-22- Nikolas

20K 912 128
                                    

Der Tag begann wie eh und je. Mit dem ersten Wimpernschlag drehte ich mich auf die andere Seite und betrachtete die Leere Hälfte meines Bettes.
Jeden Abend und jeden Morgen bereute ich was ich getan hatte am meisten. Wahrscheinlich weil das die einzige Zeit am Tag war, in der mein Kopf für solche Angelegenheiten offen war.
Ich schätze mich dann aus dem Bett und wahr heilfroh als ich eine viertel Stunde später mit einem Kaffee in der Hand, das Haus verließ und mich auf den Weg zum Büro machte.
Ich stieß die Luft zwischen meinen Lippen aus, als ich mich in meinen Chefsessel fallen ließ.
Ein Tag wie jeder anderer. Zugepumpt mit Arbeit und Stress. Nicht das ich etwas dagegen hätte. So hatte ich keine Möglichkeit mich lange in meine Erinnerungen an Teresa zurückzuziehen.
Gegen 11:00 Uhr klopfte es an der Tür und mit einem Blick auf meinen Kalender wurde mir bewusst, dass ich keinen Termin hatte.
"Herein?!", schrie ich und mein Anwalt stiefelte herein. Er sah lächerlich aus in seinem verdammt teuren Anzug.
Er trat auf wie ein gigantischer Schrank. Mit seinen eckigen Schultern und seinem breitbeinigen Gang fast schon eckig.
"Was ist los?", fragte ich ihn als mir die winzig wirkende Aktenmappe in seiner Hand auffiel. Er kam nie einfach so her, wenn es nicht etwas wirklich dringendes war.
"Mr. Harrow. Ich wollte Sie nicht stören, aber es ist wichtig.", gab er zu und der Unterton in seiner Stimme ließ nichts positives Erahnen.
"Ist in Ordnung. Setzten sie sich."
Ich deutete auf den Stuhl mir gegenüber.
Er legte die Mappe ab, welche nun auf dem Tisch nicht mehr so winzig wirkte, öffnete den Kopf seines Jacketts und ließ sich auf den Stuhl sinken.
Wäre die Stimmung nicht so angespannt, hätte ich sicher gelacht. Dieser gigantische Mann von Anwalt sah so überdimensional in meinem Büro aus.
"Also Mr. Harrow. Ich wurde heute von der freundlichen und äußerst attraktiven Amanda Frey kontaktiert.", offenbarte er mir.
Sofort schrillten alle Alarmglocken die irgendwie in meinem Kopf schallen konnten.
"Und?", Fragte ich, während ich verzweifelt versuchte die Unsicherheit in meiner Stimme zu verbergen.
"Sie wurde von Ms. Teresa Harrow engagiert und hat eine Scheidung beantragt."
Die Welt um mich herum fing an zu bröckeln und ich spürte wie sich der Schmerz in meinem Körper ausbreitete.
"Wann?"
"Vor 30 Minuten ist der Antrag bei mir eingegangen. Sie möchten sich in einer Woche mit uns hier in New York treffen um alles zu besprechen."
Ich nickte nur und deutete ihm zu gehen.
Ich wählte die Nummer des Empfangstresens und schon trellerte die quitschige Stimme meiner Sekretärin durch den Hörer.
"Ja Mr. Harrow? Mein Gott. Der Mann der da gerade aus ihrem Büro kommt sieht aber streng aus."
"Halten sie die Luft an. Das geht sie nichts an.", blaffte ich sie an. Eigentlich verkniff ich es mir sonst, aber sie tat schon von Anfang an so, als kannten wir uns schon immer:
"Sagen sie meiner Assistentin sie soll mir mein Mittag besorgen." und legte auf.
Das mir dieser Tag zu viel abverlangt hatte, merkte ich als ich am Abend hundemüde in mein Bett fiel und sofort einschlief.
Die kommende Woche verbrachte ich in erster Linie mit Überlegungen wie ich sie umstimmen könnte. Sie hatte mir in der Villa klar und deutlich eine Abfuhr gegeben. Aber ich wollte sie nicht einfach so gehen lassen.
Und Arbeit war natürlich ein wesentlicher Teil meines Tages.
Ich verbrachte jede meiner Mittagspausen mit meinem Anwalt um mich mit ihm über alles mögliche austauschen zu können.
Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie wirklich die Scheidung wollte. Aber, wie sollte ich es ihr verübeln? Ich war ein Arsch. Ein riesiger Arsch. Und alles nur wegen Zoey.

Nein.. wegen mir..
Ich hatte sie verlassen. Es war allein meine Entscheidung.

Hass michWo Geschichten leben. Entdecke jetzt