-37- Teresa

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Wir hatten gerade die Kinder ihre Bettchen gelegt und uns mit einem Latte Macchiato auf die Couch gesetzt, als Nikolas das Wort ergriff.

"Teresa..", fing er leise an zu stottern: "Zoey hat sich gestern bei mir gemeldet und sie war bei mir im Büro."

"Okay.."

"Sie hat ein Formular für mich abgeben, in dem sie offiziell das Sorgerecht abgibt."

"Was?", fragte ich verblüfft: "Sie gibt ihn weg? Einfach so?"

"Ja. Einfach so."

"Ach herje. Das arme Kind. Du wirst das Sorgerecht doch übernehmen? Oder?"

"Natürlich. Er ist doch mein Sohn. Ich weiß nur nicht wie ich das alles schaffen soll.. Ich meine.. Ich nehme an, du möchtest wieder nach Miami zurück. Dann stehe ich alleine mit einem Fünfjährigen da." 

"Ich will zurück nach Miami. Ja. Es ist schließlich mein Zuhause. Das Zuhause meiner Kinder. Aber.. Ich könnte es nicht ertragen, ohne dich zurück zu kehren."

"Wirklich?"

"Ja... Ich meine.. Das Haus hat dir doch auch gefallen? Nicht wahr?? Und wir könnten eines der Gästezimmer renovieren. Damit Jordan auch sein Zimmer bekommt."

"Du wärst bereit ein fremdes Kind großzuziehen?", fragte er mich ungläubig.

"Ja. Er ist so ein lieber Junge. Und du könntest den einst in Miami geplanten Firmensitz ja jetzt gründen. Wenn du das mit dem Jugendamt geklärt bekommen solltest."

"Natürlich. Ich stehe seit einem halben Jahr dauerhaft in Kontakt mit dem Jugendamt. Ich werde sofort bei unserer Betreuerin anrufen und sie fragen was sie davon hält.", sagte er und stand auf.

"Nein. Warte noch. Sprich erst mit Jordan. Erkläre ihm was los ist und frage ihn ob er damit einverstanden wäre, weg zu ziehen."

Nikolas sah mich nüchtern an und setzte sich wieder hin.

"Du hast recht. Dann frage ich ihn wenn er aufwacht."

Ein kleiner Junge in einem Weltraumschlafanzug erschien in der Tür.

"Mama will mich wirklich nicht mehr?", fragte Jordan mit großen Augen.

Nikolas saß wie erstarrt da und blickte ihn an. Nachdem er einige Sekunden nichts gemacht hatte, stand ich auf und setzte mich vor Jordan auf den Boden.

"Ja, Großer. Deine Mama scheint es besser zu finden, wenn du bei Papa bleibst. Sie hat Angst, dass sie sich nicht richtig um dich kümmern kann."

"Aber.. Sie ist doch meine Mama..", stotterte er leise und eine dicke Träne lief ihm über die Wange.

"Ich weiß..", sagte ich und zog ihn rittlings auf meinen Schoß. Er kuschelte sich sofort an meine Brust und ich streichelt ihm beruhigend über die Haare.

"Aber Jordan. Deine Mama hat dich gehauen. Du durftest nie etwas süßes haben.", versuchte ich es ihm zu erklären: "Deine Mama kann dir nicht zeigen, dass sie dich liebt. Aber das tut sie. Dessen bin ich mir sicher. Sie muss es nur noch lernen. Wie man jemandem zeigt, dass man ihn Liebt, meine ich. Wenn sie es gelernt hat, wird sie dich wieder abholen."

"Und so lange darf ich bei dir wohnen?", fragte er und sah mir tief in die Augen.

"Genau. Nur wenn du möchtest natürlich. Wir würden zu mir nach Hause fliegen. Ich wohne nämlich in einem großen Haus mit vielen Zimmern. Und du würdest natürlich auch eines bekommen.", offenbarte ich ihm.

"Darf ich bei dir Süßigkeiten essen?", fragte er.

"Sicher. Aber nicht immer."

Ich wischte ihm die Tränchen von den Wangen und küsste ihn auf die Wange.

"Wir machen das schon schön."

Nikolas schien aus seiner Schreckstarre erwacht zu sein und hockte sich nun neben mich.

"Wir werden alle nach Miami gehen. Quentin, Isabelle, du, Tess und ich."

"Wie eine richtige Familie?", fragte Jordan mit großen Augen.

"Nicht wie eine richtige Familie. Wir sind eine richtige Familie.", sagte ich Jordan und wuschelte ihm durch die Haare.






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