller und Triumph.", flüstere ich. Er schnappt nach Luft. "Wie bitte? Und da musst du ausgerechnet mit mir hin? Hast du den Verstand verloren?" Ich verdrehe die Augen. Der soll sich mal nicht so anstellen. "Du hast eben guten Geschmack und weißt was mir steht.", "Aber doch nicht bei Unterwäsche!" Ich stöhne frustriert, ignoriere das dann aber und ziehe ihn in den Laden. "Na schon. Da pink deine Lieblingsfarbe ist, sollten nach etwas suchen, was pink hat. Es steht dir und du fühlst dich wohl. Zwei Fliegen mit einer Klappe." Ich nicke und sehe dabei zu, wie Timo die vielen Sets guckt. "Kann ich helfen?", fragt die Verkäuferin freundlich. "Ja!", fährt Timo herum und zeigt auf mich. "Sie will ihren Freund heiß machen." Ich werde rot und drehe mich etwas weg. "In Ordnung. Am besten wir gehen einmal zu den Umkleiden, damit ich Ihre genaue Größe ausmessen kann." Ich nicke und folge der Frau zu den Umkleiden, wo ich mir meinen Hoody ausziehe. Sie misst alles aus, was sie braucht und dann verschwindet sie, um mir passende Wäsche zu suchen. "Ähm, Miley? Die fragt, nach was genau du suchst. Einfach nach BH und Slip oder richtige Corsagen und so was?", "Normal.", murmle ich leise. Timo nickt und verschwindet wieder, um ein paar Sekunden wieder zu mir zu kommen. "Sie will wissen, welche Art du willst. Also ich meinten für untenrum. String, Ministring, Pantys? Irgendwas hat sie noch aufgezählt.", "String. Du weißt doch, dass ich nur die trage.", antworte ich ihm. Wieder nickt er und geht. Oh man, vielleicht war er doch nicht der richtige hierfür. Ich setze mich auf den Stuhl, der hier in der Kabine ist und warte, bis mir jemand etwas zum Anprobieren bringt. "Schauen Sie mal. Ich habe hier mal verschiedene Sets zusammen gestellt.", lächelt die Verkäuferin und hängt alles an den Haken. Ich ziehe meinen BH aus und probiere sie nacheinander an. zwischendurch zeige ich es auch Timo, der entweder Daumen hoch oder runter zeigt. Letztendlich gefällt mir ein Set am besten, das schwarz-pink ist. Der BH sitzt gut und ich fühle mich wohl darin. "Dazu habe ich auch noch die passenden Strapse und Strümpfe dazu." Ich nicke der Frau zu, während Timo das Gesicht verzieht. "Ich glaube es nicht, dass ich meiner kleinen Schwester dabei helfe so was zu kaufen!", jammert er vor sich hin. Ich verdrehe die Augen. Am Ende nehme ich tatsächlich das komplette Set und hoffe, dass ich Marco damit beeindrucken kann.

Allerdings quält mich noch der Gedanke daran, dass Marco hier im Center ist und mich anlügt. Ich will nichts falsches denken, nur macht es mich eben stutzig und Sorgen mache ich mir deswegen auch etwas. Aber ich darf mir nicht darüber den Kopf zerbrechen. Das gibt nur Kopfschmerzen.