Kapitel 18

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Ich öffne meine Augen und werde sofort mit diesem unglaublich schönen Ausblick verwöhnt. Es ist so atemberaubend schön, wie diese riesigen hohen Berge links und rechts der Autobahn hinaufragen und von der Morgensonne beschienen werden. Überall sind Weinberge und Häuser. Ich wette es ist unglaublich schön morgens aufzuwachen und über die Weinberge sehen zu können, wenn man die Gardinen aufzieht. "Hey, hast du gut geschlafen?" Ich zucke zusammen und sehe hoch zu Marco, der mich warm anlächelt. Mein Kopf liegt auf seiner Schulter. Ich richte mich etwas auf und sehe mich um. Hier vorne schlafen viele noch, während hinten immer noch alles laut ist. "Die meisten haben die Nacht durchgemacht." Er seufzt und fährt sich über sein Gesicht. Das war mir irgendwie klar. Umso glücklicher bin ich darüber, dass Timo mich hergebracht hat. "Timo ist tatsächlich jede Stunde hier gewesen." Ich nicke wissend, da es mich wundern würde, wenn er nicht jede Stunde hier gewesen wäre.

Der Bus fährt wieder von der Autobahn herunter und hält dann auf einem Rastplatz. Alle steigen nach und nach aus. Als nur noch Marco und ich im Bus sitzen, sehe ich ihn an und küsse seine Wange. "Ich wollte mich revanchieren.", erkläre ich ihm, als ich seinen verwirrten Blick sehe. Er lacht leise und streckt sich. "Sind wir eigentlich schon in Italien? Oder ist das noch Österreich?", "Das ist schon Italien. Wir sind sogar bald da. Noch zwei bis maximal drei Stunden, schätze ich." Ich lächle ihn an und sehe nach draußen. "Miley Smiley.", flötet Timo und kommt vor die Treppe hinauf, die vor uns ist. "Gut geschlafen?", lächelt er mich an. Ich nicke lächelnd. "Okay. Ich bringe dir dann mal deinem Rucksack, damit du was essen kannst.", "Danke.", sage ich leise. Seine Blick wandert zu Marco, der etwas nervös zu sein scheint. Aber dann sieht er wieder mich an und beugt sich über die Sicherung vor mir, um meine Stirn zu küssen. Er geht nach hinten und Marco sieht mich von der Seite an. "Mir passt es nicht, dass er ständig seine Lippe auf dein Gesicht drückt. Auch wenn sie nicht auf deinen Lippen landen." Ich zucke mit den Schultern. "Da musst du dich mit abfinden. Ich werde daran nichts ändern, verstehst du? Timo ist mein bester Freund und das wird er auch bleiben. Hast du ein Problem damit, wird das zwischen uns niemals etwas werden." Marcos Augen weiten sich vor Schreck. "Dann werde ich wohl keine andere Wahl haben.", "Richtig.", antworte ich ihm lächelnd. Timo taucht wieder neben uns auf und gibt mir meinen Rucksack. "Vergiss nicht deine Tabletten zu nehmen, wenn du gegessen hast. Ich habe schon gegessen. Ein paar Sandwiches sind noch da." Er wuschelt mir durch die Haare und geht grinsend zu seinem Platz. Da mittlerweile die anderen den Bus wieder betreten, verschließt sich mein Mund wieder und ich hole seufzend eine der Dosen aus meinem Rucksack. Ich nehme das Toast mit Nutella darauf heraus und lege es mir zur Seite. Dann halte ich Marco die Dose hin und sehe ihn fragend an. "Oh, vielen Dank.", lächelt er mich an und nimmt sich ein Sandwich mit Salami heraus. Wir essen in Ruhe und so langsam setzt der Bus sich wieder in Bewegung. Die Lehrer unterhalten sich und ich schließe noch einmal meine Augen. "Miley, du musst deine Medikamente noch nehmen, bevor du nochmal schläfst." Ich seufze und öffne die Augen wieder. Marco lächelt mich entschuldigend an und ich nehme meine Tablettenbox heraus. "Hier, du kannst aus meiner Flasche trinken." Ich nehme sie dankbar an und schlucke schnell meine ganzen ekelhaften Tabletten herunter.

