Kapitel 11

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Mit einem lauten Seufzer setze ich mich auf die Couch, die vor unserem Haus steht. Wir haben eine Überdachung vor dem Haus, wo wir im Frühling und Sommer immer Essen. Also eine Veranda. Durch die Überdachung ist es uns möglich, auch bei schlechtem Wetter hier zu sitzen. Und wir können hier die Hofauffahrt und den ganzen Hof überblicken. Es ist Mittwoch und der Schultag war stressig. Zumal ich das Gefühl hatte, dass Marco mich durchgehend angesehen hat, als wir vorhin Mathe hatten. Aber was soll's. Heute kommt Daddy wieder und da bin ich unglaublich froh drüber. Ich habe ihn sehr vermisst. Mr. Cooper hüpft neben mir auf die Couch und klettert dann leichtfüßig auf meinen Schoß. "Na, du kleines Monster? Wieder Lust auf Kuscheln?" Er schmiegt sich an mich und schnurrt. Ein Auto kommt die Hofauffahrt hoch und ich hebe den Blick, um zu sehen, wer es ist. Als ich den Firmwagen meines Daddys erkenne, grinse ich breit und winke ihm. Er winkt zurück und parkt dort, wo er immer parkt. Dann steigt er aus und kommt zu mir. "Hey, Prinzessin. Hast du mich vermisst?" Ich nicke und strahle ihn an. Er streichelt Coop, der mittlerweile aufgestanden ist und sich ihm entgegenreckt über den Kopf und lacht über ihn. "Ich sag's dir: der Kater weiß nicht, ob er auf Männlein oder Weiblein stehen soll. Er findet beides toll." Ich verdrehe die Augen. "Mr. Cooper ist ein verschmuster Kater. Der ist nicht bisexuell. Erst gestern hat er hier auf dem Hof die Katze von den Schröders nebenan beglückt." Papa lacht laut. "Hoffentlich ist nichts passiert, Er ist schließlich nicht kastriert." Ich grinse und stehe auf, um mir meine Krücken zu nehmen und meinem Vater ins Innere des Hauses zu folgen. "Ich habe mir gedacht, dass wir heute Abend Pizza bestellen. Ich hatte keine Lust heute noch einmal einzukaufen und außerdem habe ich Hunger auf eine große Pizza mit extra viel Salami.", "Natürlich, mein Schatz, alles was die Prinzessin wünscht." Ich kichere und setze mich auf den Küchensthul. "Haben wir noch Cola? Ich habe so einen dollen Durst auf etwas süßes.", "In der Kammer müsste noch welche sein, glaube ich.", antworte ich ihm. Er nickt und geht in die Kammer. Wenig später kommt er mit einer kleinen Flasche Cola wieder und holt sich ein Glas aus dem Schrank. "Wie war die Woche ohne mich?" Ich seufze. "Geht. Es war anstrengend die Tiere zu füttern aber Timo hat mir ab und zu geholfen." Und Marco. Aber das kann ich meinem Vater ja wohl kaum erzählen. "Das ist gut. Und wie war die Schule?", "Alles wie immer.", "Und wie ist nun dein neuer Lehrer? Du hast gemeint, dass du es am Ende der Woche sagen kannst, ob er gut ist oder nicht. Und das ist schon fünf Tage her." Ich lache etwas nervös. Ja, der gute Herr Reus. "Er ist ganz okay. Wie ich schon gesagt habe: besser als die alte Waag." Papa nickt und kratzt sich am Kinn. "Wann ist die Klassenfahrt?", "Nächste Woche geht es los. Also diesen Sonntagabend um 17 Uhr fahren wir an der Schule los, damit wir über Nacht fahren und dann am nächsten Montag gegen 10 in Montecatini sind." Papa nickt nachdenklich. "Ich werde dir für die Woche so eine Auslandsflat besorgen, damit du mich anrufen kannst, wenn etwas ist." Ich lächle. Mein sorgenvoller Vati. "Das ist nicht nötig. Im Hotel gibt es bestimmt WLAN.", "Aber ihr seid nicht durchgehend im Hotel. Ihr seid viel unterwegs. Und da will ich, dass du mich ohne Probleme erreichen kannst.", "Na schön. Wenn es den alten Mann beruhigt." Er lacht. "Ich werde dir gleich alter Mann. Wer ist hier alt, hm?" Ich grinse und stehe auf. "Wollen wir denn jetzt bestellen?" Ich nicke, halte dann aber inne, weil jemand die Auffahrt hochgefahren kommt. "Wer ist denn das?", fragt Papa und stellt sich neben mich. "Mein Klassenlehrer.", murmle ich. Ist ihm klar, dass mein Vater wieder Zuhause ist? Wahrscheinlich nicht, sonst würde er hier wohl kaum auftauchen. Er hält sein Auto und steigt aus. In seiner Hand hält er einen kleinen Stapel Zettel. Dann klingelt es. "Ich gehe mal hin. Setz dich, Schatz. Und leg deinen Fuß hoch." Ich nicke traumatisiert und setze mich. "Guten Abend, Herr Reus, kommen Sie doch rein.", sagt mein Vater freundlich wie immer. Ich seufze und reibe mir die Stirn. "Ich hoffe ich störe nicht, Herr Green.", antwortet Marco. Ganz der Lehrer. "Aber natürlich nicht. Kommen Sie durch in die Küche. Miley ist auch da." Ich darf jetzt nicht reden. Papa würde sonst fragen stellen, die ich nicht beantworten könnte. "Hallo, Miley.", lächelt er mich unschuldig an und reicht mir die Hand. Ich schüttle sie stumm und weiche seinem Blick aus. "Was führt Sie zu uns?", fragt mein Papa und setzt sich an den Küchentisch. Marco setzt sich auch und legt den kleinen Stapel Zettel hin. "Es geht um die Klasenfahrt. Und zwar hat Herr Lübbe heute verkündet, dass er eventuell nicht auf die Klassenfahrt mitkommen kann. Bei der Anzahl der Schüler und der Tatsache, dass wir ziemlich weit weg fahren, müssen wir aber eine dritte Begleitperson mitnehmen. Ich habe deshalb zur Sicherheit bereits alle Eltern der Klasse abgeklappert aber niemand kann so kurzfristig freinehmen. Sie sind also meine letzte Hoffnung, Herr Green, falls Herr Lübbe tatsächlich ausfallen sollte." Papa seufzt. "Das tut mir sehr leid aber auf mich können Sie da leider nicht zählen. Ich habe für die nächste Woche einen sehr wichtigen Auftrag angenommen und werde in Amsterdam sein.", antwortet mein Papa etwas traurig. Marco seufzt. "In Ordnung. Dann muss ich noch einmal mit Frau Niemann reden und hoffen, dass sie eine Lehrkraft freistellt. Bisher hat sie dies nämlich verneint." Papa seufzt. "Dann drücke ich Ihnen die Daumen. Ich kann das leider nicht absagen, es tut mir sehr leid. Und ich fürchte, dass meine kleine Miley damit auch nicht einverstanden wäre, wenn ich mitkommen würde." Ich lache etwas und nicke. Da hat er definitiv Recht. Der eigene Vater mit auf Klassenfahrt? Geht gar nicht! "Nun gut. Trotzdem vielen Dank, dass Sie sich kurz Zeit für mich genommen haben." Mein Dad winkt ab. "Ist doch selbstverständlich. Ich bringe Sie noch nach draußen ich muss jetzt eh die Tiere versorgen. Miley? Bestellst du schon unsere Pizzen?" Ich nicke. "Bis morgen in der Schule, Miley.", lächelt Marco mich an und gibt mir wieder die Hand. Ich lächle ihn kurz an und hieve mich dann hoch, um mein Handy zu holen, damit ich im Internet die Pizza bestellen kann. Marco sieht über die Schulter noch einmal zu mir und scheint mich stumm anzuflehen, ihm seine Chance zu geben. Ich gebe ihm aber keine Antwort und greife einfach nach dem Telefon, während er das Haus verlässt und nach draußen zu seinem Auto geht.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt