Hass mich

-52- Teresa

Ich war zweimal pro Woche bei einer Psychologin die mir helfen sollte und von Woche zu Woche wurde es leichter.
Und sie vergingen so schnell.
Mittlerweile hatten wir Mai und heute hatte Jordan Geburtstag. Es war tatsächlich schon 6 und würde Ende des Sommers in die Schule kommen.
Ich hatte einen Kuchen gebacken und Nikolas und ich würden Jordan gleich wecken.

"Bereit?", fragte ich Nikolas als wir vor der Tür standen.

Wir sangen das Geburtstagslied und mein verträumter Stiefsohn rieb sich müde die Augen: "Danke.."

Er pustete die Kerzen aus und zog sich blitzschnell um, damit er mit uns die Geschenke öffnen konnte.

Wir hatten uns dazu entschieden, dass das Hauptgeschenk eine neue Familie werden sollte. Das bedeutet, dass Nikolas und ich beim Jugendamt waren und die Adoption beantragt haben.  Der Vorgang war natürlich nicht in wenigen Stunden abgetan, aber die ersten Schritte waren getan.

Er wickelte das Geschenk aus und guckte mich fragend an. Er hielt einen Bilderrahmen mit einem Bild darin in den Händen. Er war der Künstler des Bildes und hatte es nach vollendeter Arbeit in den Papierkorb geworfen.

"Warum schenkt ihr mir das?", fragte er irritiert.

"Das wünschst du dir doch?", fragte ich: "Eine Familie.."

"Ja." Er nickte.

"Nun. Papa und ich waren beim Jugendamt und haben eine Adoption beantragt."

"Eine Atobdion?"

Ich lachte: "Ja. Das bedeutet, dass ich deine Mama werde. Offiziell. Ich werde auf allen wichtigen Papieren als deine Mama stehen. Du heißt dann auch Harrow und gehörst dann offiziell zu der Familie. Dann kann dich uns niemand mehr wegnehmen."

"Wow..", hauchte er leise und betrachtete das Bild kurz. Dann stand er auf und umarmte erst seinen Vater und dann mich.

"Los. Jetzt die anderen Geschenke!", bestimmte ich.

Gegen Nachmittag kam dann die ganze Familie.

"Wie gehts dir?", fragte Maria während sie mir half die Plätzchen in Schüsseln zu füllen.

"Es geht.", antwortete ich: "Die Zeit macht es leichter. Vorallem aber die Kinder. Sie lenken mich ab."

"Ja. Jordan macht es toll. Er hilft mir ganz viel mit Quentin.. und heute Mutter.. sie war so oft hier.."

Maria nickte: "Das finde ich auch total krass.. wie schnell sich Mutter mit der Situation arrangiert hatte. Ich meine.. sie hat ab dem Tag ja wirklich häufig mit Jordan Zeit verbracht und liebt ihn ja jetzt wirklich."

"Sie hat einen Ersatz gesucht..", stellte ich fest.

"Möglich."

"Mama? Bekomme ich ein Plätzchen?", fragte Jordan mit großen Augen, als er in der Tür erschien.

Ich reichte ihm eines und schon war er wieder weg.

"Naja.. sie wird nie weg sein. Sie ist meine Prinzessin und wird es immer bleiben.."

Maria nahm mich in den Arm: "Wenn du mal jemanden zum Reden brauchst.. melde dich.."

Ich nickte und dann gingen wir wieder zurück zu der Familie.

Jordan hatte schon fleißig Geschenke ausgepackt und das Papier im ganzen Wohnzimmer verteilt.

Als er mich sah lachte er fröhlich und hielt einen Drachen in die Luft.

"Guck mal Mama! Ich habe einen neuen Drachen bekommen."

"Warte.. ich sehe ihn mir gleich an.", verkündete ich lachend und brachte den Kuchen ins Esszimmer.