Mein Lehrer

Kapitel 6

Timo starrt auf die Straße und fährt uns zur Schule. "Ich mache ihn kalt, wenn er dich anfasst.", murmelt er nach einer Weile. "Das wird er nicht. Und wenn doch, dann ist das meine Sache, Timo." Er presst die Lippen aufeinander. "Kannst du vergessen. Wenn der dir an die Wäsche geht, sage ich es der Niemann." Ich seufze. "Er wird mir nicht an die Wäsche gehen. Er hilft mir einfach auf dem Hof.", "Jetzt verteidigst du ihn auch noch. Miley, er ist unser Klassenlehrer. Außerdem bist du noch minderjährig. Wenn ihr was miteinander habt, drehe ich frei, das kannst du glauben.", "Kannst du mal damit aufhören? Du redest so, als würde ich so geil auf den Typen sein, dass ich gleich für ihn die Beine breit mache. Ich weiß nicht, weshalb ich bei ihm keine Probleme mit dem Reden habe. Aber ich stehe nicht auf ihn, ist das klar? Ich bin nicht verliebt und ich will nichts mit ihm anfangen. Und das gleiche ist es umgekehrt. Er will nichts von mir. Er ist einfach nur nett zu mir." Ich verschränke die Arme vor der Brust. Timo seufzt und reibt sich den Nacken. "Okay, tut mir leid. Ich bin einfach empfindlich, wenn es darum geht, dass ein anderer Kerl außer mir deine Aufmerksamkeit bekommt. Du bist meine kleine Sis, okay?", "Okay.", murmle ich und sehe aus dem Fenster. Nach dem Essen gestern Abend hat er mir noch geholfen die Pferde reinzuholen. Die Hunde habe ich alleine gefüttert, denn was fremde Männer betrifft, sind sie sehr aggressiv. Nur bei Papa, Timo und mir sind sie entspannte Schmusehunde. Spazierengehen ist mit denen aber dennoch nicht möglich. "Hey, bist du jetzt sauer?" Timo legt seine Hand auf mein Bein. "Nein, sauer nicht. Ich bin nur verwirrt. Ich weiß nicht wieso Marco mich nach Hause gebracht hat, mir geholfen hat, bei mir gegessen hat und mir sogar das Du angeboten hat. Und vor allem verstehe ich nicht, weshalb ich einfach mit ihm reden kann. In meinem Kopf ist alles so unglaublich voll, dass ich das Gefühl habe, er platzt gleich. Das ist einfach scheiße, verstehst du?" Timo nickt nachdenklich und hält auf dem Schulparkplatz an. "Ich glaube, dass er das alles auch nicht weiß. Ich denke, dass er auf dich steht, er es aber nicht weiß und deshalb selbst verwirrt darüber ist, dass er dir geholfen hat und das alles." Vielleicht hat Timo Recht. Aber das macht es für mich nicht einfacher zu verstehen.

Wir steigen aus und Timo trägt mich wie gestern zum Klassenraum. Unser Tag beginnt mit Englisch. Yeah. Ich hasse Englisch. Ich bin relativ gut darin, keine Frage, aber ich hasse dieses Fach. Und die gute Frau Dreier hat auch nicht mehr alle Nadeln an der Tanne. "Weiß du, Miley, ich will einfach nicht, dass ein Typ wie er dich verletzt. Er ist viel älter als du und noch dazu ist er unser Lehrer. Wenn es herauskommt, dann ist er seinen Job los und du bist die neue Schulschlampe, die den Mathelehrer vögelt. Tut mir leid, dass ich das so ausdrücke aber das ist dann so und das will ich dir ersparen.", "Ich will doch überhaupt nichts von dem. Habe ich das behauptet? Nein, also hör auf, so etwas zu sagen." Timo nickt ergeben und geht in den Raum hinein. Mich setzt er wieder auf meinem Platz ab und er setzt sich auf seinen neben mir.

Nach unglaublich ätzenden acht Stunden Unterricht bringt Timo mich nach Hause. Er schnappt sich meinen Kater und legt sich mit ihm zusammen auf mein Bett. "Wir sollten uns schon mal überlegen, was wir so alles in Italien machen wollen." Ich sehe Timo verwirrt an. "Naja, wir müssen uns Sachen im Internet heraussuchen und dann gucken, wie viel Geld wir mit hinnehmen müssen und so was." Ich nicke nachdenklich. "Fest steht: dass wir dort jeden Tag essen gehen müssen. Darauf freue ich mich nämlich am meisten." Timo hebt zustimmend den Daumen. "Welche Lehrer kommen eigentlich noch mit außer Reus?", "Keine Ahnung. Ich glaube, dass die Oldenberg mitkommt und der Lübbe." Timo runzelt die Stirn. "Der Lübbe okay, aber die Oldenberg? Was soll der Scheiß denn? Der Lübbe und der Reus sind ja in einem Alter. Noch unter dreißig. Und dann kommt da die alte Schreckschraube mit? Na Hilfe. Lübbe und Reus werden sich freuen. Ich wette die beiden erlauben alles und die Oldenberg verbietet alles." Ich nicke, da ich ganz genau weiß, dass es so kommen wird. "Aber weißt du was? Ich hab letzte Woche den Lübbe mit der Letzen knutschen sehen. Hinter der Schule. Und ich wette, dass die beiden das waren, die es letztens auf dem Schulklo getrieben haben, als wir Ausfall hatten und die davon ausgingen, dass sie niemand hören würde." Timo fängt laut an zu lachen. "Die beiden? Scheiße ich kann denen nie mehr in die Augen gucken, ohne lachen zu müssen oder irgendwelche Sprüche zu kloppen!" Ich lache nun auch und schmeiße mich neben ihn in mein Bett. "Ja, ich auch nicht. Naja, aber das mit den Sprüchen ist bei mir nicht so der Fall. Aber jedenfalls gehen Diana und ich davon aus, dass die beiden es waren, weil wir sie dann halt auch hinter der Schule gesehen haben.", "Das ist witzig. Und denn kommt der auch noch mit auf Klassenfahrt. Ich dreh durch. Das wird der Hammer!" Ich verdrehe schmunzelnd die Augen. "Komm jetzt, wir müssen Hausaufgaben machen und dann noch die Tiere versorgen. Und das bitte heute noch.", "Ja ja, Mutti." Ich haue ihm mein Kissen ins Gesicht und stehe auf. "Das war gemein, Green.", "Pech für dich, Meckert.", "Ich hasse diesen Namen.", murrt er und steht auf. Ich kichere und setze mich an meinen Schreibtisch. "Hilfst du mir in Englisch?" Er nickt und setzt sich neben mich. "Zeig mal her." Er nimmt sich mein Buch und ließt die Aufgabe durch. "Okay, also du sollt jetzt die Aufgaben der Europäischen Regierung auflisten, die in dem Text hier zu finden sind und dazu schreiben, wo das hier in Deutschland zu finden sind." Ich sehe ihn schief an. "Ach komm schon, so schlecht bist du in Englisch nicht.", "Ich stehe 9 Punkte." Er verdreht die Augen. "Das ist doch in Ordnung. Du schreibst Englisch doch eh nicht als Hauptfach. Also ist es ja auch egal. Ich stehe übrigens in Englisch auf 13 Punkte.", lacht er gehässig. Ich boxe ihm gegen den Oberarm aber er lacht nur noch mehr. So ein Arsch. "Liest du mir den Text vor?" Er nickt seufzend und beginnt mir den Text vorzulesen.