Kapitel 22

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Timos Sicht:

Es klopft leise an der Tür und alles sehen hin. Wir sitzen alle auf dem Boden in meinem Zimmer und spielen - mein Gott, wir sind ja so erwachsen - Flaschendrehen. Ist aber irgendwie ganz witzig und gehört zu einer Klassenfahrt dazu. "Herein!", trällert Tom, nachdem er sich von Lauras Lippen gelöst hat. Der ganze Kram hier ist so abgefuckt und kindisch aber mit ein wenig Alkohol ist das vor allem unglaublich witzig. Laura wischt sich seufzend über den Mund. "Du hast mich total vollgesabbert." Ich lache laut darüber. Eigentlich schwärmen alle Weiber davon, dass Tom so unglaublich toll küssen kann. Aber jetzt hat er Laura alles an Spucke gegeben, was er besitzt, als die Flasche auf ihn zeigte und er die Aufgabe bekam Laura abzulecken. Als die Tür aber aufgeht und Miley mit geröteten Augen und blassem Gesicht dort steht, verfliegt mein Lachen sofort. "Bin gleich wieder da.", murmle ich und springe auf, um meine beste Freundin an die Hand zu nehmen. Hinter mir schließe ich die Tür und nehme sie sofort in den Arm. Ihre kleinen Hände krallen sich an meinem Rücken in mein T-Shirt, ihr Gesicht vergräbt sie an meine Brust, aus ihrer Kehle dringt ein herzzerreißendes Schluchzen, welches dafür sorgt, dass es mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt. Ich drücke ihr einen sanften, vor allem aber einen liebevollen Kuss auf den Scheitel und halte sie einfach nur fest, damit sie sich ausweinen kann. "Was hat er getan?", frage ich sie leise. "Er hat nach Mom gefragt.", wimmert sie leise. Seufzend drücke ich sie fest an mich. Ich wusste, dass das kommen wird. Ich wusste, dass er irgendwann fragen wird, wo Elena ist, warum sie nicht bei ihrer Tochter ist, warum Miley wegen ihr nicht mehr redet. Ich hasse Elena für das, was sie getan hat und hoffe, dass Miley sie nie mehr sehen muss. Diese Frau hat als Mutter versagt, ganz einfach. Miley hat das nicht verdient. Ich sollte mit Reus reden, Ich sollte ihm sagen, dass er Miley nie wieder auf Elena ansprechen soll. Er hat kein Recht darauf zu wissen, was damals war, wenn Miley nicht möchte, dass er es weiß. Ich bin ihr bester Freund, beinahe großer Bruder und werde jeden umhauen, der sie bedrängt. Miley ist das liebste Mädchen dieser Welt, nie würde sie auch nur einer Fliege etwas zu leide tun. Selbst wenn sie hysterisch kreischt, weil sie eine Spinne entdeckt, dann will sie, dass ihr Vater oder ich sie nach draußen bringen anstatt sie mit dem Schuh zu erschlagen. Ihr Herz ist so rein wie das eines Engels. Früher habe ich sie auch immer Engel genannt, aber irgendwann fand sie das doof und hat gesagt, dass ich nicht mehr ihr Freund bin, wenn ich das immer zu ihr sage. Tja, als wir sechs waren hat mich das eben noch aufgehalten. Heute würde ich darüber lachen und sie weiterhin so nennen. Miley beruhigt sich langsam wieder, weshalb ich sie zu der kleinen Mauer ziehe, die hier im Flur eine Palme umgibt, damit wir uns drauf setzen können. "Soll ich mit ihm reden?" Sie schüttelt den Kopf und wischt sich schniefend die Tränen weg. "Es hat mich nur so heruntergezogen, weißt du?" Ich nicke wissend und lege meinen Arm um sie. Von meinem Zimmer ist lautes Grölen zu hören, woraufhin Miley schmunzelt. "Was machen sie?", "Flaschendrehen und saufen.", antworte ich seufzend, was sie zum Lachen bringt. "Wenn wir beide mitmachen, werden wir beide heute ziemlich viel rumknutschen.", "Die werden nie verstehen, dass wir indirekt Bruder und Schwester sind. Die werden für immer versuchen uns zu verkuppeln.", "Mhm. Wir können froh sein, dass Jette es toleriert und sogar amüsant findet, dass wir beide bei dem Spiel immer rummachen müssen.", "War am Anfang aber ziemlich schwer ihr zu beweisen, dass sie sich da keinen Kopf machen muss." Schmunzelnd sieht Miley mich an und nickt wissend. "Komm, Süße, du brauchst dringend mal etwas zu trinken. Alkohol zum locker werden." Sie verdreht die Augen und hievt sich hoch. Wenn sie genug Alkohol getrunken hat, dass sie nur noch kichert, hat sie keine Probleme mehr, mit anderen zu reden. Dafür muss sie aber auch das ein oder andere getrunken haben. In großen Mengen, meine ich. Sonst wird das nichts. Aber sie ist unglaublich niedlich, wenn sie betrunken ist. Dann kichert sie immer wie eine Vierjährige und will sich immer auf mich legen, um zu schlafen. Das muss ich aber verhindern, denn sonst liegt sie wirklich auf mir und bewegt sich da nicht mehr herunter, wenn sie eingeschlafen ist. Haben wir alles schon durch. Ihr erstes rchtiges Besäufnis hatte sie in der Gegenwart ihres Vaters und mir. Wir haben uns abends an den Küchentisch gesetzt und sie abgefüllt. Sie sollte diese Erfahrung nicht unter fremden machen und sich dann vermutlich noch blamieren. Sie sollte lernen zu erkennen, wo die Grenze ist. Und das war so süß! Sie wird dann anhänglich und will kuscheln. Naja, und dann eben noch dieses Kichern. Ihr Vater hat die ganze Zeit gestrahlt, weil er froh darüber war, dass sie nicht durchdreht und weil sie einfach sein ein und alles ist. Frederik ist er toller Vater. Alles, was Elena zerstört hat, macht er wieder wett. Er liebt Miley so sehr und für mich ist er auch wie ein Vater. Miley und ich haben oft versucht ihn mit meiner Mom zu verkuppeln aber keine Chance. Die beiden weigern sich total! Dabei wären sie das absolute Traumpaar und meine Mutter hat Miley eh schon so gut wie adoptiert, genauso wie Frederik mich. "Miley, meine Süße! Komm her und mach mit!", brüllt Tom grinsend. Miley verdreht die Augen. "Bevor ich dich an sie lasse, werde ich mir lieber selbst die Eier abhacken, Alter.", lache ich und schiebe Miley weit von ihm weg. Tom grinst und trinkt von seinem Bier. "Okay, Ich bin dran!", ruft Laura und dreht die Flasche. Sie bleibt an mir hängen und ich stöhne frustriert. Laura grinst fies und steht auf. Oh nein. Sie geht zu ihrer Handtasche, in der sie sämtliches gemeines Zeug versteckt hat. Mit einem großen Pflaster in der Hand kommt sie zurück und ich runzle die Stirn. Noch ehe ich's mich versehe, klebt das Ding auch schon auf der Innenseite meines Oberschenkels, da ich eine Kurze Hose an habe und diese beim sitzen auch noch etwas hochgerutscht ist. Ich lache auf. "Und was soll das jetzt?", "Abziehen.", lächelt sie böse. Ich runzle die Stirn. "Das ist so'n Kaltwachsstreifen, Alter.", sagt Rico. Ich starte ihn entsetzt an, bis mein Blick auf Laura fällt, die unschuldig lächelt. "Bist du irre?" Sie zuckt lächelnd mit den Schultern. "Mach du es.", seufze ich und halte Miley meinen Oberschenkel hin. Sie nimmt mit Zeigefinger und Daumen eine Ecke und sieht mich unsicher an. "Mach einfach. Ich kann das schon ab.", murmle ich etwas unsicher. Sie nickt und reißt mit einem mal das ganze Ding von meinem Bein. "Scheiße!", brülle ich viel lauter als ich es erwartet hätte. Auf meinem Bein ist nun ein kahles Rechteck. Ja ganz toll. Und brennen tut das auch wie sau! Vor mich hin fluchend konzentriere ich mich auf den weiteren Spielverlauf und irgendwann zeigt die Flasche auf Miley. "Ihr wisst schon was kommt. Los, ablecken! Und zwar so richtig!", grinst Diana Miley an. Miley verdreht die Augen und beugt sich einfach zu mir, um mir ihre Zunge in den Hals zu stecken. In dem Moment klopft es an der Tür und geht gleich danach auch schon auf. Ich löse mich von Miley und sehe hin. Reus steht dort und starrt Miley an, dann mich. "Ich wollte nur sagen, dass ihr bitte ruhiger sein sollt. Hier wohnen auch noch andere Leute im Hotel." Mit diesen Worten verlässt er das Zimmer. Mein Blick schweift zu Miley, der bereits eine Träne über die Wange läuft.

Mein LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt