Kapitel 32

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Schnell halte ich Timo am Ärmel fest, damit er nicht abhauen kann, woraufhin er sich fragend zu mir umdreht. "Was ist los?" Ich warte, bis die anderen den Raum verlassen habe und seufze dann etwas erleichtert. "Ich will zu Marco.", "Soll ich dich bringen?", "Würdest du das tun?" Er nickt lächelnd und nimmt meinen Ranzen. "Kannst du auch für mich lügen? Ich will Papa sagen, dass ich bei dir schlafen würde." Timo runzelt die Stirn. "Bei mir schlafen? Du willst also über Nacht bei ihm bleiben?" Ich nicke etwas schüchtern. "Ist das nicht etwas früh? Er drängt dich doch nicht, oder?" Ich stöhne frustriert. "Nein! Und ich will bei ihm schlafen, nicht mit ihm. Zumindest noch nicht." Timo murrt vor sich hin. "Na schön. Aber wehe der begrapscht dich. Ich hab meine Handy auf laut. Wenn etwas ist, dann kannst du jederzeit anrufen." Ich kichere leicht. "Es ist süß, wenn du dich so um mich sorgst.", "Das ist meine Pflicht, Smiley. Abgesehen davon gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass wir wirklich noch richtige Geschwister werden. Das mit meiner Mom und deinem Dad wird schon noch was. Die sehen das nur noch nicht ein.", "Da hast du Recht. Wir müssen weiter versuchen die zwei zu verkuppeln.", grinse ich teuflisch. Timo grinst zurück und hilft mir in sein Auto. "Am besten wir organisieren ein nettes Essen im Rialto." Ich klatsche in die Hände. "Das ist es! So richtig romantisch mit Kerzen und so was." Timo lacht auf. "Genau. Am besten so schnell wie möglich." Ich grinse zufrieden und lehne mich zurück. Dass wir da nicht früher drauf gekommen sind!

"Hier ist es.", sage ich und deute auf das Haus, in welchem sich Marcos Wohnung befindet. "Okay. Pass auf dich auf und mach' keinen Mist, ja?" Ich nicke und küsse Timos Wange ehe ich aussteige und mit Krücken und Schultasche zum Haus laufe. Nachdem ich reingelassen wurde fahre ich mit dem Aufzug nach ganz oben, wo Marco bereits in der Tür steht und auf mich wartet. "Hey.", lächelt er mich an. Ich lächle zurück und gehe etwas auf die Zehenspitzen, um ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen zu drücken. "Komm rein, Willi, Jona und Betty warten schon auf dich." Er geht voraus und ich hinterher, nachdem ich meinen Schuh ausgezogen habe. Aber als ich Betty sehe, könnte ich kotzen. Mir war irgendwie klar, dass sie hier ist, schließlich versucht Jona sie "klarzumachen" aber sie ist Marcos Ex und somit ist sie mir ein Dorn im Auge. Ich will sie nicht hier haben, ganz einfach.

Sei noch ein bisschen mehr eifersüchtig und Marco hat die Nase voll von dir, bevor er überhaupt die ganze Wahrheit über dich weiß.

Du schon wieder! Halt den Rand, dich hat niemand nach deiner Meinung gefragt! Wir gehen nach draußen auf den Balkon, wo die anderen sitzen. "Hey, Miley.", lächelt Jona mich an und winkt kurz. Ich winke leicht zurück. "Hey, ich bin Willi.", reicht Willi mir seine Hand. Ich setze mich neben Marco und lasse den Blick über die Stadt schweifen, die man von dem Balkon hier gut überblicken kann. "Wann macht ihr den Grill an?", fragt Marco an Jona und Willi gerichtet. "Gegen sechs, denke ich, weil es dauert ja dann auch eine Weile, bis wir das Essen drauflegen können." Marco nickt und steht auf. "Dann können wir uns ja noch eine Weile verziehen. Ich weiß immerhin, dass meine Freundin eine Menge Hausaufgaben auf hat.", grinst er mich an. Ich schnaube. Die meisten davon hat ja auch er aufgegeben!

Marco schließt die Tür seines Zimmers und drückt mich dann plötzlich dagegen, ehe er mich stürmisch küsst. "Da warte ich seit heute morgen drauf." Ich überbrücke die kleine Lücke zwischen uns wieder und küsse ihn verlangend. Ich will, dass er mich will. "Hey, du solltest nichts überstürzen, Baby.", haucht er und streichelt über meine Wange. "Du bist noch nicht so weit." Er küsst ganz leicht meinen Hals. "Woher willst du das wissen? Ich weiß es ja selbst nicht.", "Ich spüre das.", "Und woran merke ich, ob ich zu irgendwas bereit bin?", "Das spürst du dann. Wart's ab. Aber jetzt machen wir erstmal Hausaufgaben. Ich muss eure Tests noch fertig kontrollieren und du hast auch eine Menge auf." Ich verziehe das Gesicht. Was für ein Stimmungskiller! Marco lacht nur über meinen Gesichtsausdruck und nimmt meine Hand, um mich zu seinem großen Schreibtisch zu ziehen. Ich setze mich in den Schreibtischstuhl, während Marco sich den Sessel heranzieht, den er hier im Raum hat, damit wir nebenbei am Tisch sitzen und arbeiten können. "Welche Seite war das denn nochmal? Ich bin zu faul mein Hausaufgabenheft rauszuholen. Das liegt irgendwo ganz tief unten im Rucksack.", lache ich und hole erstmal meinen Matheblock und Buch heraus. "Seite 213 müsste das sein." Ich schlage die Seite auf und starre anschließend Marco an. "Was?", "Ist das dein ernst? Weißt du wie viel das ist?", "Ach was, das geht doch schnell." Ich sehe ihn vielsagend an. "Naja, ich wollte eben, dass ihr euch mit den Aufgaben ordentlich auseinander setzt.", "Dir ist klar, dass allein wegen der Menge die halbe Klasse die Hausaufgabe vergessen hat?" Marco lacht und nickt. "Das war mir klar und deswegen werde ich so tun, als würde ich es einsammeln. Ich werde morgen in die Klasse kommen und behaupten, dass ich es einsammeln werde." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Du bist ganz schön arschig." Er zuckt gelassen mit den Schultern. "Als Lehrer muss man eben einiges durchprobieren, um die Klasse zum Hausaufgabenmachen zu bringen." Schnaubend hole ich meinen Bleistift aus meiner Federtasche und beginne eine Aufgabe nach der anderen zu machen, während Marco meine Arbeit kontrolliert. Ich schiele unauffällig zu ihm rüber, wobei ich sehe, dass er die Stirn runzelt. Okay, kein gutes Zeichen. "Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich einen Fehlkurs?" Marco sieht mich an und seufzt. "Als ob du in Mathe einen Fehlkurs bekommen würdest. Aber du hast hier einen Fehler gemacht. Schau mal." Er schiebt mir meine Arbeit zu und zeigt auf die Aufgabe. "Ja, und? Die Frage ist, welches Volumen der Teich hat und das habe ich berechnet.", "Hast du, aber mit der falschen Einheit. Guck mal, du hast mit Metern gerechnet, da steht aber eine Tiefe von 30 Zentimeter. Du hättest die 30 Zentimeter also im Meter umrechnen müssen." Ich schlage mir die Hand gegen die Stirn. "Schon wieder! Das passiert mir ständig. Ich lese immer nicht gründlich genug.", seufze ich traurig. "Das musst du aber, Miley. Gerade in Mathe ist das wichtig, weil da so viel in einer Aufgabe versteckt sein kann." Ich nicke seufzend. "Aber sind trotzdem noch 13 Punkte. Hier hinten drauf hattest du auch einen kleinen Fehler." Ich verziehe das Gesicht. "Das versaut mir meinen Durchschnitt von fast 15 Punkten." Marco lacht laut auf. "Bei den anderen höre ich immer Yeah, fünf Punkte! Kein Fehlkurs! Und du jammerst, weil du statt 14 nur noch 13 hast.", "Ja, Mathe liegt mir eben. Dafür bin ich in Geschichte umso schlechter." Marco nickt wissend. Er kennt alle meine Noten, da wette ich drum. "Wie kommst du mit den Aufgaben voran?", "Geht schon. Die hier verstehe ich nicht. Kein Plan, was die da von mir wollen." Marco liest die Aufgabe durch. "Na ist doch ganz einfach.", fängt er an und erklärt dann, wie ich vorzugehen habe.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt