-63- Teresa

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Jeder Knochen in meinem Körper tat schrecklich weh, doch meine Gedanken lagen bei meiner Tochter.

Hat er sie gerettet?

"Wie geht es ihr?"
Nikolas Stimme füllte die Stille.
"Ihre Frau ist soweit stabil. Sie erlitt eine Gehirnerschütterung. Eine Rippe ist gebrochen und zwei andere sind geprellt, doch sie ist eine gesunde, junge Frau und wird definitiv durchkommen."
"Danke."
Ich hörte wie eine Tür zugezogen wurde und ein Stuhl direkt neben meinem Bett über den Boden kratzte.

"Teresa.. es tut mir so leid. Ich hätte viel eher bemerken müssen, dass du nicht da warst. Warum bist du da alleine hin? Warum hast du mich nicht geweckt? Dein Glück, dass er nicht daran gedacht hat dein Handy einzuziehen! Sonst hätte ich dich nie gefunden."

Ich wollte ihn trösten und versuchte etwas zu sagen oder meine Augen zu öffnen, doch mein Körper gehorchte mir nicht und ich spürte wie er und seine Stimme sich entfernten und ich langsam aber sicher zurück in die Einsamkeit und Dunkelheit der Bewusstlosigkeit gezogen wurde.

"Nikolas es tut mir so leid! Wie geht es ihr?" Nicole war da.
"Die Ärztin meinte sie wird es überleben aber sie sieht wirklich schlecht aus."
"War sie schon mal wach?"
"Nein.", Nikolas stoppte kurz und ich hörte wie er seine Nase hoch zog. Dann sprach er leise und sehr traurig weiter: "Ich hätte es eher bemerken müssen."

"Nein das war nicht deine Schuld. Sie hat diese Entscheidung für sich getroffen und sie musste es machen. Was ist jetzt eigentlich mit James?"

"Er wurde festgenommen. Ärgerlicherweise musste er jetzt aber erst ins Krankenhaus, weil wir ihn blöderweise etwas zu wenig stark erwischt hatten, aber nach einer Not-OP ist er jetzt natürlich wieder stabil. Doch ich denke nicht dass er je wieder auf freien Fuß gesetzt wird."

"Und das Geld?"

"Das haben wir auch zurück. Aber das ist definitiv nicht das Wichtigste."

Wieder werde ich zurück in die Dunkelheit gezogen.

Ich schreckte aus einem schrecklichen Traum hoch und konnte kaum glauben dass ich wirklich wach war.
Nikolas saß auf dem Stuhl neben meinem Bett. Auch er schreckte hoch und sah schrecklich ausgelaugt, müde und fertig aus. Augenringe hatten sich um seine grauen Augen gebildet.

"Hi", begrüßte ich ihn leise.

"Gott sei Dank. Du bist wach. Geht's dir gut? Hast du Schmerzen? Soll ich eine Schwester rufen?"

Ohne meine Antwort abzuwarten drückte er den Alarmknopf an meinem Bett. Dann ergriff er meine Hand und im nächsten Augenblick stand die Schwester schon im Zimmer.

"Miss Harrow. Sie sind also wach! Wie geht es Ihnen? Tut Ihnen etwas weh?"

"Im Prinzip mein ganzer Körper."
Ich versuchte zu lachen, doch es klang ehr erbärmlich als fröhlich und tat schrecklich weh.

"Sie haben eine gebrochene Rippe und zwei geprellte. Dazu kommt eine Gehirnerschütterung. Also bitte die meiste Zeit liegen bleiben. Wenn sie aufstehen wollen, bitte nur wenn jemand in ihrer Nähe ist. Und wenn ihnen schlecht wird..", sie hielt eine Schüssel in die Luft: "Dann hier rein."

Ich nickte und dann verabschiedete sich die Schwester mit den Worten: "Ich hole die Ärztin." und verließ dann mein Zimmer.

"Nikolas was ist mit Isabelle?"

"Sie ist in Sicherheit." verkündete er. "Sie ist momentan noch auf Kinderstation aber es geht ihr eigentlich gut. Sie wurde aber komplett durchgecheckt und wir warten jetzt eigentlich nur noch auf die Ergebnisse der Blutuntersuchung."

"Gut. Warst du bei ihr?"

"Ja. Sie hat mich direkt Papa genannt.", verkündete er stolz.

"Hm. James hat sowas angedeutet."

"Ich weiß..", meinte er nur und drückte meine Hand fester.

Die Tür wurde geöffnet und eine schmale, mädchenhaft wirkende Ärztin betrat das Zimmer.

"Mrs. Harrow.", Sie hielt mir die Hand entgegen: "Willkommen zurück. Ich bin Dr. Bartneg. Schwester Angelique hat sie schon über ihren Zustand aufgeklärt, wie ich gehört habe.
Sie können aber, wenn es ihnen einiger Maßen gut geht, morgen das Krankenhaus verlassen."

"Vielen Dank. Dürfte ich hier im Haus einen anderen Patienten besuchen?", fragte ich sie kleinlaut.

Trotz ihrer geringen Körpergröße, hatte ich Respekt vor ihr. Sie hatte eine unglaublich überlegene Ausstrahlung.

"Ihre Tochter nicht wahr?", stellte sie mehr fest als dass sie es fragte: "Es spricht nichts dagegen. Aber heute nur im Rollstuhl und nur wenn sie geschoben werden."

"Danke."

"Gut. Haben sie noch Fragen?"

"Wo bekommen wir einen Rollstuhl her?", ergriff nun Nikolas das Wort.

Die Ärztin lachte: "Ich lasse Schwester Angelique einen her bringen. Wenn das dann alles ist, sehen wir uns morgen."

"Nochmal. Danke!", rief ich ihr hinterher als sie mein Zimmer verließ.

Kaum war die Tür geschlossen schlug ich die Decke zurück und warf die Beine aus dem Bett.

"Was hast du vor?", fragte mich Nikolas ein wenig verwirrt.

"Ich gehe mich umziehen.", erklärte ich.

"Oh Nein. Du bleibst sitzen. Die Schwester muss dir noch den Katheter ziehen und das Go geben dass du aufstehen darfst."

Im selben Augenblick wurde die Tür geöffnet und Schwester Angelique schob einen Rollstuhl ins Zimmer.

"Aber Mrs. Harrow. Was soll das denn werden?"

Hass michWo Geschichten leben. Entdecke jetzt