Kapitel 26

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Eine Hand hält mich fest, als ich gerade im Bus nach hinten durchgehen will. "Miley? Möchtest du wieder vorne bei einem Lehrer sitzen?" Ich zucke zusammen und sehe Frau Oldenberg erschrocken an. "Damit du schlafen kannst, meine ich.", lächelt sie. Ich sehe unauffällig rüber zu Marco, der sich gerade mit geschlossenen Augen ausgiebig streckt, wobei sein T-Shirt etwas hochrutscht und ein bisschen Haut von seinem Bauch freigegeben wird. Ich lege den Kopf etwas schief, als ich den V-Muskel entdecke und den kleinen, dünne Streifen Härchen, der in seiner Hose verschwindet. Er ist unglaublich heiß. "Miley?" Wieder zucke ich zusammen. Meine aufgerissenen Augen sehen nun Frau Oldenberg an, die mich verwirrt mustert. "Ist alles okay mit dir?" Ich nicke sofort. "Nun gut. Willst du nach vorne kommen?" Ich schlucke schwer und schüttle den Kopf. Das wäre jetzt echt nicht gut. "Okay. Aber du kannst natürlich jeder Zeit zu einem von uns Lehrern gehen, wenn du in Ruhe schlafen möchtest." Ich nicke erneut und gehe schnell nach hinten zu meinem Platz.

Geht es noch offensichtlicher?

Holla! Was war das denn?

Was das war? Ich war das! Dein Unterbewusstsein! Innere Stimme! Erinnerst du dich an mich?

Ich seufze frustriert. Ich bin froh gewesen, als ich damals meine wundervolle innere Stimme losgeworden bin. Und jetzt ist die kleine Bitch wieder da und macht mir das Leben schwer.

Bitch? Na hör mal!

Ich stöhne auf und lehne meinen Kopf gegen die kalte Fensterscheibe neben mir. "Hey, Süße. Alles gut?", fragt Timo lächelnd. Ich nicke nur und winke ab. Er runzelt die Stirn, belässt es aber dabei und nimmt sich sein Handy. Es ist jetzt 22 Uhr. Ich bin müde und würde am liebsten in meinem Bett liegen. Zuhause. Mit ihm! Ich verziehe das Gesicht. Die Stimme hat Recht, am liebsten würde ich ihn mitnehmen. Vorhin waren wir im Verona an Julias Balkon, vor dem Romeo stand und ihr sagte, dass er sie liebt. Zugegeben der alte Balkon dort im Hinterhof war nicht das, womit ich gerecht hatte. Zumal es die zwei in echt gar nicht gab. Dafür hätten die Italiener sich einen schöneren Balkon aussuchen können und ihn als Julias bezeichnen können. Es war schön irgendwie enttäuschen, doch war es auch irgendwie romantisch. Marco hat neben mir gestanden und Frau Oldenberg zugehört, die irgendwelche Mist zum Thema Balkon gelabert hat, und hat dann heimlich nach meiner Hand gegriffen. Ganz unauffällig und so, als wäre es ein Versehen gewesen. Doch hat es viel in mir ausgelöst. Als wir dann alle gegangen sind, habe ich nochmal zu ihm nach hinten geschaut und gesehen, dass er mit einem Edding etwas an die Wand schrieb. So wie alle anderen verliebten Leute es hier taten. Leider konnte ich da nicht sehen, was er geschrieben hat. Aus diesem Grund habe ich Timo auf dem Rückweg noch einmal dort hingezogen. Er war zwar verwirrt, Verstand es aber, als ich das lesen konnte, was Marco dort an die Wand geschrieben hat. "Ich will nur dich, Miley. M.", hat dort gestanden. Mein Herz hatte einen Sprung gemacht und ich konnte nur noch lächeln. Timo hat nur die Augen schmunzelnd die Augen verdreht, ehe er mich mit sich zurück zum Bus gezogen hat, da wir schon spät dran waren. Und jetzt sitze ich hier im Bus und wünschte, ich könnte Marco neben mir haben. "Miley? Ich mache mir irgendwie Sorgen. Ist alles gut mit dir?" Ich nicke und schiebe Timos Hand weg, die auf meinem Oberschenkel liegt. "Rede keinen Mist. Wieso bist du so?"

Weil du Liebeskummer hast. Na los! Sag ihm das!

Ich habe keinen Liebeskummer. Ich bin nur traurig darüber, dass ich Marco so sehr will, aber dass eine Beziehung mit ihm furchtbar kompliziert wäre.

Rede doch keinen Scheiß. Wir wissen beide, dass es Liebeskummer ist. Das alles wäre überhaupt nicht kompliziert, wenn du Hohlkopf es nicht so verdammt kompliziert machen würdest!

Halt die Klappe! Ich war so froh, als ich dich los war! Wieso musst du wieder hier sein, hm? Soll ich wegen dir wieder in der Klapse landen? Du machst mich krank! "Miley? Rede mit mir! Was ist los?" Ich sehe Timo mit Tränen in den Augen an. "Es geht wieder los, habe ich Recht?"

Wow, Mister ich weiß alles und merke alles ist mal wieder ganz blickig. Wie lange es wohl dauern wird, bis er sich wieder zum Psychodoc schleppt?

Ich presse die Lippen aufeinander. "Lass es nicht zu, Süße. Diese Stimme existiert nicht, verstehst du? Das bildest du dir nur ein." Er zieht mich in seine Arme und drückt mir seine Lippen für eine Weile auf den Kopf, sodass ich mich etwas beruhige. Aber tief in mir drin weiß ich, dass ich wieder rückfällig werde und es bald wieder so schlimm sein wird wie vor einem Jahr. "Es wird alles gut. In deinem Kopf ist niemand und redet. Das bist du selbst, verstehst du?" Das weiß ich! Ich bin doch nicht bescheuert!

Nicht? Kommt mir aber so vor.

Ich knurre leise, was aber niemand hört. "Du musst aufhören über diese vielen Dinge nachzudenken. Das tut dir nicht gut, Süße. Du warst gestern und vorhin so Happy wegen dem Kerl. Du denkst zu viel über irgendwelche Konsequenzen und Probleme nach, sodass du dich selbst stresst, dich selbst unter Druck setzt und nun langsam wieder rückfällig wirst. Ich will dich nicht wieder dort besuchen müssen, Miley. Und deswegen will ich, dass du jetzt dagegen ankämpfst. Und dann wirst du dir etwas vornehmen! Sobald wir Zuhause sind will ich, dass du dich schlafen legst. Wenn du wieder wach bist, dann begibst du dich zu ihm und gibst ihm endlich seine Chance. Eigentlich ist mir nicht wohl dabei, dass du einen Freund hast und so, aber du musst endlich wunschlos glücklich sein. Ich will, dass du das bist. Nicht nur ich. Wir alle. Deine Freunde, dein Dad und ich. Wir stehen hinter dir und drücken dir bei allem die Daumen, was du dir vorgenommen hast. Aber hör auf dich selbst so fertig zu machen und lass dich fallen. Beginne endlich zu leben und zu lieben."

Er hat Recht, schnapp dir den heißen Lehrer.

Stöhnend lasse ich meinen Kopf gegen die kühle Scheibe knallen, ehe ich die Augen schließe und hoffe, dass alles gut wird.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt