-66- Teresa

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"Vielen Dank!", rief ich freudig aus, als ich mir das Esszimmer und die Kuchen ansah.

Ein Schokohimbeerkuchen, mit der Aufschrift: 'Willkommen zurück kleine Prinzessin', stand auf dem Tisch.

Kleine rosafarbene und gelbe Zuckerblumen bildeten einen wortwörtlich Zuckersüßen Rand.

Isabelle trug ein glitzerndes Kleid mit rosa Top und Regenbogenfarbenen Tüllrock, welches sie nach dem Mittagsschlaf in ihrem Schrank entdeckt hatte. Sie hatte sich nicht davon abbringen lassen, es anzuziehen und ich war nicht gewillt meiner Prinzessin so etwas zu verbieten.

Sie drehte sich kichernd im Kreis, doch Quentins Blick lag immer noch misstrauisch auf ihr.

Die beiden Jungs trugen Hosen mit Hosenträgern und sahen auch zum Anbeißen aus.

"Wie spät ist es?", rief ich gerade durchs Haus, als ich die Klingel hörte.

"Hallo Teresa!", Begrüßte mich meine Schwiegermutter fröhlich und nahm mich in den Arm.

"Hallo. Kommt doch rein."

"Wie geht es dir?", Fragte mich mein Schwiegervater.

"Besser. Viel Besser. Macht euch keine Sorgen."

"Hallo ihr Süßen!", rief Nicole fröhlich den Kindern zu. Diese beiden wussten schon seit dem Tag, als wir sie befreit haben, das Isabelle noch lebt. Dementsprechend, waren sie nicht geschockt und wir mussten ihnen nichts mehr erklären.

Doch im nächsten Moment klingelte es erneut und die ersten Ahnungslosen standen vor der Tür.

Marc und Willow.

"Oh meine Hübsche. Nikolas hatte uns geschrieben, dass du verletzt bist, aber nicht warum! Wie geht es dir?", sprudelte meine Tante sofort los.

"Sehr gut. Ich zeige euch auch gleich den Grund. Los. Kommt mit!", rief ich aus und deutete auf das Wohnzimmer.

Die beiden lachten nur und zogen ihre Schuhe aus.

Sie kamen hinter mir ins Wohnzimmer und machten riesige Augen, als sie das kleine Mädchen sahen.

"Das, meine Lieben, ist Isabelle. Eine lange und komplizierte Geschichte, die ich gerne nachher vor allen erzählen möchte. Tatsache ist aber erstmal: Isabelle ist nie gestorben und wir haben sie wieder.", verkündete ich.

"Wirklich?", fragte mein Bruder mit weit aufgerissenen Augen. Sofort ging er vor ihr auf die Knie und betrachtete sie.

"Stimmt. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht.", stellte er verblüfft fest.

"Aber wie kann das sein?", fragte meine Tante und hielt sich an der Lehne des Sofas fest.

"Das erkläre ich euch nachher. Versprochen."

Für weitere Fragen ihrer Seits blieb keine Zeit mehr, weil ich erneut zur Tür laufen musste.

Wobei 'laufen' eigentlich das falsche Wort ist.

Meine Schritte waren klein und langsam, sodass 'gehen' oder 'spazieren' besser passten.

Nachdem ich auch Nikolas Schwester und den Kindern in Kurzform erklärt hatte, was passiert war beschloss ich die gesamte Geschichte zu erzählen.

"Also meine Lieben. Während ihr jetzt gleich jeder ein Gläschen Sekt in die Hand gedrückt bekommt, erzähle ich euch die ganze Geschichte.", verkündete ich und begann zu erzählen:

"Wie ihr alle wisst, ist Isabelle am zweiten Weihnachtsfeiertag letztes Jahr sehr krank geworden. Sie hatte eine Meningitis, also eine Hirnhautentzündung und genau dieser Erkrankung kann zum Tod führen. Nun ist es aber so, aber das Isabelle nicht gestorben ist. Der Mann der mich vor einiger Zeit, lange vor den Kindern, vergewaltigt hatte, hatte sich noch während meiner Schwangerschaft mit dem Zwillingen mit meiner Mutter verbündet und den Plan geschmiedet, eines der Kinder zu entführen. Wie ihr nun aber wisst, haben Nikolas und ich nach der Geburt der Kinder eine Pause eingelegt und somit war für James und meine Mutter nicht sicher gewährleistet, dass sie Geld im Tausch für das Kind bekommen würden. Denn woher sollten sie wissen, dass Nikolas auch wirklich bezahlen würde?!", ich erzählte die Geschichte und mit jedem Wort wurden die Augen meiner Zuhörer größer. "Und deswegen war ich im Krankenhaus."

"Du spinnst doch?!", platzte es aus meinem Bruder heraus. "Ich hätte dich verlieren können.."

Er sprang auf und umarmte mich ziemlich fest, während meine Tante einfach nur da saß und ins Leere starrte.

"Willow? Alles in Ordnung.", fragte ich sie und augenblicklich löste Marc die Umarmung und drehte sich zu unserer Tante. 

Sie setzte ein gespieltes Lächeln auf und leerte ihr Glas mit einem Zug.

"Ja. Schon okay.", gab sie kurz zurück. "Wenn ihr aber nichts dagegen habt, hätte ich gerne einige Minuten für mich."

"Klar. Oben hast du deine Ruhe. Du kannst dich auch gerne auf die Dachterasse setzen.", schlug ich ihr vor. Sie stand auf und ich sah ihr sofort an, wie schwer sie das getroffen hatte. 

"Also. Wenn ihr möchtet, würde ich vorschlagen euch allen erstmal einen Cocktail zu mixen."

Niemand sagte etwas. Ale nickten nur stumm und beobachteten Isabelle, wie sie die Puppe in den Puppenwagen legte, zudeckte und letztendlich doch wieder raus holte. 

Nikolas verschwand und ich lud alle ein, erstmal im Esszimmer platz zu nehmen. 

Nach den Cocktails schienen alle wieder etwas besser drauf zu sein und den Schock runter gespült zu haben, sodass nun die ersten Fragen auf Nikolas und mich geschossen wurden.

"Eines verstehe ich nicht,", begann Nicole: "Wen haben wir dann beerdigt?"

"Das muss noch herausgefunden werden. Die Polizei ist ja jetzt dran und die werden mit Sicherheit das Grab öffnen und nachsehen, wer oder was da in der Urne ist. Die Ärztin, die mit den beiden unter einer Decke gesteckt hatte, wurde zwar festgenommen, hat sich aber noch nicht dazu geäußert."

"Und was passiert jetzt mit den beiden?"

"Naja. Sie wurden festgenommen und ich werde alles was ich habe daran setzten, dass sie die höchste Strafe bekommen.", antwortete Nikolas auf die Frage seiner Schwester.

"Aber Teresa. Sie ist doch deine Mutter.. Wie kann eine Mutter so etwas ihrem Kind beziehungsweise ihrem Enkelkind antun?" Nicole liefen die Tränen über die Wangen, doch ihr Mann reichte ihr gleich ein Taschentuch.

"Sie war meine Mutter. Und das nur in meiner frühesten Kindheit. Seit sie den neuen Mann kennengelernt hatte, war sie unausstehlich."

"Und sie ist tot?", fragte Oliver mich mit großen Augen.

"Ja. Sie ist tot."

"Und das trifft dich nicht im geringsten?", fragte er nach.

"Nein. Meine Mutter ist gestorben als ich 5 war. Es ist lediglich die leere Hülle gewesen, die vor wenigen Tagen bei dem Autounfall ausgelöscht worden ist."

Nicole stand auf und nahm mich fest in den Arm. 

"Liebes.. Wenn du irgendetwas brauchst.. Sag einfach Bescheid."

"Danke. Das ist lieb von dir..", bedankte ich mich und war ehrlich gerührt von ihrer Reaktion. Auch Nikolas schien verwundert.

"Wenn ihr mich jetzt kurz entschuldigen würdet, ich möchte mal nach Willow sehen. Wartet aber nicht auf uns."

Damit ging ich erst in die Küche und überbrühte uns zwei Tees und machte mich dann auf die Suche nach meiner Tante.


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