Der Busfahrer sollte in Zukunft doppeltes Gehalt bekommen für diese Leistung, die er hier bringt. Die Straßen hier sind so unglaublich eng und wenn er abbiegt muss er sogar ein paar mal vor und zurück, bis er in die Straße kommt. Wir irren seit geschlagenen dreißig Minuten hier umher und finden das gottverdammte Hotel nicht. Marco hat schon eine Karte von Montecatini herausgekramt, die er zur Sicherheit mitgenommen hat, da uns das Navi keine große Hilfe mehr ist. Es ist irgendwie süß, wie er so konzentriert zwischen Straße und Karte hin und her sieht. Und der Kerl hat eine Brille! Ich musste kichern, als er sie herausgeholt hat aber ich muss sagen, dass sie ihm wirklich gut steht. Damit sieht er aus wie der typische sexy Lehrer, den jedes Mädchen gerne in ihrem Bett hätte. Leider gehöre ich auch zu diesen Mädchen. Ich bin ihm komplett verfallen und das gefällt mir ganz und gar nicht. Er reibt sich nachdenklich das Kinn und starrt mit gerunzelter Stirn die Karte an. "Via Sardegna steht hier. Aber hier darf ich nicht rein.", sagt der Busfahrer. "Das ist aber die richtige Straße. Da hinten am Ende müsste das Hotel sein.", "Okay, dann versuche ich jetzt mal einen Weg zu finden, wie wir auf die andere Seite gelangen, ohne dass wir ein Knöllchen bekommen, weil wir in eine Einbahnstraße gefahren sind.", antwortet der Busfahrer lachend und fährt geradeaus weiter. "Das kann ja was werden.", seufzt Marco leicht verzweifelt während ich ihn weiterhin anstarre und mir auf die Unterlippe beißen muss, um nicht zu offensichtlich zu grinsen oder gar zu sabbern. Oder noch peinlicheres. "Was?", fragt er mich schmunzelnd. Ich winke ab und nehme mein Handy heraus. »Hör auf unseren Lehrer anzuhimmeln.«, schreibt Timo. »Das siehst du von da hinten ja auch.«, antworte ich ihm. »Ich muss das nicht sehen, um es zu wissen, Smiley, und das weißt du ;)« Ich verdrehe lachend die Augen und packe mein Handy wieder weg. "Aha!", ruft der Busfahrer und biegt in eine Straße ein. Ich sehe aus dem Fenster und sehe das Hotel. Alle jubeln wie verrückt und ich lache nur. Ich denke, dass ich nicht die einzige bin, die froh darüber ist, dass wir die Fahrt endlich hinter uns haben. Nie wieder werde ich eine Reise machen, bei der man so lange mit dem Bus unterwegs ist. Das ist purer Horror. "Bleibt bitte noch kurz im Bus sitzen!", ruft er Lübbe, als alle schon losstürmen wollen. "Ich gehe die Schlüssel und das alles besorgen.", sagt er dann zu Marco. "Warte, ich begleite dich. Schließlich kann ich Italienisch.", sagt Frau Oldenberg und folgt Herrn Lübbe. Marco nimmt seine Brille ab und verstaut sie in seiner Tasche. "Du siehst etwas blass aus. Ist alles okay mit dir?" Ich nicke und winke ab. Ich bin nur müde. Mehr nicht. Ich beobachte, wie Herr Lübbe und Frau Oldenberg mit einem Mann an der Rezeption sprechen und wie sie die Schlüssel überreicht bekommen. Wenig später kommen sie zurück in den Bus und hauen uns sämtliche Informationen an den Kopf. "Um 19 Uhr gibt es Abendessen. Ihr könnt jetzt die Zimmer beziehen und dann die Stadt erkunden. Seid zum Abendessen aber pünktlich hier. Ab 22 Uhr ist bitte etwas Ruhe. Ihr müsst nicht schlafen gehen aber ich bitte euch etwas ruhiger zu sein, da sich im Hotel auch noch andere Gäste aufhalten. Was Alkohol und Zigaretten betrifft: Wir verbieten euch nichts. Nur Drogen sind tabu. Und übertreibt es nicht. Wer ins Krankenhaus muss wegen zu viel Alkohol wird nach Hause geschickt und muss die Rechnung für die Rückreise alleine bezahlen. Und ich kann euch gleich sagen, dass das ordentlich viel Geld ist. Denkt also gut nach, ob es sich lohnt sich dermaßen abzuschießen. Ach so und nehmt eure Zimmer bitte genauestens unter die Lupe und meldet es sofort an der Rezeption, falls etwas kaputt sein sollte. Nicht, dass es später heißt ihr hättet es kaputt gemacht und müsst für den Schaden aufkommen. Alles schon vorgekommen. Dann raus mit euch die Busfahrer geben euch eure Koffer.", sagt Herr Lübbe und entlässt uns dann endlich. Ich warte, bis alle raus sind und stehe dann mit Marcos Hilfe auf und gehe nach draußen. Meine Augen suchen nach Timo und ich entdecke ihn bei den anderen Rauchern. Klar. Hauptsache erstmal eine Rauchen. Als er mich sieht runzelt er leicht die Stirn. "Bist du müde?" Ich nicke. "Okay. Lass dir den Schlüssel geben und geh in dein Zimmer. Leg dich bitte hin. Deinen Koffer und das alles bringe ich hoch." Ich nicke und sehe zu Herrn Lübbe, der die Schlüssel verteilt. "Ich habe unseren Schlüssel schon.", lächelt Laura neben mir und hält den Schlüssel hoch. Ich nicke und gehe mir ihr rein. "Ich glaube, dass wir einen nach oben müssen. Schau mal, da ist auch ein Aufzug. Willst du damit fahren?" Nickend gehe ich auf den Aufzug zu. So was bescheuertes. Eine Etage nach oben und ich benutze den Aufzug. Seufzend drücke ich auf den Knopf und die Türen schließen sich lautlos. Ich habe starke Kopfschmerzen. Und ich muss mich dringend hinlegen.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt